Willi Keller hat den Krimi für sich entdeckt
Neues Buch heißt "Irrglauben"

Willi Keller am "Tatort": Erst vor kurzem hat der bekannte Autor aus Offenburg einen Krimi vorgelegt. Der Offenburger Gifizsee spielt dabei eine wichtige Rolle.  | Foto: Michael Bode
  • Willi Keller am "Tatort": Erst vor kurzem hat der bekannte Autor aus Offenburg einen Krimi vorgelegt. Der Offenburger Gifizsee spielt dabei eine wichtige Rolle.
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 Offenburg. Der Zufall spielte im Leben von Willi Keller häufig eine  Rolle. Kein Zufall ist der Treffpunkt mit dem ehemaligen SWR-Nachrichtensprecher und Autoren: Der Offenburger Gifizsee spielt nämlich in seinem neuesten Buch eine große Rolle. Erstmals hat er einen Krimi geschrieben. Mit "Irrglaube" wird das gewohnte Terrain der Sagensammlungen verlassen. 

Entspannt sitzt der 1952 in Bad Peterstal geborene Keller auf den Bänken des Amphitheaters am Gifizsee. "Ich bin durch Zufall zum Radio gekommen", erinnert er sich an die Anfänge. Ziel seines Studiums war eigentlich das Lehramt, aber "ich bekam noch nicht einmal eine Stelle als Referendar", sagt Keller. Auf einer Party in Durbach traf er einen Mitarbeiter des Südwestfunks, wie der SWR in Baden-Baden damals noch hieß. Keller gefiel, was dieser über seinen Beruf berichtete und bewarb sich mit Erfolg beim Sender. "Als ich die Stelle hatte, rief doch tatsächlich ein Mann vom Oberschulamt an und bot mir eine Lehrerstelle in Stuttgart an. Als ich ihm sagte, dass ich bereits eine Anstellung habe, legte er sofort wieder auf", erzählt Keller.

Rückblickend stellt er fest: "Für mich war es viel besser, zum Radio zu gehen. Schon in meinem Volontariat habe ich in der Nachrichtenabteilung gearbeitet." Eine Liebe, die ihn sein ganzes Berufsleben begleitete, auch wenn er während der Ausbildung in sämtlichen Abteilungen hospitierte. "Da ich der einzige Volontär war, durfte ich auch ein Vierteljahr Fernsehen machen, aber ich war ein Radiomann." Er stellt dies mit tiefer Überzeugung fest, selbst wenn er seit 2015 im Ruhestand ist und nicht mehr zu allen Tages- und Nachtzeiten das Land mit den neuesten Nachrichten versorgen muss. "Ich hatte mein ganzes Leben Schichtdienst", macht Keller klar, dass er den Ruhestand genießt.

Nachrichtenmann und Sagensammler

Bekannt wurde Willi Keller mit seinen Büchern, in denen er die alten Sagen der Ortenau wiedergab. "Auch zu den Sagen kam ich per Zufall", erinnert sich Willi Keller. Seine Kindheit verbrachte er in Löcherberg, einem Ortsteil von Oppenau. Der damalige Vorsitzende des Historischen Vereins in Oppenau warb ihn vor einigen Jahren für einen gemeinsamen Vortrag über Sagen aus dem Renchtal an. "Er erklärte Sagen und ihre Ursprünge und ich las sie dann vor", beschreibt Keller die Zusammenarbeit.

Damit war sein Interesse an dem Thema geweckt. Aus dem Steckenpferd wurde mehr. "Der Eigentümer des Grimmelshausen Verlags fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch darüber zu schreiben", erinnert sich Keller. Damit begann eine intensive Zeit der Recherche für ihn. "Es ist wie Detektivarbeit, ich wollte ja mehr als die bekannten Standards in dem Buch präsentieren." Er ging alten Erzählungen nach, griff Berichte aus Zeitungen auf und "ich lernte viele Leute kennen", so Keller. Zu der Sammlung der Sagen aus dem Renchtal kamen im Laufe der Jahre noch viele andere aus der Region. Die Sagen waren es wiederum, die den mittlerweile in Offenburg lebenden Keller zum Gifizsee brachten. Immer wieder las er beim sommerlichen Kulturprogramm der Bürgergemeinschaft aus seinen Büchern. "Dort wird Erstaunliches geleistet", lobt Keller. "Leider wissen so wenige davon." 

Für eine Lesung ließ sich Keller sogar ein Märchen über den Offenburger Haussee einfallen. Im kleinen Kreis wurde überlegt, was darüber hinaus noch möglich sei: "Dabei entstand die Idee, einen Krimi zu schreiben." Der Gedanke gefiel dem Autoren und er machte sich an die Arbeit. "Da muss man ganz schön aufpassen, dass alles stimmig ist", macht er den Unterschied zu seiner Arbeit zuvor deutlich. So bereitete er sich unter anderem mit Lektüre eines Buchs über Rechtsirrtümer vor. "Den ersten Teil meines Krimis habe ich 2015 gelesen, dann musste mein Publikum ein Jahr auf die Auflösung warten." Das Manuskript bildet die Grundlage zu dem jetzt erschienen Buch.

"Ich hatte Sorge, vor einem fürchterlichen Verriss", freut sich der frischgebackene Krimiautor über die positiven Kritiken. Und das, obwohl er seine Leser am Ende mit einigen Fragen zurücklässt. Denn nicht alle Rätsel werden aufgelöst. Plant er schon eine Fortsetzung? "Jetzt warten wir erst einmal ab, wie sich 'Irrglauben' verkauft", wehrt Keller bescheiden ab.
Christina Großheim

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