Einfallsreichtum der Zünfte gefragt
"Das wird die kreativste Fasnacht"

Narrentreffen, wie hier in Offenburg, wird es in dieser Form nicht geben. Zünfte arbeiten aber an neuen Formaten. | Foto: mak
  • Narrentreffen, wie hier in Offenburg, wird es in dieser Form nicht geben. Zünfte arbeiten aber an neuen Formaten.
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Ortenau (rek). "Kein Politiker und kein Verband wird die Fasnacht absagen können": Klaus-Peter Klein, Narrenmeister des Verbands Oberrheinischer Narrenzünfte (VON), ist sich sicher, dass es Veranstaltungen geben wird. "Ich freue mich auf neue Formate der Fasnacht, an denen die Narren jetzt arbeiten werden", hebt Silvia Boschert, Präsidentin des Ortenauer Narrenbundes (ONB) hervor. Keine generelle Absage, aber eine Empfehlung, die großen Narrentreffen und Hallenveranstaltungen nicht stattfinden zu lassen, das ist das Ergebnis einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Narrenverbände und -vereinigungen. Sie vertritt 678 Zünfte im Südwesten.

Schwierige Rahmenbedingungen

"Wir haben genügend Zeit, uns jetzt vorzubereiten", sieht Boschert einen Vorteil für die Zünfte. Denn vorab habe es bereits Gespräche mit den Mitgliedszünften gegeben. "Ich wusste somit, was die Ortenau zur Fasnacht in Pandemiezeiten denkt." Für Hallenveranstaltungen sieht Boschert nur schwierige Rahmenbedingungen. "Wenn ich allein an Marlen denke. Dort könnten nur 100 Besucher teilnehmen, statt der 400, die sonst immer dabei sind", so Boschert. Unter diesen Bedingungen wäre es aber einfach schwierig, die dazugehörige Stimmung zu erzeugen. Genauso werde es keine großen Umzüge geben. Kleinere dagegen in einzelnen Ortschaften kann sie sich vorstellen, wenn kleine Gruppen durch Straßen ziehen. Genauso weiß sie, dass Narren kreativ sein können: "Ich freue mich auf diese neue Form der Fasnacht." Sie ergänzt: "Unabhängig, was im Februar möglich sein wird und was nicht, bieten die Umstände die Möglichkeit zur Rückbesinnung auf die Werte einer traditionellen Fasnacht."

Alte Bräuche beleben

Diese Einstellung, alte Bräuche zu beleben, herrsche auch bei den Zünften in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Eierbetteln etwa gehöre zu diesen regionalen Bräuchen, zudem könnten Abordnungen von Zünften Besuche machen in Wohnheimen, bei Kindergärten oder Schulen. Auch Fasnacht in Wirtschaften sei mit entsprechenden Maßnahmen möglich, zeigt VSAN-Sprecher Volker Gegg Wege auf. Büttenreden seien zwar möglich, aber beispielsweise Gardetänze oder Auftritte von Fanfarenzügen eben nicht. Eine generelle Absage wäre für keinen der Verbände in Frage gekommen. "Genau wie Weihnachten und Ostern steht die Fasnacht im Kalender", so Gegg.

Reaktionen einiger Zünfte

Einige Zünfte haben bereits reagiert. So verkündet die Oberkircher Narrenzunft, dass es keine öffentlichen Auftritte geben werde. Die Kuhbacher Kühe feiern elfjähriges Narrenjubiläum und verzichten auf Großveranstaltungen. Die Zunft sagt aber auch: "Vielleicht kann man neue Wege gehen, um in Kuhbach ein bisschen Fasnacht stattfinden zu lassen." Der Zunftrat der Lahr-Reichenbacher Zunft plant ebenfalls "ein närrisches Treiben auf kleiner Flamme". Im Raum stehen bereits digitale Übertragungen von Zunftveranstaltungen. "Schnurren und Schnaigen mit Abstand – ist das tatsächlich eine sinnvolle Alternative", lautet die rhetorische Frage von Thomas Decker, Zunftmeister der Althistorischen Narrenzunft in Offenburg. Natürlich wolle die Zunft sich an der Fasent 2021 zeigen. Dazu gebe es Ideen, um närrische Höhepunkte zu setzen. Somit kann die Prognose von Klaus-Peter Klein stimmen: "Das wird die kreativste Fasnacht, die wir bisher erlebt haben."

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