Breitband Ortenau
Erfolgreiche Bilanz trotz Herausforderungen

2023 wurden über 165 Kilometer an geförderten Breitbandleitungen verlegt. | Foto: ag
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Ortenau (st) Der Breitbandförderstopp im Herbst 2022 mit all seinen Auswirkungen, die komplette Neuauflage des Förderprogramms des Bundes im April 2023 sowie bauliche und organisatorische Herausforderungen beim eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau: Das Jahr 2023 war für den Breitbandausbau in der Ortenau sicher kein leichtes. Das betont auch die zuständige Dezernentin im Landratsamt, Diana Kohlmann. Trotz aller Widrigkeiten kann Kohlmann aber auch eine positive Zwischenbilanz ziehen: Denn 2023 wurden über 165 Kilometer an geförderten Breitbandleitungen verlegt, 884 Gebäude in schwierigen Außenlagen ans Glasfasernetz angeschlossen und 13,4 Millionen Euro durch die Breitband Ortenau investiert. Daher zeigt sich die Dezernentin auch entschlossen: Man habe im zurückliegenden Jahr das maximal Mögliche für die Ortenau herausgeholt und gehe daher motiviert ins neue Jahr.

„Obwohl wir auf einem sehr guten Weg mit unserer Ausbaustrategie waren, reihten sich im vergangenen Jahr schmerzhafte Rückschläge und Dämpfer aneinander. Der von Landrat Frank Scherer aufgestellte zeitliche Horizont, jede Bildungseinrichtung und jedes Unternehmen mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen, musste um rund zwei Jahre auf das Jahr 2027 verschoben werden“, so Kohlmann. Auch das Vorhaben, bis 2026 rund 70 Prozent aller Gebäude unabhängig von ihrer bisherigen Versorgung mit Glasfaser auszustatten, werde vermutlich nicht vor 2027 erreicht werden. „Wir können von Glück reden, dass wir vor dem Hintergrund der Haushaltssperre des Bundes nur knapp an einem erneuten Förderstopp vorbeigeschlittert sind,“ gibt die Dezernentin zu bedenken.

Anschluss für 98.000 Gebäude

Das System des Glasfaserausbaus in Deutschland setzt auf einen eigenwirtschaftlichen Ausbau durch Telekommunikationsunternehmen: diese können jedoch frei entscheiden, wo sie ausbauen. Das ist in der Regel immer dort, wo sich das Interesse der Bevölkerung an einem Anschluss ans Glasfasernetz deutlich genug zeigt, man also eine gute Anschlussquote erzielen kann, und wo die Infrastruktur einen für die Unternehmen wirtschaftlichen Ausbau ermöglicht, also meistens in den Ortskernen. Die in der Ortenau agierenden privaten Telekommunikationsunternehmen Vodafone, Deutsche Glasfaser, Unsere Grüne Glasfaser (UGG) sowie die Telekom haben angekündigt, mit Gesamtinvestitionen von mehr als 300 Millionen Euro rund 98.000 Gebäude ans Glasfasernetz anzuschließen. Für fast jede Kommune in der Ortenau gebe es verbindliche Vereinbarungen mit einem privaten Ausbaupartner, berichtet Josef Glöckl-Frohnholzer, Geschäftsführer der Breitband Ortenau. „Der eigentliche Anschluss des Gebäudes ans Glasfasernetz ist dabei in der Regel kostenlos für die Eigentümer, für die monatliche Datentarife fallen dann Kosten an“, erläutert der Breitband-Chef das Prinzip.

Vor allem in den Außenbereichen, in denen lange Strecken durch Leitungen überbrückt werden müssen und nur wenige Gebäude angeschlossen werden können, ist der Glasfaserausbau unwirtschaftlich. Damit die Erschließung auch dieser Bereiche gesichert ist, können Kommunen auf Fördermittel durch den Bund in Höhe von 50 Prozent und eine darauf aufbauende Förderung des Landes Baden-Württemberg in Höhe weiterer 40 Prozent zurückgreifen und selbst ausbauen.

Die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG, die 2017 eigens für den geförderten Ausbau durch den Landkreis gemeinsam mit 47 Ortenauer Kommunen gegründet wurde, will im Rahmen von „GIGA | Ortenau“ eine flächendeckende Versorgung von ganzen Gemarkungen mit möglichst geringem zeitlichen Versatz hybrid – das heißt eigenwirtschaftlich und gefördert im Zusammenspiel – erreichen. Ziel ist vor allem auch, dass bereits bei den Arbeiten zum eigenwirtschaftlichen Ausbau Leerrohre für den geförderten Ausbau mitverlegt und damit erforderliche Tiefbauarbeiten auf ein Minimum reduziert werden.

