Manfred Hammes geht in den Ruhestand
Netzwerker auf dem Platz und bei der WRO
Offenburg. 17 Einwohner hat die südfranzösische Gemeinde Vers-Pont-du-Gard. Dort werde er erstmals sechs Wochen am Stück Urlaub verbringen – vielleicht würden es auch ein
paar Tage mehr. Manfred Hammes wird 67 Jahre alt und geht in Ruhestand.
Agil wie zu Beginn vor elf Jahren leitet er bis zuletzt die Geschäfte
der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO). Damit soll Schluss sein –
am Donnerstag ist seine Verabschiedung mit rund 300 Gästen.
Als „Agentur für Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit der Region“
versteht sich die WRO. Bestandsentwicklung regionaler Unternehmen,
Existenzgründer und den Austausch zwischen Politik und Wirtschaft zu
fördern, sind Schwerpunkte der Arbeit. Die Zahlen beweisen es, dass dies
Hammes in einzigartiger Art gelungen ist: Anfangs hatte die WRO 14
kommunale Gesellschafter, heute sind es 53. Waren vor elf Jahren 17
Unternehmen Mitglied, sind es heute 160. Das Netzwerk funktioniert
inzwischen. „Ich habe im Zweifel vorgerechnet, dass im Falle eines
Engagements die Beteiligten mehr rausziehen als sie einzahlen“, erklärt
Hammes nüchtern.
Die WRO war die zweite Station von Manfred Hammes in Offenburg. Zuvor war er bereits sechs Jahre für den Reiff-Verlag tätig. Dazwischen war die Medien-Union sein Arbeitgeber.
Der berufliche Einstieg erfolgte nach einem Jura-Studium in Köln bei
einem juristischen Fachverlag. Aufgewachsen ist Hammes in Trier. Es
folgte noch Heidelberg als Station. „So wenig waren es nur“, kommt
Hammes ins Grübeln beim Rückblick.
Mit 1,88 Meter hat Hammes das sogenannte Gardemaß. Dies hat er in den 1970er-Jahren auch entsprechend eingesetzt. Er spielte für Köln in der damals höchsten deutschen
Basketballliga. Der Spielaufbau war seine Position auf dem Platz,
sozusagen musste er das Netzwerk der verschiedenen Position am Laufen
halten. Das erinnert wieder an seine WRO-Funktion.
Gescheitert ist er mit dem Versuch, eine große Einkaufsgemeinschaft aller Ortenauer
Kommunen einzurichten, um etwa den Bürobedarf der Verwaltungen in den
Rathäusern kostengünstiger abzudecken. Das hat nicht geklappt.
„Vielleicht gibt es da auch historische Verbundenheiten einzelner und
daher Vorbehalte“, spekuliert Hammes. Dass aber eine Menge Geld gespart
werden könne, dessen ist er sich sicher.
Seine Verbundenheit mit Frankreich kam, wie in vielen anderen Fällen auch, durch Studienfahrten
während der Schulzeit nach Arles in der Camargue im Süden Frankreichs.
Endgültig hat es ihn in diese Region gezogen durch die Partnerschaft
Schriesheims bei Heidelberg. Uzès liegt nur wenige Kilometer weiter
nördlich als Vers-Pont-du Gard. Als er, seine Frau Petra,
Grundschullehrerin in Lahr, und ihre heute erwachsenen drei Kinder ihr
Domizil dort einrichteten, wohnten noch ein paar Menschen mehr dort. Für
17 Einwohner lohne es sich nicht mehr für den Crémier, den Ort
anzufahren und wöchentlich mit Milchprodukten zu versorgen. „Wenn meine
Frau und ich morgens ein frisches Baguette wollen, müssen wir 15
Kilometer bis zum Bäcker fahren“, berichtet er über die Einsamkeit dort
zwischen Avignon und Nîmes. Wein könne er sich auch vorstellen
anzubauen, macht Hammes vage Zukunftspläne. Chardonnay oder Merlot
würden ihn auf dem einen Hektar reizen. „Auch wenn ich bisher wenig
Ahnung über den Ausbau der Weine habe“, erzählt Hammes schmunzelnd.
Sicher ist, dass er Reiseführer (www.lustaufprovence.de) und Drehbücher schreiben wird. Umgesetzt würden diese Drehbücher über
Restaurants, ihre Köche und Ausflugsziele von regionalen Fernsehteams
und sie kämen offensichtlich gut an. „Nicht weil mein Französisch so gut
ist, aber ich gehe einfach auf die Leute zu und bringe sie zum
Erzählen“, freut er sich, dies wieder verstärkt in Angriff zu nehmen.
Aber auch für die Ortenau hat er noch Aufgaben. Er will hiesige Unternehmen
und elsässische Jugendliche zusammen bringen. Oft scheitert es noch,
dass sie zusammenfinden, weil in Frankreich viele Eltern Vorbehalte
gegen die deutsche duale Ausbildung haben. Hier will auch der
Filmemacher Hammes ansetzen, um für Nachbarschaft zu werben. Denn für
ihn ist klar: „Straßburg und Kehl sind wie eine Stadt, nur ein anderes
Land, verbunden durch den Rhein.“
Autor: Rembert Graf Kerssenbrock
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