Kriminalitätsstatistik 2022
Straftaten auf Vor-Corona-Niveau

Renato Gigliotti, Leiter der Schutzpolizeidirektion (v. l.) Polizeipräsident Jürgen Rieger und Raoul Hakcenjos, Leiter der Kriminalpolizei, lassen das Jahr 2022 aus Sicht der Polizei Revue passieren. | Foto: gro
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  • Renato Gigliotti, Leiter der Schutzpolizeidirektion (v. l.) Polizeipräsident Jürgen Rieger und Raoul Hakcenjos, Leiter der Kriminalpolizei, lassen das Jahr 2022 aus Sicht der Polizei Revue passieren.
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Offenburg "Wir spüren die Auswirkungen des Wegfalls der pandemiebedingten Einschränkungen", stellt Polizeipräsident Jürgen Rieger im Rahmen der Pressekonferenz zur polizeilichen Kriminalstatistik fest. Es gebe wieder mehr Begegnungen, mehr Feste und die Menschen würden wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen: "Das bedeutet für uns, mehr Straftaten im öffentlichen Raum. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der grenz-überschreitende Verkehr wieder uneingeschränkt möglich ist." Sein Fazit: Die Zahl der Straftaten ist gestiegen und hat etwa das Vor-Corona-Level erreicht.

Ortenau an vierte Stelle

Im Bereich des gesamten Präsidiums wurden 41.444 Straftaten durch die Polizei verzeichnet. 26.618 davon wurden in der Ortenau begangen. Werden diese absoluten Zahlen auf die Einwohner hochgerechnet, ergibt sich die sogenannte Häufigkeitszahl. Damit werden die Zahlen in ganz Baden-Württemberg vergleichbar. Das Polizeipräsidium Offenburg hat eine Häufigkeitszahl von 5.537 und liegt damit an vierter Stelle im Land. "Wir haben uns im Vergleich zu 2022 verbessert und stehen nun hinter Stuttgart, Freiburg und Mannheim", ist Rieger zufrieden.

Kehl ist Spitzenreiter

Kehl hat mit 17.061 die höchste Häufigkeitszahl im Bereich des Polizeipräsidiums. In Offenburg liegt die Kennzahl bei 10.957, in Lahr bei 6.770, in Achern bei 6.134 und Haslach bei 4.810. Rechnet man allerdings die Straftaten heraus, die aufgrund des Ausländer- oder Asylgesetzes nur von Ausländern begangen werden können – wie etwa Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht –, sieht es anders aus: Da führt Offenburg die Liste mit 10.711 an und Kehl liegt mit 10.217 dahinter.

Zufrieden ist Rieger, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern um 19 Prozent zurückgegangen ist. 2022 wurden im Polizeipräsidium Offenburg 110 Fälle, 63 davon in der Ortenau, gemeldet. Die Aufklärungsquote bei Straftaten gegen das Leben lag bei über 97 Prozent, insgesamt ist sie aber auf 62,8 Prozent gesunken.

Zunahme der Gewaltkriminalität

Doch es gibt auch Schattenseiten: So stieg die Zahl der Vergewaltigungsdelikte 2022 um 60 Prozent auf 103, 62 davon in der Ortenau. Allgemein wurde eine Zunahme der Gewaltkriminalität um 28 Prozent auf 1.261 Fälle verzeichnet.
Dies bestätigt auch Renato Gigliotti, Leiter der Schutzpolizeidirektion: "Gewalt ist leider wieder en vogue." Es gibt sie nicht nur im öffentlichen Raum: 837 Mal wurde häusliche Gewalt angezeigt: "Sie tritt massiv auf, die Zahlen sind höher als vor Corona." 75 Prozent der Betroffenen seien weiblich, Frauen und Kinder. "Wir arbeiten seit Jahren daran, das Dunkelfeld in diesem Bereich zu erhellen." Gigliotti glaubt, dass heute mehr Frauen die Übergriffe anzeigen.

13.009 Diebstähle wurden 2022 im Präsidiumsbereich registriert – ein Plus von 47,2 Prozent. In der Ortenau waren es 8.644 Fälle. Dabei wurden nicht nur mehr Fahrrad- und Ladendiebstähle festgestellt, die Wohnungseinbrüche sind um 37,9 Prozent auf 426 angestiegen, davon 209 in der Ortenau. 26.618 Straftaten wurden 2022 bei der Polizei in der Ortenau registriert.

Fazit der Kripo

Im Rahmen der Pressekonferenz zur Kriminalstatistik stellte Raoul Hackenjos, Leiter der Kriminalpolizeidirektion, die Entwicklung vor: Es gab 69 Straftaten gegen das Leben, ein Plus von 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "22 von ihnen gehören zu dem Verfahren wegen fahrlässiger Tötung in einem Pflegeheim im Bereich Rastatt", so der Kripochef. Aufgrund eines Coronaausbruchs gab es 22 Tote. In der Ortenau blieb die Zahl der Tötungsdelikte mit zwölf nahezu unverändert.

Weniger Rauschgiftdelikte

Gesunken sind die Zahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität auf 2.235 Fälle. "Seit Corona haben sich die Strukturen gewandelt", so Hackenjos. Ein Teil des Handels sei ins Darknet abgewandert, es werde mit Abholstationen gearbeitet: "Wir konzentrieren uns auf harte Drogen und den Handel."

Die Steigerung bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sieht Hackenjos darin begründet, dass die Opfer eher bereit seien, eine Anzeige zu machen: "Es gab eine Enttabuisierung in diesem Bereich." Bei allen angezeigten Fällen habe zuvor zumindest eine kurze Beziehung zwischen Täter und Opfer bestanden.

Deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt das Polizeipräsidium bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten, unter die auch die Schockanrufe oder der Enkeltrick fallen. 7.539 Fälle wurden angezeigt, davon 4.813 in der Ortenau.

Im Bereich der Cyberkriminalität wurde ein Rückgang um 13,5 Prozent auf 2.352 Fälle verzeichnet. In der Ortenau waren es 1.497 Delikte.

Renato Gigliotti, Leiter der Schutzpolizeidirektion (v. l.) Polizeipräsident Jürgen Rieger und Raoul Hakcenjos, Leiter der Kriminalpolizei, lassen das Jahr 2022 aus Sicht der Polizei Revue passieren. | Foto: gro
Die Verzweiflung ist groß, wenn Einbrecher zugeschlagen haben.  | Foto: www.polizei-beratung.de

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