Bereits vor 5.000 Jahren wurden Tiere zu Vergnügungszwecken gehalten. War der Besuch früher den Mächtigen vorbehalten, stehen Tierparks heute dem ganzen Volk zur Verfügung.
Die Geschichte der Zoos
Zoologische Gärten gehören heute wie selbstverständlich zum Freizeitangebot von Städten. Zwar ist die Ausstellung von Tieren kein Alleinstellungsmerkmal der Neuzeit, denn Tiere haben über ihren bloßen Nutzen hinaus auf Menschen immer eine gewisse Faszination ausgeübt. Dennoch war die Haltung von Tieren zum Zwecke von Bildung und Vergnügen stets Veränderungen unterworfen und jede Epoche hatte ihre Trends. Begeben wir uns auf eine Zeitreise, um die Entwicklung von Tierparks über die Jahrtausende hinweg nachzuvollziehen. Wie jede Form von Kultur spiegeln auch Zoos die gesellschaftlichen Verhältnisse wider und vermitteln einen Einblick in das zeitgenössische Denken.
Tiergehege im Altertum
Zeugnisse von spektakulären Tiersammlungen gibt es von alten Hochkulturen, die ihre Blütezeit weit vor der europäischen Antike hatten. Immer waren diese Tiersammlungen hierarchisch geordnet, waren also ein Privileg der jeweils Mächtigen im Land. Beispiele für solche frühen Tiergehege sind die Anlagen von den Indern und Sumerern um 3000 v. Chr., die Elefanten und Antilopen aus kultischen Gründen hielten. Die chinesischen Kaiser besaßen um 2000 v. Chr. bereits Sammlungen mit Tigern, Nashörnern, Tapiren, Vögeln, Fischen, Schildkröten und Riesenschlangen. Von den altägyptischen Pharaonen sind ihre Tiergehege bekannt, in denen unter anderem Wasserböcke, Sträuße, Giraffen, Affen und Gazellen gehalten wurden. Die Pharaonen ergänzten ihre Tieranlagen durch Geschenke ihrer Untertanen und ausländischer Mächte.
Griechischer Wissensdurst und römische Spiele
Die griechischen Philosophen hatten viel Zeit, um über die Götter und die Welt nachzudenken, denn im alten Griechenland herrschte eine strikte Trennung von geistiger und körperlicher Arbeit. Während die körperliche Arbeit von Sklaven übernommen wurde, konnten sich die Ästheten dem Guten und Schönen widmen. Sie stellten das Nachdenken über nicht zweckgebundene Zusammenhänge als Zeichen menschlicher Würde dar, die den Menschen von der Natur und ihren strikten Überlebensgesetzen emanzipiere.
Die griechischen Philosophen waren die ersten, die mit der Kategorisierung von Tieren begannen. Alexander der Große besaß eine reiche Privatsammlung, die er während seiner Welteroberung permanent ergänzte. Im Rom waren die Tiere hingegen eingebettet in eine mörderische Unterhaltungsindustrie. Raubtiere mussten gegen Gladiatoren kämpfen, übereinander herfallen und durften sich über Todgeweihte hermachen.
Tiere als Symbol von Macht im Mittelalter
Die Römer nutzten ihre weltumspannenden Beziehungen zur Zuführung von immer neuen exotischen Tieren. Der jähe Fall Roms führte zu einem Versiegen des Zustroms. Dennoch konnten sich einige dieser Tiere in den frühen Klöstern halten, in denen das Wissen der Antike bewahrt wurde. Bekannt ist aus dem frühen Mittelalter ein Geschenk Karls des Großen an die Stadt Augsburg, der er einen Elefanten spendierte. Als größter mittelalterlicher Tierpark galt die Sammlung von Friedrich II. Das „Staunen der Welt“, wie der Kaiser ob seines unerschöpflichen Wissensdranges genannt wurde, pflegte einen regen Tauschhandel für seine Tiersammlung mit verschiedenen Mächtigen. Von einer ähnlichen Bedeutung war die Tieranlage im Tower of London um 1235.
Die Strahlkraft des Sonnenkönigs
In der frühen Neuzeit änderte sich am Standesdünkel zunächst wenig. Die Tiergehege, die damals Menagerien genannt wurden, boten gute Gelegenheiten zur Repräsentation höfischen Lebens. Vorreiter war im Zeitalter des Absolutismus Frankreich und Orientierungspunkt bei den Tieranlagen sein Lustschloss im Zentrum, von dem aus die Tiergehege fächerförmig angelegt wurden. Ein weiterer Trend war das Anlegen von Fasanerien, die ebenso wie die Orangerien den Adligen Muße und Entspannung in anregender Atmosphäre boten. Möglichkeiten für das einfache Volk, sich an seltenen Tieren zu erfreuen, gab es hingegen nur auf Jahrmärkten und bei Auftritten von Wandermenagerien.
Das Bürgertum erobert den Zoo
Den Übergang von der Hochzeit des Adels hin zu bürgerlichen Strukturen markiert mit dem Zoo in Schönbrunn 1752 eine Tieranlage aus der Zeit Maria Theresas. Angelegt als achteckiger Pavillon mit zwölf Logen entsprach der Zoo noch der sonnenförmigen Anordnung herrschaftlicher Exklusivität, doch wurde er schnell für die Öffentlichkeit freigegeben und schon bald wurden Schulklassen durch den Zoo geführt. Weitere Meilensteine in der Geschichte der Zoos waren die ersten Tierparks in London 1828 und Berlin 1844. Mit der Erschließung der Zoos durch die Bürgerlichen gewann der Bildungsaspekt von Zoos an Bedeutung, denn eine gute Bildung war für die Bürgerlichen im Kampf gegen adlige Privilegien stets das wichtigste Argument, um sich gegen die nicht durch Leistung, sondern durch Geburt erworbenen Herrschaftsansprüche zu behaupten.
Entwicklungstrends in modernen Zoos
Mit dem Erstarken des Bürgertums mit der damit verbundenen Öffnung des Zoos für die Bevölkerung begann der Siegeszug der Zoos, die fortan in immer größerer Geschwindigkeit in Städten auf der ganzen Welt errichtet wurden. Dabei gab es freilich problematische Trends, die bislang nur zum Teil überwunden wurden. Das Zeitalter der rassistischen Völkerschauen in Zoos, in denen Kolonialvölker wie Tiere in Zwingern ausgestellt wurden, ist zum Glück vorbei. Auch haben sich die Bedingungen für die Bewohner immer weiter gebessert, auch wenn immer noch viele Tiere in zu engen Käfigen gehalten werden und das Problem der Gefangenschaft ein strukturelles ist. Dennoch tragen Zoologische Gärten zum Artenschutz bei, da sie bedrohten Tierarten eine sichere Heimat bieten und Zoos sich dem Artensterben mit aufwendigen Zuchtprogrammen entgegenstemmen.
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