Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Offenburg
Aufklärungsquote auf hohem Niveau
Ortenau (st). Das Polizeipräsidium Offenburg, zu dessen Bereich der Landkreis Rastatt, der Ortenaukreis sowie der Stadtkreis Baden-Baden gehören, kann auf ein erfolgreiches Jahr 2019 in der Kriminalstatistik zurückblicken. Polizeipräsident Reinhard Renter: „Wir haben unsere gesteckten Ziele, die wir uns Anfang 2019 mit den Handlungsschwerpunkten Eigentumskriminalität, Sicherheit im öffentlichen Raum und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gesetzt haben, zu einem hohen Prozentsatz erreicht.“ Während die Fallzahlen bei den Eigentumsdelikten und Straftaten in der Öffentlichkeit teils deutlich gesunken sind, ist lediglich bei den Sexualstraftaten ein minimaler Anstieg zu verzeichnen, wobei die Zahlen aber nahezu als gleichbleibend zum Vorjahr zu betrachten sind und die Sexualdelikte im öffentlichen Raum um fast 30 Prozent abgenommen haben. „Insgesamt ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung. Unsere Bürgerinnen und Bürger können sich im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg einer hohen Lebensqualität erfreuen und das ist mir ausgesprochen wichtig“, so Renter weiter.
Lebensqualität ist eng mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl verknüpft, und das Sicherheitsempfinden ist maßgeblich von Straftaten im öffentlichen Raum sowie im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls abhängig. Und genau hier sind überaus positive Ergebnisse erzielt worden. „Erfolgreiche Polizeiarbeit steht vor allem für engagierte und motivierte Polizistinnen und Polizisten, aber auch für qualitativ hochwertige Ermittlungen und hierauf bin ich besonders stolz“, stellt Polizeipräsident Renter zufrieden fest.
Aufklärungsquote
Die Aufklärungsquote aller Straftaten im Präsidiumsbereich lag mit 64,5 Prozent auf gleichbleibend hohem Niveau des Vorjahres und somit um knapp vier Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Gesamtzahl der Straftaten ist um 2,9 Prozent von 41.576 auf 42.789 angestiegen, was einer Häufigkeitszahl von 5.979 Straftaten, in Bezug auf 100.000 Einwohner, entspricht. Der landesweite Durchschnitt liegt hier bei 5.184 Delikten. Das Polizeipräsidium Offenburg ist somit nach den städtisch geprägten Präsidien in Stuttgart, Mannheim und Freiburg, das vierthöchste belastete Präsidium im Land. Deutlich über der durchschnittlichen Häufigkeitszahl des Polizeipräsidiums Offenburg liegen die Polizeireviere Kehl, Offenburg und Baden-Baden. Während sich die Belastungszahlen in Kehl auf ausländerrechtliche Verstöße, Ladendiebstähle, Betrugs- und Rauschgiftdelikte konzentrieren, liegen in Offenburg die Schwerpunkte bei Körperverletzungs-, Fahrraddiebstahl- und
Ladendiebstahlsdelikten sowie bei Sachbeschädigungen und Drogenfällen. In Baden-Baden sind Betrugsfälle und Körperverletzungsdelikte auffällig.
Diebstähle
Die Diebstahlskriminalität hat seit 2015 nun das vierte Mal in Folge abgenommen. Mit 12.850 Fällen spricht das Polizeipräsidium hier vom niedrigsten Wert der vergangenen 15 Jahre. Die Rückgänge erstrecken sich insbesondere auf den Ladendiebstahl, der mit acht Prozent von 2.756 auf 2.546 Fälle den größten Rückgang aufzuweisen hat.
Mit 544 Fällen ist der Wohnungseinbruchsdiebstahl auf ein Zehn-Jahres-Tief und im Vergleich zum Jahr 2018 um 15,4 Prozent gesunken. Bei den Tageswohnungseinbrüchen ist gar ein Rückgang um 47,4 Prozent zu verzeichnen. Genau die Hälfte der Einbrüche blieben im Versuchsstadium stecken. Hierzu der Leiter der Schutzpolizeidirektion Norbert Schneider: „Die sinkenden Zahlen sind ein klarer Beleg dafür, dass die intensiven Präventionsstreifen und Konzeptionseinsätze gegriffen haben. Ferner haben verschiedene Präventionskampagnen mit dem Ziel, wie man sich vor Einbrüchen schützt und damit einhergehenden sicherheitstechnischen Beratungen, ihren Teil dazu beigetragen, dass die Hälfte der Einbrüche im Versuchsstadium gescheitert sind.“ Überdies haben konsequente Ermittlungen von Kriminal- und Schutzpolizei mit Unterstützung wachsamer Bürger wesentlichen Anteil an diesem Erfolg. Während im Ortenaukreis die Fallzahlen von 435 auf 253 gesunken sind, hat der Landkreis Rastatt eine Zunahme um 30 Prozent von 144 auf 187 und der Stadtkreis Baden-Baden gar einen Anstieg um 63 Prozent von 64 auf 104 zu verzeichnen. Brennpunkte beim Wohnungseinbruch waren im Jahr 2019 die Städte Baden- Baden und Bühl. Im reinen Stadtgebiet Lahr war hingegen ein erheblicher Rückgang der Fallzahlen von 63 auf 42 festzustellen, was ein Minus von 33,3 Prozent bedeutet. Parallel hierzu schnellte in Lahr durch Festnahmen und Ermittlungserfolge die Aufklärungsquote von 14,3 Prozent auf 57,1 Prozent nach oben. Auch in Bühl gelangen im Sektor Wohnungseinbruch mehrere Festnahmen von überörtlichen, aber auch örtlichen Tätern, was die Aufklärungsquote im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg von 13,7 Prozent auf 25,2 Prozent ansteigen ließ.
