Gleich zwei junge Flugschüler erobern den Himmel
Oppenauer Timo Roth und Ulmer Florian Ebert meistern erste Alleinflüge
Oberkirch km. Der 14-jährige Timo Roth aus Oppenau-Ramsbach und Florian Ebert, kürzlich erst 15 Jahre alt geworden, aus Renchen-Ulm schafften jeweils ihre ersten Alleinflüge im Segelflugzeug. Die beiden jungen Piloten besuchen derzeit die Realschule in Oberkirch und sind erst seit April aktive Mitglieder der Fliegergruppe Renchtal e.V. (FGR). Nach jeweils rund 60 Schulstarts mit Fluglehrer absolvierten sie nun ihre ersten drei Alleinflüge mit dem Segelflugzeug K13 in Freudenstadt-Musbach. Mit den „ersten Soloflügen“ schafften die engagierten Piloten Timo und Florian somit souverän das erste große Ziel eines jeden Flugschülers.
Positive Vereinsentwicklung der Fliegergruppe Renchtal:
Der erste Vorsitzende Ludwig Treier kann zuversichtlich nach vorne schauen, da die intensiven ehrenamtlichen Tätigkeiten in der FGR mit Schwerpunkten Jugendförderung und Modernisierung Flugzeugpark nun Früchte tragen: Erstmalig in der Vereinsgeschichte schafften dieses Jahr gleich drei Flugschüler ihren ersten Soloflüge. Zu dieser positiven Vereinsentwicklung trägt sicherlich auch das alljährliche Fliegerfest am 1.Mai in der Fliegerwerkstatt Ramsbach-Höfle bei – wo Interessierte in die Faszination Fliegen schnuppern können. Zusätzlich bietet die Homepage fliegergruppe-renchtal.de die Schnupperaktion „Pilot für einen Tag“.
Topmoderne Segelflugzeuge
In den Schulungsdoppelsitzern K13 und DUO DISCUS XL sind alle Instrumente und Steuereinrichtungen doppelt vorhanden, sodass eine sehr direkte und individuelle Schulung möglich ist. Die Segler verfügen zusätzlich auch über moderne Navigationssyteme GPS. Außerdem sind die Segelflugzeuge mit dem Kollisionswarngerät FLARM ausgerüstet. Diese Gerät nutzt die GPS-Daten und warnt den Piloten akustisch und optisch in Stufen bei Annäherung eines anderen Segelflugzeuges, wenn dieses näher als 2500Meter kommt. So wird sehr wirkungsvoll die Flugsicherheit verbessert.
Die FG Renchtal bietet mit vier Fluglehrern Klemens Schmiederer, Johannes Tisch, Joachim Treier und Martin Kiefer sowie den Fluglehrern der Fliegergruppe Freudenstadt eine ehrenamtliche und somit auch kostengünstige Ausbildung an.
Erste Schulflüge absolvierten beide Flugschüler bereits mit 14 Jahren
Zu Beginn der Segelflugschulung musste der Fluglehrer noch selbst die Übungen vorfliegen, der Schüler fühlte am Steuerknüppel mit und flog die Übungen selbst nach, zunehmend steuerte er dann aktiv und eigenständig. Letztendlich fühlte der Fluglehrer nur noch beim Start und der Landung aktiv am Steuerknüppel mit, um bei einem Fehler schnell eingreifen zu können. Kurz vor dem ersten Alleinflug genügten dann mündliche Korrekturen durch den Fluglehrer. Durch konstant gute Flugleistungen überzeugten Timo Roth und Florian ihre Fluglehrer von deren Alleinflugreife.
Der diensthabende Fluglehrer simulierte auch plötzlich eine Seilrissübung und erzeugte somit zusätzliche Stresssituationen bei der ungewohnten Landung – auch das meisterten die Flugschüler. Letztendlich checkte ein zweiter Fluglehrer den Übungsstand der Schüler. Nun folgte der Flugauftrag für den ersten Alleinflug. Im vielfach geübten Windenstart durften zunächst Timo Roth und später auch Florian Ebert die ersten drei Alleinflüge absolvieren.
