Stichwort Integration
Betriebe bieten interne Sprachkurse an

Bellinda Baum (l.) unterrichtet ausländische Mitarbeiter beim Renchener Bauunternehmen Baum. Sie ist die Nichte des Geschäftsführers Alfred Baum (2. v. l.). | Foto: Bauunternehmen Baum 
  • Bellinda Baum (l.) unterrichtet ausländische Mitarbeiter beim Renchener Bauunternehmen Baum. Sie ist die Nichte des Geschäftsführers Alfred Baum (2. v. l.).
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Ortenau (set). In einem Schulungsraum sitzen Menschen unterschiedlichster Nationen an Tischen zusammen und schreiben deutsche Begriffe in ihre Hefte. Vor ihnen steht Bellinda Baum an einem Flipchart. Heute steht als Unterrichtsinhalt die Baustelle auf dem Stundenplan. Dementsprechend finden sich auch Vokabeln wie der Bagger, die Schaufel oder der Radlader auf der Schreibtafel.

Über Hälfte der 120 Mitarbeiter kommen aus dem Ausland

Was wie ganz normaler Sprachunterricht an einer Schule aussieht, ist bei genauerem Hinsehen ein firmeninterner Sprachkurs eines Renchener Bauunternehmens. Bellinda Baum ist auch keine ausgebildete Sprachlehrerin, sondern die Nichte des Geschäftsführers Alfred Baum.

Über die Hälfte seiner 120 Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund: "In meinem Unternehmen sind Menschen aus 18 verschiedenen Nationen beschäftigt.“ Die meisten, so Alfred Baum, kommen aus Osteuropa, genauer aus Rumänien oder dem ehemaligen Jugoslawien, darüber hinaus aus dem Iran und Afghanistan. Auch Italiener und Franzosen finden sich unter den Sprachschülern.

Hohe Zahl an Migranten in Baubranche normal

„Durch die Deutsch-Sprachkurse möchte ich die Effizienz in meinem Betrieb erhöhen. Deutsch ist für die Arbeitsabläufe sehr wichtig“, erklärt der Firmenchef. Außerdem wollen seine Mitarbeiter längerfristig in Deutschland bleiben, so Alfred Baum, und da leisten die Kurse einen Beitrag zur besseren Integration.

Die hohe Zahl an Mitarbeitern mit Migrationshintergrund sei in der Baubranche durchaus normal. „Wir leben in Zeiten des Fachkräftemangels“, erklärt Alfred Baum. „Die Kommunen, Städte und Landkreise haben einen hohen Sanierungsbedarf, zum Beispiel bei Straßen.“ Die Unternehmen brauchen dringend Arbeitskräfte, so Baum.

Wirtschaftsregion auf ausländische Mitarbeiter angewiesen

Das sieht auch Dominik Fehringer so. Er ist Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau. Die WRO unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe unter anderem bei der Suche nach Fachkräften aus dem In- und Ausland. „Die gesamte Wirtschaftsregion ist auf Mitarbeiter aus dem Ausland angewiesen“, sagt er. Diese Situation werde in den kommenden Jahren bestehen bleiben. Als Grund führt Dominik Fehringer die demografische Entwicklung an: „Die Babyboomer-Generation erreicht das Rentenalter“, erklärt er. „Der Bedarf betrifft alle Branchen.“

Europa-Park möchte Vielfalt der Nationen

So auch den Europa-Park: 20 Prozent der Mitarbeiter des Vergnügungsparks haben einen Migrationshintergrund, erklärt Sina Rick, Referentin für Personalentwicklung. Hier kommen die Mitarbeiter aus 70 verschiedenen Nationen. Unternehmensinterne Sprachkurse sind für sie aus zwei Gründen wichtig: „Unsere Mitarbeiter haben ständig Gastkontakt. Da ist es unabdingbar, sich auf Deutsch verständigen zu können, so dass sich unsere Gäste wohlfühlen“, sagt Sina Reck.

„Zum Anderen möchten wir, dass sich auch unsere ausländischen Mitarbeiter hier wohlfühlen, denn wir möchten diese Vielfalt, wir wollen sie integriert wissen.“ Durch die Sprachkurse, so Sina Rick, ist das Sprachniveau spürbar gestiegen.

Besseres Deutsch führt zu mehr Verantwortung

Auch beim Unternehmen Baum zeigen die Sprachkurse ihre Wirkung. „Wir haben in unserem Unterricht Leute dabei, die sich bei B1-Sprachkursen vom Landratsamt anmelden und diese auch bestehen“, sagt Alfred Baum. So könne er seinen Mitarbeitern mehr Verantwortung übergeben. Diese Mitarbeiter, so der Firmenchef, können selbstständig auf Montage fahren. Und auch noch eine Sache freut Alfred Baum sehr: "In manchen Unterrichtsstunden sitzen auch Leute aus dem Betriebsrat dabei. So lernen sich die Menschen untereinander kennen, auch jenseits der Arbeit.“ Abschließend bringt es Alfred Baum auf den Punkt: „Die Leute verstehen sich.“

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