Anya Schmidt: Als Filmemacherin der Sonne auf der Spur
Ein Pilgerweg im Kino und im richtigen Leben
Für mich schließt sich hier in Offenburg ein Kreis", sagt Filmemacherin Anya Schmidt. Am Donnerstag startet ihr Film
„Pachakútec – Zeit des Wandels" in 15 deutschen Kinos. Über drei Jahre
ist sie Ñaupany Puma, ein Nachfahre des Inka-Puma-Stammes, dessen
Aufgabe es war, Sonnenpriester auszubilden, auf seinem Pilgerweg mit der
Kamera gefolgt. „Das war nicht immer leicht", sagt die aus Ohlsbach
stammende Künstlerin. Die langen Fußmärsche nach Chichén Itzá in
Yucatan, nach Machu Picchu in Peru oder bürokratische Widrigkeiten bei
den Pyramiden im ägyptischen Gizeh spürt man den eindrucksvollen Bildern
hingegen nicht an. Im Mai dieses Jahres wurde ihr Film mit dem Cosmic
Cine Award ausgezeichnet.
1968 in Mainz geboren, wuchs Anya Schmidt in Ohlsbach auf. Das Elternhaus mit Blick auf die imposanten Schwarzwald-Ausläufer dient auch heute noch als Anlaufstation. Nach dem
Abitur 1988 am „Grimmels" in Offenburg wollte sie Grafik-Design in
Stuttgart studieren. „Zum Glück haben sie mich damals nicht genommen."
Denn so folgte sie dem Ruf einer Freundin und ging nach Amerika, um sich
in Boston für ein Jahr dem Studium der schönen Künste zu widmen. „Aus
einem Jahr wurden zweieinhalb. Ich hatte mich in Amerika verliebt."
Auf der Suche nach dem passenden künstlerischen Ausdruck war es wieder der
Ruf eines Freundes, der sie nach New York an die Universität führte, um
Fotografie und experimentellen Film handwerklich zu studieren. Der
Freund war kein geringerer als Jules Naudet, der am 11. September 2001
eine Doku mit einem Löschzug der Feuerwache 100 Duane Street drehte und
so zum Zeitzeugen mit dem daraus resultierenden Film „11. September –
Die letzten Stunden im World Trade Center" wurde.
„In der Retrospektive wirken Lebenswege immer sehr harmonisch und glatt. Dass
das aber nicht so ist, weiß eigentlich jeder. Auch bei mir gab es Brüche
und viele Umwege."
Ihr Abschlussfilm „Vertical City", den sie zusammen mit drei anderen Absolventen vorlegte, gewann den Martin-Scorsese-Preis für „Post Production". 1998 kam sie dann nach
München und war nicht nur auf Job-, sondern auch auf Sinnsuche. Ersteren
fand sie bei TV-Produktionen wie „Welt der Wunder". Mal als
Produktionsassistentin, mal als Cutterin oder auch als Redakteurin. Anya
Schmidt hatte viele Jobs rund ums Filmemachen. „Diese handwerkliche
Filmarbeit ist mein Brot-Job", sagt sie nüchtern über ihre tägliche
Arbeit. Da aber der Mensch nicht vom Brot allein lebt, blieb sie auf der
Suche nach einem Filmprojekt, das Pflicht und Neigung in Einklang bringen konnte.
„Ich habe Ñaupany Puma 2006 kennengelernt, als er in Deutschland zu Gast war, um eine Dankes-Zeremonie für Mutter Erde abzuhalten. Als ich mich ihm anschließend vorstellte, begrüßte er mich mit den Worten: ‚Schön, dass du gekommen bist, ich habe dich schon
erwartet‘." Wie die Maya verehren die Inka die Sonne als Vater. Auch in
der Inka-Tradition spielt das Jahr 2012 eine wichtige Rolle. Statt aber
den Weltuntergang zu propagieren, gehe es um eine Zeit des Wandels. Eine
neue Weltenzeit. Im Übergang zu dieser neuen Zeit filmte Anya Schmidt
den Abgesandten aus Ekuador, der mit seiner Botschaft für die Heilung
der Welt eintritt, auf seiner Pilgerreise zu den großen Sonnenkulturen.
Eindrucksvolle Bilder der Natur aus Bolivien, Indien, Ägypten, Ekuador,
Mexiko und Peru. „Natürlich ist das ein Thema, das gern in die
Esoterik-Ecke geschoben wird, aber Ñaupanys Botschaft ist kraftvoll."
Dabei gehe es nicht nur um den Wandel der Industriegesellschaft, sondern
auch um einen gewandelten Blick auf die leidvolle Geschichte der indigenen Völker.
Am kommenden Samstag um 15 Uhr wird Anya Schmidt ihren „Herzensfilm" im Offenburger Forumkino zusammen mit Ñaupany Puma in die Welt begleiten. Die englische Fassung soll Kevin
Costner sprechen. Große Namen sind ihr aber nicht wichtig. „Ich bin da
angekommen, wo ich künstlerisch hinwollte." Ein Kreis schließt sich.
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