Ihr Begleiter durch die Woche
Mut aufbringen und Sachen verwandeln
„Mutig ist, jemand zu küssen, von dem man denkt, er könnte das wollen, auch wenn er es noch nicht weiß.“ „Mutig ist, sich selbst zu lieben, obwohl man sich kennt.“ Diese zwei Sätze habe ich neulich in dem Buch „Soviel du brauchst“ von Susanne Niemeyer gelesen. Und ich habe mich gefragt: Will ich so mutig sein? Kann ich so mutig sein? Und was macht das mit mir und den anderen, wenn ich den Mut aufbringe?
Ich möchte mit dem zweiten Mut-Satz anfangen. Mutig mich selbst lieben – obwohl ich mich kenne. Mich lieben, obwohl ich um meine Schwächen weiß; um das, was andere an mir oftmals ärgert und nervt – und mich ja manchmal auch. Ich glaube, ich habe damit einiges zu tun. Zugleich bin ich mir sicher, es wird etwas in mir verwandeln.
Den ersten Mut-Satz wünsche ich mir für die große Politik. „Mutig ist, jemand zu küssen, von dem man denkt, er könnte das wollen, auch wenn er es noch nicht weiß“. Was kann nicht alles passieren, wenn dies gelingt? Nationen schließen Frieden, Religionen besinnen sich auf das Gemeinsame und respektieren den Glauben anderer, Finanziers und Wirtschaftsleute sind auf das Wohl aller bedacht und fördern die Entwicklung aller Menschen. Waffen- und Munitionsfabriken werden umgebaut, weil sich niemand mehr verteidigen muss. Ein neuer Himmel, eine neue Erde. Auch in Israel und Palästina; das ist heute am Israelsonntag mein besonderer Traum: „Mutig ist, jemand zu küssen, von dem man denkt, er könnte das wollen, auch wenn er es noch nicht weiß.“
Und ich lege vorsichtshalber noch einen dritten Mut-Satz von Susanne Niemeyer hinzu – für alle, die sagen, das ginge doch nicht und man wisse ja gar nicht, wohin das führen würde: „Mutig ist, sich verwandeln zu lassen, ohne zuvor ein Bild des Ergebnisses zu sehen.“
Christian Kühlewein-Roloff,
evangelischer Pfarrer,
Stadtkirche Offenburg
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