Peter Dieterle geht in Ruhestand
Stärke liegt im Knüpfen von Kontakten
Offenburg. Vor genau zehn Jahren übernahm Peter Dieterle die Leitung des Polizeireviers Offenburg. Am 30. September ist sein letzter Tag bei der Polizei, denn ab dem 1. Oktober beginnt eine neue Lebensphase für den 60-Jährigen – der Ruhestand.
Geboren wurde er in Forbach. "Auf der badischen Seite des Murgtals", sagt Dieterle. "Ich habe gute Erinnerung an meine Kindheit dort." Trotzdem zog es ihn nach der Schule in die Welt. "Wir waren nicht die Generation Nesthocker. Wir wollten auf eigenen Beinen stehen", so Dieterle. Folgerichtig entschied er sich für einen Beruf, der ihm diesen Schritt ermöglichte. Dieterle bewarb sich sowohl bei der baden-württembergischen Landespolizei als auch beim damaligen Bundesgrenzschutz, der heutigen Bundespolizei. "Der Grenzschutz war schneller mit der Zusage", sagt er und grinst. 1977 begann er seine Ausbildung in Coburg: "Die Zonengrenze war damals das Ende der Welt."
"Nach meiner ersten Zeit in Bayern hatte ich großes Glück, dass ich nach Kehl versetzt wurde", erzählt er. Das war 1980 und es gab noch eine echte Grenze zwischen Deutschland und Frankreich: "Allerdings war die völlig anders, als die innerdeutsche Grenze, wo ich vorher gearbeitet habe." Mit den französischen Kollegen der Police Nationale und auch der Gendarmerie sei schon damals eine gute Zusammenarbeit gepflegt worden. "Wir hatten ein herzliches und offenes Verhältnis. Es wurden Freundschaften begründet, die bis heute halten", stellt der Polizist fest. "Das waren immer positive Kontakte." Dieterle erlebte eine Zeit, in der das europäische Miteinander auf Ebene der Polizei deutlich spürbar war. Eingesetzt wurden die Grenzschützer bei Fahndungskontrollen. "Wir haben etliche Straftäter festgenommen", so Dieterle. "Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück. Es war eine gesunde Mischung aus, es ist was los und selbstbestimmter Arbeit." Schon damals verlegte er mit seiner Frau den Wohnsitz nach Achern: "Das war die Mitte: Sie arbeitete in Rastatt, ich in Kehl."
Vom Grenzschutz zur Landespolizei
Als 1989 klar war, dass es keine Grenze zwischen den beiden Staaten mehr geben wird, wechselte Dieterle zur Landespolizei und in eines der beiden Innenstadtreviere in Karlsruhe. "Karlsruhe ist eine Großstadt mit allem, was dazugehört", schildert er den Unterschied zu seiner vorherigen Dienststelle. "Die Arbeit dort ist fremdbestimmt, die Menschen rufen die 110 und die Polizei muss reagieren. Das war beim Bundesgrenzschutz anders. Da hat man die Fälle selbst gezogen."
Als sich ihm die Chance zum Weiterkommen bot, zögerte Dieterle nicht. 1998 schloss er das Studium an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen ab und wurde Dienstgruppen- und Schichtleiter in Karlsruhe. Nach einem weiteren Studium arbeitete er drei Jahre im Innenministerium in Stuttgart. "Damals war Thomas Schäuble Innenminister", erzählt Dieterle. Eingesetzt wurde er im Bereich Technik. "Ich habe in den USA Hubschrauber beschafft", plaudert er aus dem Nähkästchen. Auch bei der Auswahl der noch heute verwendeten Dienstpistolen war er mit dabei: "Und es wurde mit der Anschaffung des Digitalfunks begonnen."
Doch 2006 ging es für ihn wieder in den Polizeidienst als Leiter des zweiten Innenstadtreviers in Karlsruhe. "Jedes zweite Wochenende waren wir wegen der Bundesligaspiele im Einsatz", schildert Dieterle. "Das waren Einsätze mit starken Kräften, die waren nicht ohne.
Der Natogipfel 2009 brachte ihn beruflich zurück in die Ortenau. Er war im Stab eingesetzt und es gefiel ihm auf Anhieb, so dass er 2011 gerne die Leitung des Polizeireviers Offenburg übernahm. "Ich habe festgestellt, dass die Polizei hier genauso gefordert wird wie in Karlsruhe, auch wenn die Stadt kleiner ist." Wenn er auf die zehn Jahre als Revierleiter zurückblickt, überwiegt das Positive: "Die Kontakte hier – sei es zur Stadt, zu den Vereinen oder anderen Handelnden – waren immer gut, geprägt von Offen- und Herzlichkeit."
Und wie sieht die Zukunft aus? „Natürlich gibt es Pläne, aber Corona bremst die meisten davon noch aus, " sagt er. Das Amt loszulassen, fällt Peter Dieterle nicht schwer. Das Zurückgleiten von der Öffentlichkeit ins Private sieht er als ein Stück neuer Freiheit an. Christina Großheim
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