Kammerpräsident Johannes Ullrich
Karrieresprungbrett Handwerk

Johannes Ullrich | Foto: Handwerkskammer Freiburg

Freiburg. Seit Jahren blieben im Handwerk viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Hat sich im Corona-Jahr die Lage verändert? Christina Großheim sprach mit Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, über die Auswirkungen auf die Betriebe.

Wie hat sich der Ausbildungsmarkt durch Corona verändert?
Im Kammerbezirk Freiburg mussten wir aufgrund der Krise zum 31. August mit insgesamt 2.150 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen einen Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Allerdings ist hier gegenüber den Vormonaten bereits wieder ein deutlicher Anstieg erkennbar. In der Ortenau allein kommen wir mit 758 neu eingetragenen Verträgen lediglich auf ein Minus von 0,5 Prozent. Die Ursachen liegen auf der Hand. Die Unsicherheiten in den vergangenen Wochen und Monaten waren sowohl bei den Jugendlichen und deren Eltern, als auch bei den Betrieben und Institutionen groß. Allerdings fahren seit den ersten Lockerungen auch die Gewerke, die besonders von der Krise betroffen waren, wieder hoch.

Läuft die überbetriebliche Ausbildung wieder?

Glücklicherweise kann auch die überbetriebliche Ausbildung in der Gewerbe Akademie der Handwerkskammer an ihren Standorten in Freiburg, Offenburg und Schopfheim seit einigen Wochen wieder stattfinden, allerdings bislang noch mit einigen Auflagen und nur in kleineren Gruppen von Azubis. Sobald sich die Lage aber normalisiert, werden die Ausbildungszahlen auch wieder steigen. Davon sind wir fest überzeugt.

Gibt es neue Berufsbilder im Handwerk?
Berufsbilder sind auch im Handwerk einem ständigen Wandel unterzogen – ein Stichwort ist hier die digitale Transformation. Für eine gute Mischung aus Tradition und Innovation ist das Handwerk allerdings bekannt und macht es auch in der Zukunft zur wichtigsten Säule der Wirtschaft.

Welche Berufe sind am begehrtesten bei den Jugendlichen?
Wie auch in den vergangenen Jahren ist der Beruf Kraftfahrzeugmechatroniker am begehrtesten. Hier werden derzeit insgesamt 905 Lehrlinge ausgebildet. Darauf folgt der Elektroniker mit insgesamt 791 Auszubildenden und der Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik mit 548. Diese Hitliste ist seit vielen Jahren fast unverändert. Wenn man die Ortenau allein betrachtet, findet man auf den ersten drei Plätzen den Kraftfahrzeugmechatroniker mit 268, den Elektroniker mit 254 und den Zimmerer mit 184 Ausbildungsverträgen und gleich danach den Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 169 Ausbildungsverträgen.

Welche Branchen tun sich schwer, Auszubildende zu finden?
In zahlreichen Branchen werden nach wie vor Auszubildende gesucht. Daran hat auch die derzeit schwierige Situation nichts geändert. Wie schwer sich die Suche nach Auszubildenden gestaltet, ist allerdings in den jeweiligen Branchen von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Hier spielen verschiedene Faktoren wie Standort oder Gewerk eine nicht unbedeutende Rolle, aber auch wie der jeweilige Betrieb aufgestellt ist, kann entscheidend sein. Besonders gesucht sind auch wiederum der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik sowie der Elektroniker. Einzelne Gewerke wie das Lebensmittelhandwerk arbeiten unter erschwerten Bedingungen wie etwa einem frühen Arbeitszeitbeginn bei den Bäckern. Hier wurde und wird seit Jahren seitens der betroffenen Gewerke viel getan, um die positiven Aspekte und Karrierechancen ihrer Berufe herauszustellen.

Warum sollten Schulabgänger einen Handwerksberuf wählen?
Gut ausgebildete Fachkräfte sind gefragt – gerade im Handwerk. Eine duale handwerkliche Ausbildung kann Sprungbrett für eine spannende Karriere sein. Ob als Fachkraft, Führungskraft oder selbstständiger Handwerker: Ein sicherer Arbeitsplatz und ein abwechslungsreicher Arbeitsalltag sind mit einer abgeschlossenen Lehre sicher – und zwar in jedem der über 130 handwerklichen Ausbildungsberufe.

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