Straftaten im öffentlichen Raum
Die Straftaten im öffentlichen Raum sind ein Eckpfeiler in der Wahrnehmung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bürger. Deshalb sind sie ein stetiger Handlungsschwerpunkt des Polizeipräsidiums Offenburg und stehen permanent im Fokus der vielfältigen Aufgaben.
Unter Straßenkriminalität fallen Delikte wie Straßen- und Handtaschenraub, sexuelle Belästigungen inklusive exhibitionistischer Handlungen, gefährliche Körperverletzungen und Landfriedensbruch, aber auch Massendelikte, wie Diebstähle oder Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen. „Ganz besonders erfreulich ist es daher, dass unsere Polizeiarbeit im öffentlichen Raum Früchte trägt und wir auf eine stetige Reduzierung der Fallzahlen zurückblicken können. Im Jahr 2019 haben wir mit 7.434 Delikten einen beachtlichen Niedrigwert erreicht, der niedrigste Wert seit über 20 Jahren“, so die zufriedene Feststellung von Polizeidirektor Norbert Schneider.
Die rund 715.600 Menschen, für die das Polizeipräsidium Offenburg in Sachen Sicherheit und Ordnung die Verantwortung trägt, können sich also auf öffentlichen Straßen und Plätzen grundsätzlich sicher fühlen. Die Statistik weist alleine bei den Raubdelikten sowie den räuberischen Erpressungen einen Rückgang von 189 auf 159 Fällen auf. In Prozentpunkten ausgedrückt ein Minus um 16 Prozent. Ebenfalls positiv sind die Fallzahlen bei den Körperverletzungsdelikten. Als Bilanz stehen mit einer Abnahme von 217 Delikten exakt 3731 Fälle in den Statistikbüchern, was einer Minderung von sechs Prozent entspricht.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Die Zahl der Sexualstraftaten ist insgesamt auf einen Wert von 483 Delikten oder um 1,5 Prozentpunkte angestiegen. Dies bedeutet einen Zuwachs von sieben Fällen. Dem steht allerdings ein beachtlicher Rückgang von Sexualstraftaten im öffentlichen Raum auf 128 Fälle und somit eine Reduzierung um 28 Prozent gegenüber. Die Aufklärungsquote liegt bei den Sexualstraftaten mit 88,4 Prozentpunkten sehr hoch. Nach dem Anstieg im Jahr 2018, der unter anderem auf den geschaffenen Paragrafen 184 i des Strafgesetzbuches und die damit verbundene Medienberichterstattung erklärbar ist, ist die leichte Erhöhung im Jahr 2019 vor allem auf die Steigerung der Verbreitung von Kinderpornografie im Internet zurückzuführen. NC MEC, eine Organisation in den USA, gibt hierbei Hinweise von Internetdiensten mit kinderpornografischem Inhalt an das Bundeskriminalamt weiter. Von dort werden die Informationen dann an die Landespolizeien gesteuert, was unter anderem für den Fallzahlenanstieg verantwortlich ist. Überdies versenden Kinder und Jugendliche vermehrt pornografische Bilder per "WhatsApp", was sich ebenso in den Fallzahlen niederschlägt. Der Anteil von Fällen im Zusammenhang mit der Verbreitung, dem Erwerb, dem Besitz oder der Herstellung pornografischer Schriften liegt zusammengenommen bei 226 Delikten und somit fast bei der Hälfte der Gesamtdelikte im sexuellen Bereich. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies in diesem Bereich ein Zuwachs von 109 Fällen.
Gewalt gegen Polizeibeamte
„Die weiterhin ansteigenden Zahlen von Gewalt gegenüber Polizeibeamten sind mir mehr als ein Dorn im Auge“, berichtet Polizeipräsident Reinhard Renter. Trotz der Einführung von Bodycams ist mittlerweile ein Höchststand von 331 Fällen erreicht, was weder akzeptabel noch hinnehmbar sei. „Unsere Polizistinnen und Polizisten auf der Straße verdienen weder Hass noch Anfeindungen, sondern vielmehr Respekt und Anerkennung. Gerade in den vorherrschenden Zeiten mit der Corona-Pandemie setzen sie für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung rund um die Uhr ihre Gesundheit aufs Spiel. Jedes Gewaltdelikt und jeder verletzte Polizeibeamte schränken zudem unsere Handlungsfähigkeit unnötig ein. Hierfür habe ich null Komma null Verständnis“, gibt Renter unmissverständlich zum Ausdruck.
