Besonderes Jagdhaus im Offenburger Stadtwald
Wo die Familien Cron und Burda auf die Pirsch gingen
Schutterwald (gro). Es liegt gut versteckt im Stadtwald zwischen Offenburg und Schutterwald: das Jagdhaus Cron. Gebaut wurde es Mitte der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Hermann und Gretchen Cron, Großfabrikanten aus Hamburg, um ihrer Jagdleidenschaft nachzugehen. Die beiden waren begeisterte Großwildjäger und brachten die Trophäen ihrer ausgedehnten Safaris mit nach Offenburg. Ein Teil davon ist heute im Museum im Ritterhaus zu sehen.
Heute lebt der Restaurator Bernd Baldszuhn in dem herrschaftlichen Haus und erforscht dessen wechselvolle Geschichte. "Der Anbau wurde in den 1930er-Jahren ergänzt", berichtet der Restaurator. Nicht nur in Afrika hätten die Crons ihrer Jagdleidenschaft gefrönt, auch im Offenburger Stadtwald. "Die Gäste wurden in eleganten Autos dorthin gebracht", erzählt Baldszuhn aus der Geschichte. Angeblich seien sogar exotische Tiere in den Offenburger Stadtwald geliefert worden, damit die Gäste sie erlegen konnten.
20 Zimmer für Gäste
20 Zimmer und mehrere Bäder, die schon damals mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet waren, bietet das Jagdhaus. Vieles aus den Anfangsjahren ist noch erhalten, anderes wurde durch die verschiedenen Pächter verändert. Bernd Baldszuhn, der der Faszination des Hauses erlegen ist, will genau dies erhalten. Die Crons hätten das Waldgrundstück mit einem Erbpachtvertrag gemietet. Das Haus, das sie errichtet hätten, habe ihnen gehört. Mit dem Machtwechsel in den 1930er-Jahren sei das deutsch-amerikanische Ehepaar in Misskredit bei den neuen Machthabern geraten. Die Nachforschungen von Baldszuhn ergaben, dass der Erbpachtvertrag von Seiten der Stadt langsam, aber sicher aufgekündigt wurde und das Ehepaar für das Gebäude eine Entschädigung erhalten hat.
Bis zum Ende des Krieges sei das Jagdhaus von der SA und SS genutzt worden. Angeblich habe es als Rehabilitierungszentrum gedient. In dieser Zeit sei dort eine Flak stationiert gewesen. "Deshalb wurde das Haus von den Allierten bombadiert", so Bernd Baldszuhn, der schon einiges an Munition auf dem Grundstück gefunden hat. "Das Gebäude ist voll unterkellert und es gibt Schächte, die von dort wegführen", berichtet er.
Prominenter Pächter
Nach dem Krieg habe sich ein prominenter Pächter gefunden: Der Verleger Franz Burda habe das Anwesen gepachtet und habe dort seine legendären Jagden veranstaltet. Er sei es auch gewesen, der viele der Zimmer renovieren ließ. "Der Senator hat viel investiert", so Bernd Baldszuhn. "Leider wurde auch mancher Raum endrenoviert. Es wurden aber auch mehrere Tiefbrunnen gebohrt." Mit dem Verleger sei viel Prominenz in den Stadtwald gekommen: Auf der Gästeliste fänden sich so berühmte Namen wie Franz Josef Strauß, Willy Brandt oder Max Schmeling, aber auch viele andere Großindustrielle, Künstler und viele Politiker bis hin zur britischen Majestät.
Leerstand für einige Jahre
Nach dem Tod von Franz Burda sei das Gebäude einige Jahre leergestanden. "Es gab wohl sogar Überlegungen, es abzureißen", wundert sich Bernd Baldszuhn. Er verliebte sich in das Anwesen im Wald und kaufte es Anfang der 1990er-Jahre: "Es war total verwahrlost", erzählt er. Die Fenster und Türen seien kaputt gewesen und es wurde auch des Öfteren eingebrochen.
Mit viel Liebe zum Detail und seinem Fachwissen hat er dem Jagdhaus wieder viel von der ursprünglichen Atmosphäre zurückgegeben. Heute sind wiederum Nachfolger der Crons als Gäste aus Amerika ab und zu vor Ort, um diese Atmosphäre zu erleben. Bernd Baldszuhn lebt und arbeitet mit dem fast 100 Jahre alten Bauwerk weiter.
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