Exklusive Privatstunde
Tolle Jam-Session mit Christoph Spendel
Offenburg (tf). Sechs junge Nachwuchsmusiker durften eine Musikstunde der besonderen Art erleben. Christoph Spendel, renommierter Jazzpianist, Komponist und Produzent sowie Hochschullehrer, trat mit seinem Trio am Donnerstag im Rahmen der viertägigen Jazz Nights auf Schloss Staufenberg in Durbach auf. Am Freitagvormittag nahm er sich dann die Zeit, den Gewinnern der Guller-Ausschreibung eine exklusive Meisterstunde zu geben. So traf Christoph Spendel die Mitglieder der Offenburger Jazz-Nachwuchs-Formation "Jazzperience", die gerade den dritten Preis im Landeswettbewerb "Jugend jazzt" erreicht hatten.
Herbie Hancock
Es war den jungen Musikern zwischen zwölf und 18 Jahren die Nervosität dann auch anzumerken, als sie auf den Meister warteten. Doch Christoph Spendel wusste sie ihnen gleich zu nehmen. "Wir gehen lieber in euren Bandraum, da können wir auch zusammen jammen. Habt ihr Lust?", brach er das Eis. Im Probenraum setzten sich die jungen Männer an ihre Instrumente und Spendel fragte erst einmal nach Musikvorlieben, Vorbildern und Zukunftsideen. Ein wenig zögerlich kamen die Antworten, doch bei Herbie Hancock hatte man eine Schnittstelle gefunden. "Spielt nicht Herbie nach, spielt das nach, was er nachgespielt hat", riet Spendel den jungen Männern.
Tipps und Tricks
Doch nun folgte erst einmal Theorie. Die Jugendlichen zogen ihre Stühle ans Klavier und bekamen eine Einführung mit Tipps und Tricks der Jazzimprovisation. "Wenn ein Ton mal falsch ist, spielt einfach einen zweiten falschen hinterher – so denkt das Publikum, das war Absicht", sagte er mit einem verschmitzten Zwinkern und die jungen Musiker tauten zusehends auf. Alle waren begeistert, als Spendel anschließend in die Runde fragte: "Wollen wir jetzt mal jammen?"
Zuererst spielten "Jazzperience" den Song "Mercy, Mercy" vor. Christoph Spendel setzte sich zum Keyboard und da der Bassist fehlte, griff er einfach selbst zu und übernahm spontan den Basspart. Deutlich angetan von der Leistung der Musiker gab es viel Lob – und konstruktive Kritik. "Wenn du die Solisten drückst, können sie viel mehr rausholen", gab er Pianist Timon Spieth als Tipp, machte es vor und ließ es die Band dann selbst ausprobieren. Die Spielfreude nahm auf beiden Seiten mit jeder Minute zu. Man sah es den Musikern an, wie sehr sie die Privatstunde mit dem Jazzpianisten genossen.
Musikalisches Feuerwerk
"So, das war gut, aber auch etwas langweilig. Wollt ihr mal was ausprobieren?", fragte Spendel und schon gab es die nächsten Tipps. "Wenn ihr bei den Soli miteinander in Dialog tretet, dann ist es für die Zuschauer interessanter", so Spendel. Gesagt, getan – die beiden Trompeter puschten sich gegenseitig hoch. Doch was unter Trompetern geht, klappt ebenfalls bei Schlagzeugern und auch im Dialog zwischen den Instrumenten – was den Hochschullehrer zu großem Lob veranlasste.
"Jetzt lasst uns noch etwas lateinamerikanisches jammen. Ich mache den Bass", schlug Spendel vor. Spendel gab kleine Anweisungen und die Solisten begannen, in den Dialog zu treten. Die Musiker schossen ein Feuerwerk ab, spielten, als ginge es um ihr Leben. So verwunderte es auch nicht, dass aus 45 Minuten über zwei Stunden wurden. Am Ende war alle Nervosität verschwunden und Lehrer und Schüler waren einfach "nur" Musiker, die gemeinsam den Spaß am Jazz teilen.
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