Der erster Alleinflug ohne Fluglehrer
Die Flugvorbereitung begann für den Schüler mit dem Fallschirm anlegen und richtigem angurten im Segelflugzeug. Dann führte der junge Pilot systematisch und konsequent den Startcheck durch. Der Wind kam günstig leicht von links vorne. Das Seil der Startwinde wurde eingeklinkt und der junge Flugschüler signalisierte mit dem gehobenen Daumen seine Startbereitschaft. Der Startleiter rief per Feldtelefon den Windfahrer an, der sogleich das 1000 Meter lange Seil straffe und dann einzog. Rasant beschleunigte das Segelflugzeug, hob nach einigen Metern ab und stieg erst flach und später steil empor in den Himmel. Bei über 300 Metern Höhe klinkte das Seil automatisch aus und wurde an einem kleinen Fallschirm hängend, vollends auf die Seiltrommel der Startwinde eingezogen. Über Funk lobte der diensthabende Fluglehrer den guten Start.
Nun musste der Alleinflieger alles selbst managen: Die Fluggeschwindigkeit halten, den Luftraum beobachten, die Instrumente checken, insbesondere die Höhe, die Platzrunde sauber einteilen und rechtzeitig an die Landeposition einfliegen.
Das Segelflugzeug schwebte nach dem Ausklinken nach links in den Übungsraum am Segelfluggelände Musbach. Nach einigen Links- und Rechtskurven meldete der Flugschüler über Funk "Musbach Info die D-6864 an der Position zur Landung auf die Bahn 35". Es folgte der Gegenanflug, dann der Queranflug und nach einer flachen Kurve in 100 Metern Höhe der Endanflug auf die Landebahn 35. Der Flug verlief prima, sodass weder Fluglehrer noch Flugleiter über Funk eingreifen mussten. Der Flugschüler fuhr im Endanflug die Landeklappen etwas aus, Gleitpfad und die Richtung stimmten nun und mussten nur feinfühlig nachgesteuert werden. Wenige Meter über dem Boden fing der Flugschüler in einem Abfangbogen den Sinkflug ab, schwebte flach über die Grasbahn aus, setzte sanft nach dem Landezeichen auf und rollte aus. Das Segelflugzeug blieb stehen, die Tragfläche legte sich seitlich auf den Boden. Die Haube öffnete sich und eine freudenstrahlender Flugschüler stieg aus: Echt cool - geschafft - der erste Alleinflug ohne Fluglehrer an Bord. Das erste große Ziel jeden Flugschülers ist erreicht.
Traditionelle Fliegertaufe:
Alle Pilotinnen und Piloten am Platz kamen angelaufen zum Gratulieren und schoben den Segler zurück an den Start. Da auch die beiden Fluglehrer in der Nachbesprechung einen guten Flug bescheinigten und nur kleine Verbesserungen aufzeigten, folgten gleich zwei weitere Flüge, die der Flugschüler ebenso souverän und sicher absolvierte.
Nach dem Flugbetrieb versohlten die Kameraden den Alleinfliegern bei der traditionellen Fliegertaufe gründlich den Hintern, kühlten diesen auch mit Eimer Wasser ab und schenkten einen Heidestrauß. Für Timo Roth und Florian Ebert folgen nun weitere Alleinflüge im Doppelsitze, danach Umschulungen auf den einfachen Einsitzer ASTIR. Später folgt dann der Hochleistungssegler DISCUS CS. In den Wintermonaten gilt es noch die restliche Theorie zu lernen. Sodass mit 16 Jahren die Prüfungen zum Pilotenschein für Segelflug abgelegt werden können. Aber bis dahin muss für jeden Schulungsflug ein Flugauftrag bei einem Fluglehrer eingeholt werden - Sicherheit ist oberstes Gebot.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.