Teilhabe für Menschen mit Behinderung
Barrieren in Köpfen abbauen
Ortenau (rek). Knapp acht Millionen Menschen in Deutschland gelten als schwerbehindert, in fast 90 Prozent der Fälle ist eine Krankheit die Ursache. Nur 3,3 Prozent sind schon mit einer Behinderung zur Welt gekommen. Seit Jahren werden die Bemühungen intensiviert, die Teilhabe auch in der Berufswelt voranzutreiben. Zum Tag der Menschen mit Behinderung werfen wir einen Blick auf die Lebenshilfe Offenburg/Ortenau.
„Von echter Teilhabe für alle in allen Bereichen sind wir noch weit entfernt. Aktionstage helfen zu sensibilisieren. Um uns als Gesellschaft zu verändern, braucht es aber mehr. Wir müssen kontinuierlich Barrieren abbauen – vor allem die Barrieren im Kopf", macht Achim Feyhl, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe und Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe im Ortenaukreis (AGBO), deutlich. Neben dem AGBO-Netzwerk, das fast alle Menschen mit Behinderung in der Ortenau vertritt, ist das Projekt "Inklusive Ortenau" rund um Ausbildung und Arbeitsmarkt ein zentraler Baustein. "Die Bandbreite reicht von Mehrfach- oder Schwerstbehinderungen bis zu leichten geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen. Die Herausforderung ist, individuell zu fördern. Entsprechend unterschiedlich sind die Arbeitsplätze und Berufsbilder, die wir anbieten und in die wir vermitteln", erläutert Feyhl. Und es gibt natürlich Erfolge: Eine Vermittlung der Stärkeren auf den allgemeinen Arbeitsmarkt sei mit dem richtigen Coaching, passenden Bildungsangeboten und unter den passenden Bedingungen möglich.
Da die Arbeitswelt immer komplexer wird, sei der Schlüssel, Prozesse in Teilaufgaben aufzusplitten und komplexe Abläufe einfach zu machen, die Herausforderung. Die Begleitung von Unternehmen ebnet diesen Menschen auch einen Berufsweg. "Hier gibt es erfolgreiche Maßnahmen wie das ,Arbeiten inklusiv' oder das Bildungsangebot ,Service Assistenz'", nennt Feyhl Beispiele.
Aber nicht nur das. Die Lebenshilfe kann mit ihrem Inklusionsunternehmen ganz praktisch zeigen, wie viel in der Arbeitswelt möglich ist. Neben den Albert-Schweitzer-Werkstätten gibt es das Inklusionsunternehmen "iD" für integrierte Dienste. Der Betrieb wurde vor zehn Jahren gegründet und startete mit einer Handvoll Mitarbeiter. Aktuell gebe es 120 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Unternehmen, neue Arbeitsbereiche seien in der Umsetzung. "Das Besondere: Rund die Hälfte der Mitarbeiter hat eine Behinderung", ist Feyhl auf das Erreichte stolz. Die angebotenen Dienstleistungen sind vielfältig: Neben Arbeiten rund ums Haus und Garten werden auch handwerkliche Arbeiten erledigt, aber auch digitale Dienste angeboten, etwa wenn es um die Barrierefreiheit von Internetseiten geht.
Dass in den vergangenen zehn Jahren durch die Lebenshilfe knapp 300 Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einen Job finden konnten, ist für Feyhl ein Etappenziel auf dem Weg, die Barrieren in den Köpfen abzubauen.
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