"Planungen wurden mehrfach ausgebremst"

„Durch den Förderstopp im Herbst 2022 wurden unsere Planungen mehrfach ausgebremst, vieles musste mehrmals gänzlich umgestellt werden. In der Folge ließen sich bereits laufende Maßnahmen nicht mehr mit den Kapazitäten der Privatunternehmen unter einen Hut bringen“, bedauert Diana Kohlmann. Zudem wurden bei den Baumaßnahmen des eigenwirtschaftlichen Ausbaus aufgerissene und zunächst nur provisorisch aufgefüllte Straßen zum Ärgernis. Auch der hohe Preisdruck der beauftragten Tiefbauunternehmen und der überall herrschende Fachkräftemangel haben den Privatunternehmen ein schnelles Fortschreiten erschwert. „Dies ist keine Ortenauer Besonderheit“, betont Kohlmann. „Weder die Breitband Ortenau noch der Ortenaukreis haben hier direkte Einflussmöglichkeiten. Wir können aber den Unmut von Bürgern oder Gemeindeverwaltungen nachvollziehen und versuchen alles, um Reibungen so gering wie möglich zu halten“, versichert Glöckl-Frohnholzer. Die Baubetreuung der Breitband Ortenau unterstützte betroffene Kommunen laufend bei der Kommunikation und den Verhandlungen mit den Unternehmen.

Im zurückliegenden Jahr konnte die Phase 3 des geförderten Glasfaserausbaus in der Ortenau gestartet werden. In dieser sogenannten Dunkelgraue-Flecken-Förderung sollen jene Gebäude erreicht werden, die bisher maximal 200 Megabit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit erreichen konnten. Die Kommunen der Breitband Ortenau investieren in dieser Phase insgesamt rund 363 Millionen Euro in den Ausbau von rund 9.250 Gebäuden. Beantragt wurden im vergangenen Jahr Fördermittel für insgesamt 33 Ortenauer Kommunen, von denen mit Fischerbach, Ottenhöfen, Hofstetten und Steinach vier einen Förderbescheid in Empfang nehmen konnten. „Die Kommunen, die leider unberücksichtigt blieben, werden jedoch nicht alleine gelassen, sondern im nächsten Förderaufruf erneut beantragt“, so Glöckl-Frohnholzer.

Alle Möglichkeiten ausgeschöpft

„Wir haben in diesem bewegten Jahr 2023 alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die neue Förderkulisse zum Besten für die Ortenau zu nutzen. Das war eine enorme Kraftanstrengung, kostete viele Nerven und wir sind froh, dass es immerhin für vier Gemeinden mit dem Breitbandausbau sicher vorangehen kann. Auch im neuen Jahr werden der Ortenaukreis und die Breitband Ortenau nicht müde, gemeinsam alles dafür zu tun, dieses gewaltige und für den Ländlichen Raum wichtige Infrastrukturvorhaben schnellstmöglich voranzubringen“, so Dezernentin Kohlmann.

Hintergrund: Drei Ausbauphasen des geförderten Ausbaus in Ortenau

Der staatlich geförderte Ausbau im Ortenaukreis startete bereits 2020. Seinerzeit wurden für die ersten 15 Kommunen mit insgesamt 36 Projektgebieten Förderanträge beim Bund sowie für die begleitende Finanzierung durch das Land Baden-Württemberg gestellt. Das Investitionsvolumen für diese Periode umfasst insgesamt 90 Millionen Euro. Die Bauarbeiten für die Erschließung von knapp 2.200 Gebäuden, die bisher mit weniger als 30 Megabit pro Sekunde Downloadgeschwindigkeit zu den weißen Flecken auf der Breitbandkarte gehören, starteten Anfang 2022, die Maßnahmen sollen im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden. In der 2022 gestarteten Phase 2 werden mit dem hybriden Ausbaumodell bereits zwölf Kommunen in der Ortenau ganzheitlich mit Glasfaser erschlossen. Die Breitband Ortenau investiert in dieser Phase rund 142 Millionen Euro. Gut 2.200 Gebäude in schwierigen Außenlagen, die als sogenannte Graue Flecken mit weniger als 100 Megabit pro Sekunde im Downloadgeschwindigkeit auskommen müssen, sollen bis Ende 2025 durch den geförderten Ausbau erreicht werden.

Welcher Anbieter in den Kommunen und Straßenzügen jeweils zuständig ist, darüber informiert die Breitband Ortenau auf ihrer Homepage unter www.breitband-ortenau.de. Zudem finden sich dort weitere Informationen zum Breitbandausbau, zur Breitbandgesellschaft und zu aktuellen Terminen.

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