Horst Sahrbacher, Agentur für Arbeit
Berufe werden sich durch die Digitalisierung verändern
Ortenau. Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt sowohl Unternehmen wie auch Arbeitnehmer. Thekla Fey sprach über die Situation mit Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg.
Wie ist die Arbeitsmarktsituation in der Ortenau aktuell?
Der Arbeitsmarkt in der Ortenau ist sehr stabil. In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserer mittelständisch geprägten Region erheblich zugenommen – um rund 23 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist zudem deutlich gesunken.
Stichwort Fachkräftemangel: Wie hat sich die Situation in diesem bereich entwickelt?
Es gibt einen deutlich höheren Bestand an offenen Stellen, als noch vor zehn Jahren. Durch den demografischen Wandel wird in den nächsten Jahren zudem ein großer Teil der Arbeitnehmer altersbedingt ausscheiden. Die Digitalisierung wird Berufsfelder verändern, Tätigkeiten werden durch Automatisierung wegfallen und neue Arbeitsplätze werden entstehen. Statt selbst zu feilen, programmiert der Industriemechaniker beispielsweise eine Maschine.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Arbeitnehmer?
Durch eine passende Weiterqualifizierung kann ein angelernter Mitarbeiter zu einer Fachkraft in seinem Betrieb werden. Ebenso kann ein Arbeitsloser durch eine Weiterbildung oder eine neue Ausbildung dazu befähigt werden, eine Arbeit als Fachkraft zu bekommen. Es muss uns gelingen, Menschen, die bisher keine Ausbildung absolviert haben, jetzt dazu zu motivieren, diese Ausbildung nachzuholen. Der Fachkräftemangel wird uns weiter begleiten. Das bedeutet auch für bereits ausgelernte, im Beruf stehende Beschäftigte, sich dem wichtigen Thema "lebenslanges Lernen" nicht zu verschließen. Denn dies wird in Zukunft einer der Schlüssel sein, ob ich als Arbeitnehmer konkurrenzfähig bin. Das Risiko arbeitslos zu werden, ist um ein Vielfaches höher, wenn ich keine berufliche Qualifikation habe.
Wie können Unternehmen gegenlenken?
Unternehmen müssen die Herausforderungen der Digitalisierung erfassen. Die Agentur für Arbeit Offenburg ist gemeinsam mit der WRO, der Hochschule Offenburg, der Handwerkskammer, Südwestmetall, und der Industrie- und Handelskammer in einem gemeinsamen Prozess, um Unternehmen zu motivieren darüber nachzudenken, was die Digitalisierung mit ihrem Geschäftsmodell macht. Wie verändert sich beispielsweise das Produkt und welche Herausforderungen kommen deshalb im Mitarbeiterbereich auf ihn zu? Dadurch ergibt sich auch die Frage der Weiterqualifizierung von Mitarbeitern: Was muss getan werden, damit meine Mitarbeiter auch in Zukunft gute Arbeit leisten kann?
Wie unterstützt die Agentur für Arbeit Arbeitgeber und Arbeitnehmer dabei?
Zum einen versuchen wir Jugendliche, so früh wie möglich bei ihrer Berufswahl zu unterstützen und ihnen sinnvolle Perspektiven aufzuzeigen. Zudem bietet die Agentur für Arbeit jedem, der bisher keine Ausbildung absolviert hat, Unterstützung dabei an, einen Berufsabschluss nachzuholen. Arbeitgeber unterstützt die Agentur unter anderem bei der Auswahl der passenden Qualifizierung des Mitarbeiters und zudem in Fragen der finanziellen Unterstützung.
In welchen Branchen sind Fachkräfte besonders gesucht?
Der aktuell höchste Bedarf ist im Bereich Pflege und Erziehung, Handwerk sowie Gastronomie und Hotelwesen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.