Martin Herrenknecht über den Taubergießen
Grenzenlose Natur in allen Jahreszeiten
Im Bildband "Der Himmel über der Ortenau" schreiben Persönlichkeiten über ihre Lieblingsplätze (siehe auch Interview mit Peter Martens). Wir stellen einige Beiträge in loser Reihe vor. Den Anfang macht Martin Herrenknecht, der Schwanauer Konstruktionsingenieur und Unternehmensgründer sowie Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG.
Heimatliebe
"Heimatliebe ist wieder schwer im Kommen. Wenn man wie ich viel in der Welt herumkommt, schlägt das Herz automatisch höher, denkt man an die eigene Heimat. Mir geht das so mit dem Taubergießen, einem einzigartigen Naturschutzgebiet. Für mich eine der schönsten Gegenden in Deutschland. Heimat meiner Kindheit. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß bin ich da heute noch gerne unterwegs.
Für mich und meinen älteren Bruder Dieter war es in unserer Kindheit so etwas wie ein einzigartiges Abenteuer-Revier. Wir konnten uns schon damals am Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt nicht satt genug sehen. Stundenlang streiften wir durch den Auenwald und erkundeten die naturbelassene Wasserlandschaft. Freiheit pur in schönster Natur. Klar, wir haben dann auch Blödsinn gemacht und schreckten Fasanen auf und stellten ihnen nach. Bis uns ein Förster auf die Schliche kam und uns mit erhobenem Gewehrlauf nach Hause scheuchte, vor das Gericht unseres Vaters. Der brachte uns mit einer gehörigen Tracht Prügel den noch fehlenden Respekt vor diesen Naturgeschöpfen bei. Eine Lektion für das Leben.
Über diese Maßregelung war ich zumindest so beeindruckt, dass ich meinem Vater androhte: „Wenn ich groß bin, gründe ich ´ne Firma, die ist größer als deine.“ Diese Aussage imponierte meinem Vater nicht und er legte nach. Was mich im Zorn zu einer noch größeren Ankündigung verleitete: „Eine Firma, die doppelt so groß ist wie deine.“ Ob dies prägend für meine weitere Entwicklung hin zum Unternehmer gewesen ist, sei mal dahingestellt. Meine Begeisterung für den Taubergießen konnte dieses Erlebnis nicht trüben. Ich freute mich sehr, als dieses Gebiet 1979 unter Naturschutz gestellt wurde, vier Jahre nachdem ich tatsächlich ein Unternehmen gegründet habe.
Wenn es irgendwie geht, unternehme ich auch heute regelmäßig Wanderungen oder Radtouren im Taubergießen. Ich genieße die grenzenlose Natur in allen Jahreszeiten. Heute eher als stiller Beobachter. Für mich hat es fast etwas Meditatives, die Tierwelt zu betrachten. Die enorme Artenvielfalt, welche durch die enge Vernetzung von Wald, Wiesen und Gewässern zustande kommt, ist herzerfrischend. Und besonders wild und lebendig bei wechselndem Hoch- und Niedrigwasser. So entdecke ich bei jeder Wanderung etwas Neues und erlebe den Wandel der Natur hautnah.
Als Ingenieur faszinieren mich die Libellen, die elegant und zart die Oberfläche des Wassers berühren, kleine Wasserkreise verursachen. Der eher seltene Anblick eines Eisvogels im Sturzflug ist die Krönung unserer heimatlichen Natur. Das symbiotische Zusammenleben der verschiedenen Lebewesen fasziniert und inspiriert mich zutiefst. Und obwohl ich durch meine vielen geschäftlichen Reisen um die ganze Welt schon so viel Schönes gesehen habe: Ich freue mich immer wieder darauf, unser kleines, gemeinsames Paradies in der Ortenau zu besuchen."
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