Zehn Jahre nach der Lahrer Erklärung
Eurodistrikt zieht positive Bilanz
Ortenau. Mit der Verabschiedung der Lahrer Erklärung erfolgte vor zehn Jahren, am 11. Oktober 2008, die Gründung des Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau. ImHistorischen Rathaus vom Landrat des Ortenaukreises Frank Scherer, von den Oberbürgermeistern der großen Kreisstädte des Ortenaukreises und der Stadtgemeinschaft Straßburg unterzeichnet, legte die Erklärung die Grundzüge, Themenbereiche und Hauptziele der zukünftigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit fest und bildete die Geburtsstunde des heutigen Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau. Somit wurde die ursprünglich im Jahr 2003 von Gerhard Schröder und Jacques Chirac formulierte Idee einer neuartigen Form grenzüberschreitender Zusammenarbeit auf lokaler Ebene gelebte Realität.
„Neues wagen, Hürden überwinden und Synergien schaffen, um als grenzüberschreitende Pilotregion die große europäische Idee bei uns auf regionaler Ebene konkret zu leben, warund ist das Ziel“, so der amtierende Eurodistriktpräsident Frank Scherer. Seither definieren Rat und Vorstand die politischen und strategischen Entscheidungen des Eurodistrikts unter Leitung des Präsidenten. In dieses Amt wurden seit 2010 im zweijährlichen Wechsel der Straßburger Oberbürgermeister, Roland Ries (2010 bis 2012 und 2014 bis 2016) und Landrat Frank Scherer (2012 bis 2014 und 2016 bis 2018) gewählt.
Entsprechend der gesellschaftlichen Belange und der grenzüberschreitenden Realitäten im Eurodistrikt bilden die Themenbereiche Mobilität, Zweisprachigkeit, Wirtschaft undArbeitsmarkt, Umwelt und Begegnung seit den Anfängen des Eurodistrikts die inhaltlichen Schwerpunkte seiner grenzüberschreitenden Arbeit. Im Zentrum stand dabei immer der Bürger: „Wir wollen Europa und seinen Mehrwert im Alltag für die Menschen hier bei uns im Eurodistrikt spürbar werden lassen. Denn nur so können wir die europäische Integration, als eine von den Bürgern mitgetragene Integration voranbringen. Deshalb organisierte der Eurodistrikt zur Bürgerbeteiligung auch schon früh grenzüberschreitende Bürgerkonvente“, so Scherer weiter.
Vieles wurde bereits erfolgreich umgesetzt und der Eurodistrikt durch Vorreiterprojekte, zahlreiche Unterstützungen der Zivilgesellschaft und politische Stellungnahmen mit Lebengefüllt. So war der Eurodistrikt beispielweise bereits im Jahr 2008 Vorreiter der grenzüberschreitenden Berufsausbildung, die dann 2013 mit der Kooperationsvereinbarung von St. Louis zur Berufsausbildung im Oberrhein formalisiert wurde. Auch als erster Besteller eines grenzüberschreitenden Sonderlinienverkehrs in Europa, dem Eurodistrikt-Bus zwischen Erstein und Lahr für Arbeitnehmer, zeigte er sich 2017 in seiner Rolle als europäische Laborregion und wurde als gelungenes Praxiseispiel grenzüberschreitender Mobilität jüngst im „EGTC Good Practice Booklet“ vom Europäischen Ausschuss der Regionen vorgestellt.
Mit der Kampagne „Coffee to go nochemol“ – ausgezeichnet mit dem europäischen EWWR-Award – konnte zudem ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung undAbfallvermeidung geschaffen und erstmals grenzüberschreitend gültige Hygieneempfehlungen ausgesprochen werden.
Positiv fällt auch die Bilanz in der Beteiligung der Zivilgesellschaft aus. Über Fachforen schufder Eurodistrikt wiederholt die nötige Plattform, ‚grenzenlos‘ wichtige Themen wie Luftreinheit, Geothermie oder auch Prävention und Sicherheit über den Rhein hinweg gemeinsam zu diskutieren. Über den Schulfonds wurden bisher rund 300 Sprach- und Begegnungsprojekte für Kinder gefördert, Tendenz steigend. Hinzu kommen zahlreiche grenzüberschreitende Begegnungsprojekte aus den Bereichen Sport, Kultur, Tourismus und Gesundheit, die erst durch die finanzielle Unterstützung und fachliche Begleitung des Eurodistrikts möglich wurden und ihn zugleich mit Leben füllen.
„Anlässlich zehn Jahre Eurodistrikt möchten wir kurz innehalten, um auf gemeinsamGeleistetes zu schauen, aber den Blick natürlich auch nach vorne richten - zumal die Zeichen auf positive Weiterentwicklung stehen“.
Am 22. Januar haben der DeutscheBundestag und die Assemblée Nationale in einer gemeinsamen Resolution zur Erneuerung des Elysée-Vertrages ihren Willen zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und insbesondere der Eurodistrikte zum Ausdruck gebracht. Für Eurodistriktpräsident Scherer, der sich seit 2013 für eine solche Fortentwicklung stark engagiert, ein wesentlicher Schritt: „Das ist für uns ein großer Erfolg und eine historische Chance, den Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau zu einer handlungsfähigen Gebietskörperschaft mit einigen sinnvollen eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln, um noch konkreter und bürgernäher und über die Grenze hinweg handeln zu können.“
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