Dehoga: Tobias Zwiener im Gespräch
Karrierechancen kaum Grenzen gesetzt
Ortenau. Das Gastgewerbe gehört in Baden-Württemberg zu den führenden Dienstleistungsbranchen. Über 30.000 Betriebe, mehr als 127.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, knapp 6.000 Auszubildende und fast 12,9 Milliarden Euro Jahresumsatz belegen die Bedeutung. Tobias Zwiener, Geschäftsführer Grundsatzfragen des Hotel- und Gaststättenverbands Baden-Württemberg (Dehoga), wirbt im Gespräch mit Daniela Santo für eine Ausbildung im Gastgewerbe.
Warum sollten Jugendliche eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe absolvieren?
Die Berufe im Gastgewerbe sind spannend, abwechslungsreich und bieten vielfältige Möglichkeiten. Zudem hat man viel mit Menschen zu tun, seien es nun Gäste oder Kollegen. Außerdem bringt eine Ausbildung im Gastgewerbe attraktive Berufs- und Karriereperspektiven. Wer einen Beruf in Gastronomie und Hotellerie gelernt hat, kann in Hotels und Restaurants auf der ganzen Welt arbeiten, denn gut ausgebildete Fachkräfte sind international gefragt. Ein Aufenthalt im Ausland ist immer eine lohnende Erfahrung. Man verbessert seine Sprachkenntnisse, lernt andere Kulturen und interessante Menschen kennen. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung haben qualifizierte Fachkräfte in Hotellerie und Gastronomie nahezu überall in Deutschland die Wahl unter zahlreichen offenen Stellen.
Welche Ausbildungsberufe gehören zu den beliebtesten?
Die gängigsten Berufsbilder sind Hotelfachmann und Koch. Für den Dehoga Baden-Württemberg sind alle Ausbildungsberufe gleich wichtig. Der Dehoga unterstützt Ausbildungsbetriebe gerade jetzt dabei, in der Corona-Pandemie nicht den Mut zu verlieren und weiterhin in die Zukunft der Branche zu investieren. Denn die Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen. Im Gastgewerbe ausgebildet werden Koch, Hotelfachmann, Fachkraft im Gastgewerbe, Hotelkaufmann und Fachkraft für Systemgastronomie.
Fachkräftemangel ist seit Jahren ein großes Thema. Wie geht der Dehoga Baden-Württemberg mit der Situation um?
Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und zuletzt die Abwanderung von Mitarbeitern während der Lockdowns in geöffnete Branchen ist es für das Gastgewerbe unerlässlich, Ausbildungstätigkeit und Nachwuchswerbung zu intensivieren. Gute Ausbildungsarbeit ist und bleibt der wichtigste Schlüssel zur Sicherung der Fachkräfteversorgung im Gastgewerbe. Auch hier brachte die Corona-Krise der Branche einen schweren Rückschlag: Bedingt durch die behördlich angeordneten Betriebsschließungen und die daraus resultierende Verunsicherung auf Bewerber- und Betriebsseite ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im baden-württembergischen Gastgewerbe 2020 um 20,8 Prozent auf 1.949 zurückgegangen. Die Gesamtzahl der Ausbildungsverträge in der Branche in Baden-Württemberg lag zum Jahresende 2020 bei 5.455. Das entspricht einem Rückgang um 8,7 Prozent. Die Herausforderung, Nachwuchskräfte für die Branche zu gewinnen und auszubilden, gilt es jetzt, mit hoher Priorität anzunehmen. Als Verband unterstützen wir die Betriebe dabei: Der Dehoga Baden-Württemberg hat seine Nachwuchskampagne "Wir Gastfreunde", die während der Krise ebenfalls monatelang lahmgelegt war, wieder gestartet. Unser "GastroMobil", der Info- und Erlebnisbus der Branche, tourt ab sofort wieder durchs Land und informiert Jugendliche über die Berufschancen in Gastgewerbe.
Welche Karrierechancen und Entwicklungsmöglichkeiten warten nach der Ausbildung?
Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt, egal ob das vielfältige Auslandsaufenthalte und dortige Karrieren gerade in der internationalen Hotellerie sind oder irgendwann die eigene Existenzgründung ansteht. In kaum einer anderen Branche gibt es so vielfältige Angebote und Aufstiegsmöglichkeiten samt Personal- und Budgetverantwortung schon in jungen Jahren.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es außerdem?
Ein Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss, also Werkrealschulabschluss oder Realschulabschluss, kann während seiner dreijährigen Ausbildung im Gastgewerbe auch das Fachabitur erlangen. Wer eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe absolviert hat, hat danach auch an Hochschulen und privaten Universitäten die Möglichkeit, zu studieren oder zum Betriebswirt fortgebildet zu werden. Außerdem gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten: Die Weiterbildung zum Küchen-, Restaurant- oder Hotelmeister vermittelt nicht nur Fachwissen auf höchstem Niveau, sondern qualifiziert auch für Führungs- und Managementaufgaben. Für Abiturienten gibt es zusätzlich die Möglichkeit, gleichzeitig zur Ausbildung eine Zusatzqualifikation zu erlangen: Für die Ausbildungsberufe Hotelfachmann, Restaurantfachmann, Fachmann für Systemgastronomie und Koch kann die Zusatzqualifikation Hotel- und Gastronomiemanagement absolviert werden. Für die Ausbildungsberufe Koch und Restaurantfachmann kann die Zusatzqualifikation Küchen- und Servicemanagement absolviert werden. Zusatzqualifikationen schaffen die Möglichkeit, schon während der Ausbildung den Grundstein für die weitere Karriere zu legen.
Welche Voraussetzungen sollten Bewerber für einen Ausbildungsplatz mitbringen?
Eine Ausbildung im Gastgewerbe erfordert Freude am Kontakt mit Menschen, eine schnelle Auffassungsgabe, Flexibilität, gute Umgangsformen und freundliches Auftreten – eben jene Eigenschaften, die in modernen Dienstleistungsberufen unverzichtbar sind. Die Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe steht Schulabgängern aller Schularten offen – neben der klassischen dualen Ausbildung in Berufsschule und Betrieb gibt es Modelle für Abiturienten, zum Beispiel Zusatzqualifikation Hotelmanagement, und das Duale Berufskolleg für Realschul-Absolventen zum Erwerb der Fachhochschul-Reife. Wer diese Voraussetzungen erfüllt und einen Ausbildungsplatz sucht, hat im Hotel- und Gaststättengewerbe beste Aussichten. Zahlreiche Betriebe im Land bieten offene Ausbildungsplätze an. In vielen Fällen ermöglichen die Betriebe interessierten Jugendlichen auch Schnupper-Praktika, die es ermöglichen, die Arbeit in der Branche unverbindlich kennenzulernen.
Mehr Informationen gibt es unter www.wir-gastfreunde.de.
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