Traumberuf Chefredakteurin
Tessy Pavelková verantwortet die Zeitschrift "neue Woche"
Offenburg. Wenn sie ihren Beruf nennen, bekommen andere leuchtende Augen. Schon kleine Kinder erklären, später einmal genau in einem solchen Job arbeiten zu wollen. Doch sind diese Traumberufe tatsächlich nur mit Freude verbunden? In unserer Serie haben wir diejenigen gefragt, die es wissen müssen. Tessy Pavelková bewegt sich als Chefredakteurin der Zeitschrift "neue woche" in der schillernden Welt der Schönen und Berühmten.
Champagner-Partys und roter Teppich, Premieren-Events oder Gala-Diners – klar, das gehört hin und wieder auch dazu. Aber vor allem bedeutet der Job von Tessy Pavelková, seit zehn Jahren Chefredakteurin von "neue woche", eins: „Arbeit am Konferenz-Tisch und viel Arbeit.“ Kein Wunder, dass sie ihren Tag schon um 5.30 Uhr startet. Nachrichtenseiten und Mails lesen, Newsletter checken – kurz: die aktuellen Infos über die VIPs der Welt einholen. Und bei ihrer morgendlichen Power-Walking-Runde durch die Rammersweierer Reben sieht man sie nicht selten am Handy. Schon da stehen Telefonate mit Promis und Informanten an: „Wenn ich in die Redaktion komme, bin ich bestens informiert.“ Und da geht es dann mit ihrem Team richtig los: ein erster Gedankenaustausch über neue brisante Storys, erste Anweisungen.
Doch bei "neue woche" geht es um weit mehr als um Promi-Fakten. Triumphe und Schicksale, Glück, Tränen und Lebenswege – Tessy Pavelková interessiert vor allem die zutiefst menschliche Seite der Stars. Wohl wissend, dass ihre mehr als 200.000 Leser auch genau das von ihrer Zeitschrift erwarten. Empathie wird hier ganz groß geschrieben. „Und Storys wie zum Beispiel die schwere Erkrankung von Hitparade-Macher Dieter Thomas Heck oder der Krebs-Tod von James-Bond-Ikone Roger Moore gehen mir auch persönlich an die Nieren – das nimmt mich mit, das schüttelt man nicht so leicht ab“, sagt sie nachdenklich. Man spürt ihr Mitgefühl und ihre Begeisterung für Menschen.
Natürlich steht sie als Chefredakteurin nicht mehr wie früher als Chefreporterin bei der Jagd nach den heißesten Geschichten an der Front. Allerdings öffnet sie mit ihren besten Kontakten ihrer Redaktion viele Türen, bestimmt Themen, die sie im Blatt haben möchte. Doch geht es jetzt für sie vor allem um das große Ganze: „Dazu gehört die grundsätzliche Ausrichtung des People-Magazins genauso wie die Entscheidung über die Titel-Storys.“ Klar werden sämtliche Themen im Team – „ohne das ich auch aufgeschmissen wäre“ – besprochen. Doch die letztendliche Entscheidung – und damit auch die Verantwortung über Erfolg und Misserfolg – liegt einzig bei ihr.
Denn "neue woche" muss sich jeden Freitag neu am Kiosk behaupten – in einem extrem hart umkämpften Marktsegment. Nicht nur die weltweite Digitalisierung, sondern auch Nachahmer machen es immer schwerer. Doch Qualität setzt sich nach wie vor durch, wie Tessy Pavelková betont: „Scheinbar leichte Unterhaltung ist harte Arbeit, zumindest, wenn sie die Leser packen und faszinieren soll.“
Prominente sind zwar der Schwerpunkt, "neue woche" verfügt aber ebenfalls über einen umfangreichen Serviceteil, gibt dem Leser in den Bereichen Medizin, Food, Reisen und Ratgeber wertvolle Hilfestellung. Auch hier hat die Chefin immer ein Auge drauf.
Ursprünglich wollte sie übrigens eine ganz andere Laufbahn einschlagen: Geboren in Bratislava in der früheren Tschechoslowakei tanzte sie schon im Kinderballett der Staatsoper. Auch als ihr Vater aus politischen Gründen mit seiner Familie nach München fliehen musste, drehte sich für die damals Zwölfjährige alles um Pirouetten und den Tanzsaal. Bald schon an der Münchner Staatsoper, eine Karriere als Ballerina schien programmiert. Dann der Cut: „Mit 18 stellte ich fest, dass mir Tanzen als einziges Kommunikationsmittel nicht ausreicht. Ich brauche den verbalen Austausch“, erzählt sie. „Eine unbändige Neugier auf Menschen hat mich zum Journalismus gebracht.“
Außerdem lernte sie den viel zu früh verstorbenen Paul Sahner kennen, der damals bei der Münchner TZ und noch nicht der spätere große Society-Experte von Bunte war – die entscheidende Wende in ihrem Leben. Nach einem Praktikum stieg sie bei der Bild-Zeitung ein, machte anschließend bei Musik-Manager und Medien-Legende Hans R. Beierlein PR unter anderem für Heino, André Heller, Michel Sardou und Michael Schanze. Die nächsten Stationen waren das Musik-Magazin Rocky und das Teenager-Kultheft Bravo.
Erst nach einem Wechsel zu Neue Welt in Düsseldorf landete Tessy Pavelková in Offenburg. „Hier habe ich meine Heimat gefunden“, erzählt sie strahlend. Seit 30 Jahren hält sie dem Burda-Verlag – zuerst als stellvertretende Chefredakteurin von Freizeit Revue, dann als Chefredakteurin von "neue woche" – nun schon die Treue. Für Tessy Pavelková nach wie vor „mein abosluter Traumjob: Ich liebe ihn! Es gibt nichts Schöneres, als kreativ eine Zeitschrift zu konzipieren“.
Natürlich hat sich ihre Arbeit in den vergangenen Jahren stark verändert. „Nur ein Beispiel: Ganz früher wurden noch Dias per Eilboten in die Redaktionen gesandt. Dann haben wir irgendwann alle elektronisch einlaufenden Fotos auf Papier ausgedruckt. Da lagen dutzende Stapel auf unserem Konferenz-Tisch.“ Und heute ist alles digital – zeit- und kostensparend.
„Hubert Burda Media ist das innovativste Medienhaus Deutschlands“, sagt sie stolz. Selbst in einer sich stets wandelnden Kommunikationslandschaft mit Bloggern, Youtubern und Influencern bleibe das Unternehmen an der Spitze. Das sei natürlich vor allem Dr. Hubert Burda zu verdanken, verrät sie voller Bewunderung: „Ich bin ein absoluter Fan von ihm, er ist ein Visionär.“
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