Polizeirevier Offenburg
Kriminal- und Unfallstatistik für das Jahr 2022
Offenburg (gro) "2022 war ein normales Jahr mit Blick auf die Zahlen", stellt Guido Kühn, seit einem Jahr Leiter des Polizeireviers Offenburg fest. Gemeinsam mit Alexa Adelmann, Fachbereichsleiterin Bürgerservice und damit verantwortlich für die Kommunale Kriminalprävention im Oberzentrum, nimmt er die Zahlen der polizeilichen Kriminal- und Unfallstatistik unter die Lupe.
"Die Jahre 2020 und 2021 waren durch Corona geprägt", fasst Kühn zusammen. Durch die Einschränkungen während der Lockdowns sind die Zahlen in den unterschiedlichen Deliktfeldern gefallen. Diese Entwicklung ist nun gestoppt. Mit 6.668 Fällen in 2022 ist das Niveau bei den Straftaten vor Corona wieder erreicht. Die Aufklärungsquote ist leicht gesunken und liegt bei 62,9 Prozent.
Drei Tote
Fünf Straftaten gegen das Leben wurden 2022 in Offenburg aktenkundig: Der spektakulärste Fall war der doppelte Totschlag in der Kesselstraße am 30. Juli. Am 24. November erwürgte ein Mann seine Frau in Elgersweier. Die Attacke mit einer Axt bei einer Auseinandersetzung in einer Kneipe am 19. November ging für das Opfer glimpflich aus. Zwei Mal endete eine OP tödlich, in diesem Fall wird immer ermittelt.
Die Zahl der Sexualdelikte ist auf 105 Fälle angestiegen, 2021 waren es 93: "Wir hatten eine ungewöhnlich hohe Zahl an Vergewaltigungen", so Kühn. Es handele sich dabei um eine Häufung von Einzelfällen, nicht um einen Serientäter. Auch bei den Körperverletzungen wurde ein Anstieg verzeichnet: 505 Fälle wurden polizeibekannt. Das sind 78 mehr als 2021, aber deutlich weniger als im Zehn-Jahres-Vergleich. Von 2013 bis 2019 lagen die Zahlen bei der 600er-Marke.
Mehr häusliche Gewalt
76 Mal musste die Polizei im Fall von häuslicher Gewalt eingreifen, das sind sechs mehr als im Vorjahr. "Wir haben ein großes aktives Netzwerk in diesem Bereich", berichtet Alexa Adelmann. Dennoch gerate das System an seine Grenzen, nicht nur weil die Zahlen steigen würden, auch die Verweildauer im Frauenhaus sei länger als noch vor einigen Jahren. "Es fehlt an Geld", bringt es Adelmann auf den Punkt.
Ob Fahrrad- oder Ladendiebstahl, 2022 kannten die Zahlen in Offenburg nur eine Richtung - nach oben. 2.620 Diebstähle wurden in Offenburg verzeichnet, eine Zunahme um 80 Prozent. 657 mal schlugen Fahrraddiebe zu, ein Plus von 108 Prozent. "Dabei haben wir gerade im Bereich des Fahrraddiebstahls eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt", so Kühn. Das Problem: Prävention ist schwierig, da die Aufklärungsquote gering ist. Auch die Kommunale Kriminalprävention sieht Handlungsbedarf: "Wir richten eine Taskforce-Fahrraddiebstahl 2023 ein", so Adelmann.
Ladendiebstahl steigt an
Mit der Wiedereröffnung der Geschäfte nach den Lockdowns haben die Diebstähle in den Geschäften zugenommen. Sie stiegen auf die Höchstzahl von 728 im Zehn-Jahres-Vergleich. "Wir haben mehr reisende Täter und Jugendliche in diesem Bereich festgestellt", so Kühn. Die Stadt steht in engem Austausch mit den City Partnern und bietet Schulungen für die Mitarbeiter im Einzelhandel an. Weiterhin auf einem niedrigen Niveau sind die Wohnungseinbrüche. Sie stiegen von 23 in 2021 auf 31 in 2021 und liegen damit weit unter den Spitzenwerten von 2014 und 2015. "Von den 31 registrierten Wohnungseinbrüchen waren 14 nicht erfolgreiche Versuche", erklärt der Revierleiter.
