Dokumentarfilmer Klaus Klinkner
Menschen und ihre Geschichten
Offenburg. "Ich bin ein echter Oststädtler, wie man so schön sagt", sagt Klaus Klinkner. Er wuchs in dem Offenburger Stadtteil auf und besuchte das Schiller-Gymnasium bis zur mittleren Reife – kein Wunder, dass der Dokumentarfilmer schon zwei Filme über "seinen" Stadtteil gedreht hat. Geboren wurde er 1949. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Grafiker und arbeite später im Marketing. "Seit neun Jahren bin ich in Rente." Und damit hat er mehr Zeit für seine Leidenschaft, das Filmen.
Fotografie war der Beginn
Angefangen hat alles mit der Fotografie. "Schon mein Vater hat viel fotografiert und in den 1950er-Jahren sogar einen Diaprojektor selbst gebaut", erinnert sich Klaus Klinkner, der über seinen Beruf als Grafiker in Marketingabteilungen großer Offenburger Unternehmen zum Filmen kam. "Angefangen habe ich 1976. Damals waren es Urlaubsfilme", berichtet er von den Anfängen. "Die Technik war begrenzt, die Filme mussten ja noch geschnitten werden." Doch schon zu dieser Zeit hatte er den Anspruch, nicht einfach nur ein paar Bildfolgen zu drehen, sondern etwas zu erzählen. So wurden diese Reisedokumentationen mit Musik und Texten unterlegt. "Ich habe von Anfang an so gefilmt, dass man es öffentlich vorführen könnte", stellt er mit einem feinem Lächeln fest und ergänzt: "Aber ich wollte das nicht."
Angefangen hat er mit dem klassischen Super-8-Format und arbeitete sogar mit dem professionellen 16-mm-Format. "Aber das war mir zu teuer", gibt Klinkner offen zu. "Zweieinhalb Minuten Film kosteten stolze 100 Mark." So war es für den Filmbegeisterten ein Segen, als Videokassetten Einzug hielten. Natürlich legte Klinkner als Perfektionist großen Wert auf ein professionelles Equipment mit der entsprechenden Tonqualität – und das gilt auch heute. "Mein Anspruch stieg und irgendwann dachte ich: Mensch, jetzt hast Du so eine tolle Ausrüstung, Du könntest etwas für die Menschen machen", sagt er.
Auf dem Jakobsweg entstand die Idee
Die Idee zu seinem ersten professionellen Film hatte seine Frau, als das Paar gemeinsam auf dem kleinen Jakobusweg von Loßburg nach Gengenbach unterwegs war. Klinkner nahm die Reise auf und so entstand eine 90-minütige Dokumentation über das Kinzigtal – das war 2007. "Der Film wurde in Wolfach uraufgeführt", so Klinkner. Sogar SWR4 rief bei ihm an und machte ein Interview mit ihm. "Das wurde mittags gesendet und es kamen viele Offenburger nach Wolfach", freut sich Klinkner über den Zuspruch. Und es war Ansporn, weitere Streifen über die Region zu drehen: "2010 produzierte ich den Film 'Das Renchtal' und auch diese Vorführungen waren richtig gut besucht", erinnert sich der Filmemacher. 2012 kehrte er in den Schwarzwald zurück: Es entstand eine Dokumentation über die Schwarzwaldbahn. Dabei verglich Klinkner die Modellbahn, die viele Jahre in Hausach zu sehen war, mit der realen Strecke.
Oststadt im Film
2015 entdeckte der Oststädtler seinen Stadtteil als Thema. "Damals schloss die Bäckerei Laug in der Friedrichstraße und die Brauerei zog ein", erzählt er. Klinkner suchte Kontakt mit Karlheinz Laug und erzählte die Geschichte der Bäckerei und damit ein Stück Oststadtgeschichte. So erfuhr er, dass der Bruder von Joachim Fuchsberger dort gearbeitet hatte und von dem Schauspieler immer wieder besucht wurde. "Dabei habe ich meine Liebe zu Menschen, die etwas zu erzählen haben, entdeckt", stellt Klinkner fest. Die Vorführung der 36-Minuten-Doku zog 150 Leute ins Stadtteil- und Familienzentrum Oststadt. "Es war wie eine Familienzusammenführung der Oststädtler", sagt Klinikner nicht ohne Stolz.
Charakterköpfe aus der Oststadt standen im Mittelpunkt seiner nächsten Arbeit. Ein halbes Jahr dauerte die Recherche, bevor der Dreh begann. Klaus Klinkner traf damit erneut den Geschmack des Publikums. "Am Ende kommt immer die Frage: Was zeigen sie als nächstes?", freut sich Klinkner. Ein neues Projekt hat er bereits: "Es geht um den Waldbachfriedhof", verrät er. "Das Filmen ist schon lange kein Hobby mehr, sondern eine echte Leidenschaft, die viel Zeit in Anspruch nimmt", ist er sich bewusst. Doch nun will er ein wenig kürzter treten und mehr mit seiner Frau unternehmen – wenn er nur nicht so viele Ideen hätte. Christina Großheim
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