Schüler des Offenburger Schiller-Gymnasiums organiserten die dritte LAN-Party
Nächtlicher Zocker-Marathon bis zum Sonntagmorgen
Offenburg. Eine LAN-Party in der eigenen Schule? Eine Nacht lang Computerspiele spielen, dort, wo
sonst gelernt wird? Diese ungewöhnliche Idee hatten Schüler des
Schiller-Gymnasiums Offenburg vor zwei Jahren. „Es gab damals natürlich
Bedenken von Kollegen und Eltern. Auch ich sah die Gefahr, dass sich
Jugendliche in Computerspielen verlieren könnten“, sagt Schulleiter
Manfred Keller. Deshalb waren im Vorfeld viele Gespräche nötig. Dann
legten die Schüler ein Konzept für die Veranstaltung vor, das akzeptiert
wurde. So konnte 2015 die erste LAN-Party mit 20 Teilnehmern in der
Schulmensa veranstaltet werden. „Das Feedback meiner Kollegen war
positiv und die Schüler waren begeistert“, erinnert sich Keller.
„Wir hatten zur ersten LAN-Party einen Medienpädagogen eingeladen. Der
erzählte Interessantes zum Thema“, erinnert sich Yannick Broghammer
(17), Mitglied des siebenköpfigen LAN-Teams. Seither ist das Studienfach
„Medienwissenschaft“ eine berufliche Option für ihn. Zur zweiten
Veranstaltung Anfang 2016 wollten bereits 40 Schüler mitspielen. Da es
immer mehr Anfragen aus anderen Gymnasien gab, ging die nächste
Einladung in den Sommerferien 2016 an alle Offenburger Schüler ab der
zehnten Klasse mit einem Mindestalter von 16 Jahren.
Es meldeten sich über 60 „Zocker“ an, wie sich die Spieler nennen, darunter zwei
Mädchen. Auch einige Ex-Schüler wollten dabei sein. Für so viele Spieler
wurde die Mensa zu klein. Die Veranstaltung durfte deshalb in den
Schiller-Saal umziehen. Im Vorfeld waren einige Regeln festgelegt
worden: Es werden nur Spiele gespielt, die bis 16 Jahre freigeben sind,
und es gibt keinen Alkohol. Informatiklehrer Marek Czernohous blieb die
ganze Nacht bei den Schülern.
Die jüngste lange Zockernacht begann am Samstag vor einer Woche um 18 Uhr. Bis Sonntag gegen 10 Uhr wurden Wettkämpfe ausgetragen. Da war Durchhaltevermögen gefragt, das
nicht jeder aufbrachte. Zur Stärkung gab es Pizza und die in
Zockerkreisen beliebten Mate-Getränke. Am Sonntag waren dann die finalen
Gewinner ermittelt und die letzten Preise der Sponsoren verteilt.
Das Schiller-LAN-Team hatte in Offenburg und Umgebung zahlreiche Förderer
gewonnen. Einige Firmen hatten zur teameigenen hochwertigen Ausstattung
technische Gerätschaften bereitgestellt. Auch der Kontakt mit einem
Mitglied des Chaos Computer Clubs der Section77 in Offenburg war
hilfreich: Cedric Kienzler sprang kurzfristig ein, um das Netzwerk zu verwalten.
Das LAN-Team verbucht die Veranstaltung als vollen Erfolg. „Bei unseren LAN-Partys ist immer eine super Stimmung. Alle haben Spaß am Zocken, aber auch am Miteinander. Man versteht sich
einfach, weil alle das gleiche Interesse haben“, erklärt Nicola Jäger (17).
In der Öffentlichkeit werden Computerspiele – besonders die sogenannten Ego-Shooter – oft kontrovers diskutiert. Es ist von „Killerspielen“ die Rede, die für Jugendliche zum Vorbild für reales
Handeln werden könnten. Für die Organisatoren der LAN-Party gibt es
Grenzen, die ein Spiel nicht überschreiten darf. Sie spielen aus Spaß,
zur Entspannung. „Der Sinn eines Spiels ist nicht zu töten, egal, ob
Aliens oder andere Spielcharaktere. Es geht darum, im Spiel
weiterzukommen. Das ist eine virtuelle Realität, nichts Echtes. Es geht
um Taktik und Geschicklichkeit. Oft ist Teamfähigkeit nötig und man
lernt nebenbei noch Englisch“, sagt Jonas Kallfaß (17).
Die Jungs vom LAN-Team wünschen sich eine differenziertere, objektive und
kundige Sicht von außen auf Computerspiele. Gewalt sei ein reales
Phänomen. „Es sind Probleme im persönlichen Umfeld, die einige wenige
Jugendlichen mitbringen: Probleme in der Familie, in der Schule, im
Freundeskreis“, da sind sich die Organisatoren einig. Wer einen intakten
Freundeskreis besitze, laufe auch nicht Gefahr, dauerhaft in Spiele
abzutauchen.
Mit ihrer Einschätzung bestätigen die jungen Spieler Forschungsergebnisse, die beispielsweise von der Universität Bielefeld vorgelegt wurden. Die Diskussion über das Thema wird weiterhin
kontrovers bleiben, da auch immer wieder Bedenken geäußert werden. Der
Rat, mit den Jugendlichen zu sprechen und sich zeigen zu lassen, was sie
spielen, kann aber kaum verkehrt sein.
Autor: djä
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