Rauschgiftkriminalität
Die im Jahr 2018 sprunghaft angestiegenen Fälle im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind um weitere vier Prozent auf nun 3.992 Delikte angewachsen. Nach wie vor spielen hier die Einlasskontrollen im Freizeitpark in Rust eine entscheidende Rolle. „Die Steigerung der Drogenzahlen ergibt sich im Wesentlichen daraus, dass kontrolliert wird. Erhöhte Fallzahlen sind lediglich eine Aufhellung des Dunkelfelds. Je mehr in diesem Bereich investiert wird, desto höher sind die Fallzahlen, “ erklärt der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Arno Englen. Im Jahr 2019 waren präsidiumsweit sieben Drogentote zu beklagen, vier weniger als im Jahr 2018.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Der Anstieg in diesem Deliktsfeld um 23 Prozent auf insgesamt 9.465 Fälle ist größtenteils auf ein Betrugsverfahren gegen ein Ehepaar in Baden-Baden zurückzuführen. Auf das Konto des Duos gehen alleine 1.655 Einzelfälle des insgesamt zu verzeichnenden Anstiegs von 1.795 Straftaten. Leitender Kriminaldirektor Arno Englen: „Neben den Fällen von Warenkreditbetrug und Cyberkriminalität haben uns im abgelaufenen Jahr etliche aus dem Ausland gesteuerte Anrufserien falscher Polizeibeamter und sogenannter Enkeltrickbetrüger auf Trab gehalten. Die Schwindler am anderen Ende der Leitung sind hierbei sehr kreativ und überzeugend. Durch konstruierte Notfälle wird eine gewisse Hektik und Eiligkeit suggeriert, um die überwiegend älteren Opfer einzuschüchtern und zu einem unüberlegten Handeln zu bringen.“ Viele Präventionsmaßnahmen haben dazu geführt, dass der betroffene Personenkreis in den meisten Fällen richtig reagierte, einfach auflegte und die Polizei verständigte. Trotzdem waren zusammengenommen 170 derartiger Betrugsfälle erfolgreich.
Gesamtzahl Tatverdächtige
Die Zahlen der Tatverdächtigen beziehen sich auf rund 715.600 Einwohner im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg, darunter etwa 93.500 Nichtdeutsche. Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen von 19.455 Personen ergibt sich aus insgesamt 27.614 geklärten Fällen. Von den 19.455 Tatverdächtigen wohnen alleine 18.638 im Präsidiumsbereich, somit kommen lediglich 817 von außerhalb. Bei 9.515 Tatverdächtigen handelt es sich um Nichtdeutsche. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass alleine 2.213 der nichtdeutschen Tatverdächtigen wegen Verstößen gegen das Aufenthalts- oder Asylgesetz ermittelt wurden und es sich hierbei um Straftaten handelt, die ausschließlich von Nichtdeutschen begangen werden können. Den höchsten Anteil an nichtdeutschen Tatverdächtigen haben französische Staatsangehörige mit 15 Prozent, gefolgt von rumänischen Staatsangehörigen mit acht Prozent und türkischen Staatsangehörigen mit sechs Prozent. Allesamt Staaten, die nicht in großer Anzahl den Asylbewerbern und Flüchtlingen zuzuordnen sind. Neben den ausländerrechtlichen Verstößen bewegen sich die Straftaten der Nichtdeutschen überwiegend in den Bereichen von Körperverletzungs-, Bedrohungs-, Diebstahls- und Rauschgiftdelikten. Viele Deliktsfelder also, die sich oftmals außerhalb des öffentlichen Raums abspielen und daher eher keinen unmittelbaren Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl haben.
Handlungsschwerpunkte 2020
Nach wie vor stehen im Jahr 2020 die Eigentumskriminalität und Sicherheit im öffentlichen Raum, hierbei vor allem Anrufstraftaten gegenüber älteren Menschen, aber auch Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie Aggressionsdelikte, im Fokus der Aufgabenbereiche. Das Sicherheitsgefühl der Bürger soll weiter gestärkt und subjektive Angsträume beseitigt werden. Die konsequente Fortführung der erfolgreichen Wohnungseinbruchskonzeption steht ebenso im Mittelpunkt wie Präventionskampagnen und Verhaltenstipps, die ältere Mitbürger schützen sollen. Ferner soll die politisch motivierte Kriminalität im Auge behalten und bereits bestehende Maßnahmen in diesem Deliktsbereich weiter konsequent fortgeführt werden. Neu aufgenommen wird der Handlungsschwerpunkt Cyberkriminalität. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg sind viele große und mittelständische Unternehmen mit einer hohen wirtschaftlichen Bedeutung ansässig. Ziel ist, neben der Umsetzung neu zu entwickelnder Bekämpfungsstrategien, die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen, aber auch die Stärkung der Ermittlungskompetenz im Bereich Cyberkriminalität sowie den Ausbau der Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden.
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