An(ge)dacht
Singen ist etwas, das alle vereint
Vielleicht haben Sie es schon miterlebt? Eine vertraute Runde sitzt beisammen. Einer beginnt ein altes Volkslied. Es hat die alten Menschheitsthemen zum Inhalt: Die schöne Heimat, die Treue, die Sehnsucht, der schwermütige Abschied. Die anderen in der Runde stimmen ein. Aber keiner fährt den anderen an: "Sei still, du singst daneben. Ich kann es besser als der Rest. Hört ergeben mir zu!" So redet keiner in der Runde. Denn da sitzt eine Schar – man kann sagen – "Gleichberechtigter" beisammen. Da ist etwas, was sie alle vereint. Wo in unserem Alltag gibt es das noch? Wo bringen wir zum Ausdruck, dass wir Menschen letzten Endes Gleiche sind? Dass wir auf der Erde "alle in einem Boot sitzen"? Dass sich keiner rühmen darf, er sei Halb-Gott? Und dass keiner verzweifeln muss, er sei doch nichts?
Am Sonntag feiern evangelische Christen den Sonntag "Kantate – Singet". Lassen wir uns da an grundlegende Wahrheiten erinnern! Das sind die Aussagen: Etwas stellt die Verschiedenen nebeneinander. Keiner darf sich überheben. Keiner singt vor Gott "vollendeter". Aber alle loben Gott (und nicht sich selber!) für sein göttliches alt-neues Thema: nämlich dass er so barmherzig ist. Miteinander davon singen tut der Kirche und den Menschen gut, das vereint.
Martin Schaal
evangelischer Pfarrer i.R.
Seelbach
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