Asservatenmanagement
Wenn kleine Puzzleteile das große Ganze ergeben
Von Matthias Kerber
Offenburg In unserer heutigen Ausgabe der Guller-Serie "Blickpunkt Polizei" stellen wir die Arbeit der Mitarbeiter der Asservatenkammer der Kriminaltechnik vor.
Ein dunkler Keller. An einem Tresen sitzt ein gelangweilter Polizist. Hinter ihm unzählige Kisten mit Beweisstücken. So kennt man die Asservatenkammer meist aus dem Krimi im Fernsehen.
Den Keller gibt es wirklich – auch im Polizeipräsidium Offenburg, aber gelangweilte Polizisten sucht man dort vergeblich. Sie sind vielmehr eine Erfindung von Regisseuren und Autoren.
In zwei klimatisierten Kellerräumen hinter grauen Türen befinden sich Asservate von 500 bis 600 Fällen, verpackt in Umzugskisten und entsprechend beschriftet. „Ich verwalte die Asservate der Kriminaltechnik“, erklärt Kriminalhauptkommissar Aaron Tideman. Er ist somit Hauptverantwortlicher des Asservatenmanagement der Kriminaltechnik. Und was für Asservate werden dort gelagert? "Das kann alles mögliche sein. Alles, was einen Beweiswert haben kann – von der Zigarettenkippe bis zum blutigen Messer", führt er aus.
Als erstes am Tatort
Tideman und seine Kollegen sind nach dem Entdecken der Tat als erstes vor Ort, um Spuren zu sammeln und zu sichern: "Wir müssen also in einem sehr frühen Stadium des Falls herausfinden, was tatrelevant sein könnte. Deshalb werden in der Regel meist mehr Daten erhoben als oft benötigt werden." Die Spurenträger würden nach Möglichkeit immer im Original gesichert und dann fotografisch archiviert und digitalisiert, so Tideman weiter. So blieben die Spurenträger geschützt und müssten nicht immer wieder ausgepackt werden: "Je mehr wir asservieren, desto besser sind wir auf später auftauchende Fragen vorbereitet. Das dient zur lückenlosen Aufklärung des Falles." Mit ihren Beweismitteln würden er und seine Kollegen die Tat nacherzählen. "Alles, was wir nicht sehen, geht verloren. Es geht darum, ein großes Puzzle zusammenzusetzen, so dass ein Bild der Tat entsteht", erzählt er begeistert. Und weiter: "Auch was wir noch nicht zuordnen können, wird asserviert. Dieses Jagdfieber macht den Beruf so spannend und abwechslungsreich."
Hoher Aufwand
Tideman und seine Kollegen betreiben einen hohen Aufwand, damit die Spurenträger nicht kaputtgehen oder unbrauchbar werden. Akribie, Sorgfältigkeit, Geduld und ein gewisser Ordnungssinn seien unabdingbar für die Tätigkeit. "Man muss Gefallen am Detail finden, braucht Neugierde und einen gewissen Detektivgeist", sagt der Kriminalhauptkommissar.
Detailliert sei auch die Dokumentation und Beschriftung der Asservate. Das diene dazu, dass sich Kollegen schnell in einen Fall einarbeiten können. "Was mich bei meiner Arbeit fasziniert und was oft kurios ist, ist wie häufig Alltagsgegenstände zu Tatmitteln werden – vom blutigen Schnitzelklopfer bis zur Kettensäge", sagt Aaron Tideman. All das wird in den beiden Kellerräumen solange gelagert, bis ein rechtskräftiges Urteil gefällt wurde oder die Verjährungsfrist abgelaufen ist. Danach werden die Asservate entweder vernichtet, fachgerecht entsorgt oder aber dem Eigentümer zurückgegeben.
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