Was der Förderverein für krebskranke Kinder e. V. für die Forschung leistet
„Spenden sind das Trampolin, auf dem wir springen“
Offenburg/Freiburg. Seit Montag werden im Offenburger E-Center Lose für die alljährliche
Weihnachtstombola zugunsten des Fördervereins für krebskranke Kinder e.
V. Freiburg verkauft. Bis zum 10. Dezember läuft die Aktion. Ein Los
kostet zwei Euro. „Jeder Euro kommt an und hilft den kranken Kindern und
ihren Familien“, garantieren die Organisatoren Franz Bähr und Josef
Tetz.
Gut 60 ehrenamtliche Helfer machen die jährliche Aktion möglich. Viele von ihnen waren schon einmal vor Ort in Freiburg. Dort
konnten sie sich ein Bild machen, wie die Spenden eingesetzt werden.
Beispielsweise im Elternhaus, das betroffenen Familien Unterkunft und
vielfältige Hilfe bietet. Der Förderverein unterstützt aber darüber
hinaus auch die Freiburger Uni-Kinderkrebsklinik in vielen Bereichen.
Einer davon ist die Forschung zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
bei Leukämie, umgangssprachlich Blutkrebs genannt.
„Mit dem Geld können wir die nötige Infrastruktur auf- und ausbauen“, erklärt
Professor Dr. Charlotte Niemeyer, Ärztliche Direktorin der
Universitäts-Kinderklinik. Die Spenden, die über den Förderverein zu
diesem Zweck an diese fließen, versetzen das Freiburger Team überhaupt
erst in die Lage, Forschung betreiben zu können. „Wir beantragen und
erhalten Fördergelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von
europäischen Organisationen für Materialien wie Pipetten, medizinische
Medien und Ähnliches. Dafür müssen keine Spenden ausgegeben werden. Wir
sind anerkannt genug, um uns auf dem freien Fördermarkt zu behaupten.
Aber wir erhalten diese Gelder nur, wenn wir die für die Forschung
notwendigen Infrastrukturen nachweisen können“, erklärt die Direktorin.
Deshalb ist der Förderverein so ungemein wichtig, weil nur mit dieser
Unterstützung seit Jahren Räumlichkeiten wie Labore, Einrichtungen und
Geräte angeschafft und unterhalten werden können. Niemeyer zieht deshalb
gerne einen Vergleich. „Die Spenden des Fördervereins sind das
Trampolin, auf dem wir springen“, sagt sie.
Die Erfolge der Forschung und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden zeigen, dass –
im übertragenen Sinne – in Freiburg hoch genug gesprungen wird, um
diesen Weg als zielführend zu beschreiben. Niemeyer gilt als
internationale Kapazität in der Kinderkrebsheilkunde. Um sie herum hat
sich ein engagiertes und kompetentes Team gebildet. Die
Universitäts-Kinderklinik Freiburg ist mittlerweile nicht nur in
Deutschland ein anerkanntes Kompetenzzentrum in der Krebsforschung. Hier
in Freiburg laufen auch die Ergebnisse wichtiger Studien aus ganz
Europa zusammen.
Blut- und Knochenmarkproben werden aus anderen Kliniken nach Freiburg geschickt, um sie hier unter dem Mikroskop und im
Labor untersuchen zu lassen. Aus der Universitäts-Klinik gehen dann
Diagnose und Behandlungsempfehlung an die Fremdklinik zurück.
Besondere Erfolge konnten in Freiburg bei der Diagnostizierung von besonderen
Krebsformen erzielt werden. Bei der Juvenilen myelomonozytären Leukämie
(kurz JMML) beispielsweise, einer sehr bösartigen Form der Leukämie,
wurde als Ursache eine genetische Veränderung entdeckt. Nun kann bei den
von JMML betroffenen Kindern, die im Mittel mit knapp zwei Jahren daran
erkranken, schnell eine Diagnose gestellt und zielgenau behandelt
werden. Es wird keine Zeit mehr verloren, etwa durch langwieriges
Anlegen von Kulturen im Brutschrank.
Im Jahr 2015 wurden bei der angeborenen Leukämie, die gehäuft in Familien auftreten kann, bereits
angeborene Genveränderungen gefunden. Der Ausbruch der Krankheit kann
heute leider noch nicht verhindert werden. „Je besser wir die Entstehung
und Ursache einer Krebserkrankung verstehen lernen, umso intelligenter,
früher und zielgenauer können wir behandeln“, sagt Niemeyer. Heute
können acht von zehn erkrankte Kinder geheilt werden. Ziel ist, bald
allen Kinder helfen zu können. Durch die zuverlässige Unterstützung des
Fördervereins ist es möglich, längerfristige Projekte in der klinischen
Studienarbeit lückenlos zu finanzieren. „Nur durch diese
Planungssicherheit können wir gute Leute in unserer Forschung halten“,
so Niemeyer. Die Spenden tragen auch die Personalkosten für die
forschenden Biologen, Dokumentare, Studienärzte und
Medizinisch-Technische Assistenten.
Was ist der größte Wunsch der Professorin? „Dass wir Leukämie nicht mehr behandeln müssen, weil sie
gar nicht erst ausbricht. Dazu müssen wir verstehen lernen, wie sie
entsteht, damit wir sie verhindern können. Ja, ich möchte mich gerne
selber arbeitslos machen“, sagt Niemeyer.
Autor: djä
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