Auf nahezu gleichem Niveau ist die Zahl der Sachbeschädigungen mit 536 Fällen geblieben. Zur Straßenkriminalität zählen unter anderem Raub, Körperverletzung, sexuelle Belästigung, Sachbeschädigung, aber auch Fahrraddiebstahl und andere Delikte. "Wir haben eine Anstieg in diesem Bereich", so Kühn. Allerdings nicht bei den für Leib und Leben gefährlichen Delikten, die Zunahme von 829 auf 1.371 Fälle ist vor allem den Fahrraddiebstählen zu verdanken. 292 Mal wurden Menschen Opfer von Aggression im öffentlichen Raum. "Das ist ein Bereich, der die Bürger besonders beunruhigt", so Kühn. Die Zahlen seien nicht überdurchschnittlich angestiegen, sie lägen noch immer im Zehn-Jahres-Durchschnitt. "Es gibt keine örtlichen Schwerpunkte", räumt der Revierleiter mit dem schlechten Image des Bahnhofs auf. "Es heißt immer am Bahnhof würden ständig Passanten überfallen, das stimmt nicht." Wahr sei allerdings, dass es die meisten Fälle im Bereich der Innenstadt passierten.
Keine offene Szene
Die offene Szene im Bereich der Rauschgiftkriminalität, die sich 2018 am Pfählerpark gebildet hatte, gibt es nicht mehr. Die Zahl der festgestellten Delikte lag 2022 bei 442 und damit unter Vorjahresniveau. "Die verschiedenen Maßnahmen zur Beruhigung des Bereichs Pfählerpark waren erfolgreich", ist auch Alexa Adelmann zufrieden. Eine Verlagerung in einen anderen Bereich der Stadt habe es nicht gegeben. "Die meisten Täter kamen nicht aus Offenburg", schildert Kühn seine Beobachtung.
Erstmals wurde die Marke 100 bei den von Kindern, also unter 14-Jährige, begangenen Straftaten überschritten. "Sie verüben altersspezifische Taten wie Ladendiebstal, Diebstahl", stellt Guido Kühn fest. Festgestellt würden auch Kinder, die Kinderpornografie über ihre Smartphones verbreiteten - und nicht wissen, dass sie eine Straftat begehen. Die Kommunale Kriminalprävention nimmt sich diesem und dem Bereich Mobbing an Schulen besonders an. "Wir wollen Mobbing an Schulen stoppen", sagt Adelmann. So wurden 2022 zwei Fachtage organisiert.
Schockanrufe und Betrug
Besonders engagiert sich die Kommunale Kriminalprävention ebenfalls im Bereich Schockanrufe und Enkeltrick, deren Zahl immer noch hoch ist. Es gibt Vorträge in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro. Ein Schreiben des Offenburger Oberbürgermeisters, der vor den Tricks der Täter warnt, liegt in den Ortsverwaltungen aus.
1.721 Unfälle wurden in Offenburg im Jahr 2022 verzeichnet. Davon waren 15 Prozent mit Personenschaden, es gab einen Toten bei einem Unfall. Eine Pedelec-Fahrerin hatte beim Kreuzen einer Straße ein Auto übersehen. Gerade die Zahl der Unfälle, an denen Fahrräder und Pedelecs beteiligt waren, ist nach oben gegangen. "Radfahrer bilden einen besonderen Schwerpunkt in der Arbeit des Reviers Offenburg", berichtet Guido Kühn. Dazu gehört nicht nur, zu überprüfen, ob die Räder vorschriftsmäßig ausgerüstet sind, sondern auch das oftmals allzu sorglose Fahrverhalten mit Blick auf Verkehrsregeln zählt dazu. Auch in diesem Bereich bringt sich die Kommunale Kriminalprävention mit Aktionen ein.
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