Agentur für Arbeit für mehr Fachkräfte

Die Teilzeitausbildung ist noch nicht vielen bekannt

Auch um die Angebote von Arbeitnehmern für eine Teilzeitausbildung zu erhöhen, informierte die Agentur für Arbeit im Rahmen der Woche der Fachkräftesicherung bei einem Pressegespräch. Es geht auch darum, Menschen vor dem Berufsstart auf das Thema aufmerksam zu machen.

Verschiedene Projekte

Das Thema, eine Ausbildung in Teilzeit absolvieren zu können, ist längst nicht bei allen Unternehmen und auch nicht bei den Auszubildenden angekommen, erklärte Theresia Denzer-Urschel, Geschäftsführerin bei der Agentur für Arbeit Offenburg. Während etwa vor allem in der Pflege die Angebote für eine Teilzeitausbildung verbreitet sind, sind sie es beispielsweise im Handwerk nicht. Es laufen verschiedene Projekte, dies zu ändern. "Wir kooperieren etwa mit Sportvereinen, um jungen Sportlern neben dem Berufsstart ihren weiteren sportlichen Weg zu ermöglichen", nennt Denzer-Urschel ein Beispiel. Inzwischen ist die Teilzeitausbildung für alle freigegeben, ergänzt Elke Leibbrand, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur. Während in früheren Jahren Gründe für eine Teilzeitausbildung vorliegen mussten, kann nun jeder sie angehen.

Dafür, erklärt Leibbrand, bedarf es genauer Absprachen zwischen Azubis, Betrieb, Berufsschule und der zuständigen Kammer. Während der Schulbesuch nicht reduziert wird, geht es vor allem um die praktische Zeit in dem Unternehmen. Die Ausbildungszeit kann sich dadurch um das anderthalbfache erhöhen. "Viereinhalb Jahre Ausbildung sind meist eine Herausforderung", so Leibbrand. Allerdings liegen meist gute Gründe vor, die Ausbildung wieder zu verkürzen. Die Angebote sind bei einer dualen Lehre in jedem Fall möglich, bei einer schulischen Ausbildung sind die Umstände dagegen schwieriger.

Festes Ziel vor Augen

Wie dies gehen kann, erzählt Tatiana Schwan. Sie absolvierte die Ausbildung zur Steuerfachangestellten als Umschulung beim Vatter Bildungszentrum in Teilzeit. So konnte sie die Betreuung ihres Kindes und die berufliche Zukunft vereinbaren. "Es war nicht immer leicht, aber mit einem festen Ziel vor Augen kann man vieles erreichen", schildert sie ihre Erfahrung. Dominik Vatter, Geschäftsführer vom Vatter Bildungszentrum nennt Zahlen: Kammerweit machen bis zu 20 Absolventen eine Umschulung zum Steuerfachangestellten, einem der Schwerpunktbereiche des Bildungszentrums, zehn Prozent machen diese in Teilzeit.

Vor allem Frauen machen Ausbildungen in Teilzeit, so Denzer-Urschel. Sie sind auch im weiteren Berufsleben aktuell die Mehrheit. "Das wird sich ändern", ist sich die Arbeitsagentur-Chefin sicher, "die Nachfrage bei Männern steigt."

"Teilzeit ist alternativlos", betont Denzer-Urschel, um die Sicherung von Fachkräften für den Arbeitsmarkt zu gewährleisten. Dafür sprechen die Anforderungen der Unternehmen, die Entwicklung der Demographie und die Wünsche der Arbeitnehmer. Die Personalpolitik, fordert Denzer-Urschel, müsse sich an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Lebensphasen der Arbeitnehmer orientieren. Während bei den Jüngeren Familie im Mittelpunkt steht, sind dies die Pflege Angehöriger oder der Wunsch nach mehr Freizeit für Hobbys und ehrenamtliches Engagement bei Älteren.

Auch im Schichtbetrieb haben Unternehmen inzwischen Modelle, die Teilzeitarbeit ermöglicht. Menschen, die Teilzeit arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, sind loyalere Mitarbeiter, betont Denzer-Urschel. Derzeit sind bei den freien Stellen im Ortenaukreis mehr als ein Viertel in Teilzeit ausgeschrieben.

Informationsveranstaltung

Informationen rund um Ausbildung und Arbeit in Teilzeit bieten die Arbeitsagentur, Unternehmen und andere Institutionen am Mittwoch, 20. September, von 9 bis 13 Uhr auf dem Gelände der Offenburger Agentur in der Weingartenstraße an. Qualifizierung, Umschulung und der berufliche Wiedereinstieg sind weitere Beratungsangebote. rek