Eine Frage, Frau Lötsch
Feiern unter neuen Vorzeichen
Mit den Heimattagen 2022 steht Offenburg ein großes Festjahr bevor. Christina Großheim sprach mit der Offenburger Kulturchefin Carmen Lötsch darüber, ob Feiern in Kriegszeiten möglich ist.
Schließen sich Feste und Krieg in Europa aus?
Zunächst einmal: Es ist schon schwierig, Feste zu planen angesichts der Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen. Wir meinen aber: Es ist niemandem geholfen, wenn wir nun alle Freude aus unseren Straßen verbannen. Nach zwei Coronajahren brauchen alle Beteiligten, sowohl die Künstler als auch die Menschen in der Stadt wieder die Möglichkeit, sich zu treffen, sich auszutauschen und das Zusammensein zu genießen.
Warum sollte Offenburg die Heimattage trotzdem begehen?
Das Heimattage-Jahr in Offenburg ist geprägt von vielfältigen kulturellen Veranstaltungen. Sie laden zum Nachdenken, zum Diskutieren, zum Schauen und Staunen ein. Und auch zum Feiern. Durchaus unter neuen Vorzeichen. Wir wollen das Miteinander zelebrieren, Brücken statt Mauern bauen, Gewalt, Zensur, Propaganda und Engstirnigkeit eine Absage erteilen. Offenburg bekennt sich aus seiner Historie heraus zu einem besonders sensiblen Umgang mit den Freiheitsrechten. Offenburg nennt sich sogar Freiheitsstadt. Wir bekennen uns in besonderer Weise zu den Menschenrechten, wie sie heute in der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" proklamiert sind. Menschen sind unterschiedlich und bunt. In ihren Rechten aber sind sie alle gleich. Das alles steckt in der Heimattage-Kampagne: „Wir schreiben HEIMAT bunt.“
Wie lassen sich die aktuellen Ereignisse in die Festtage einbauen?
Über konkrete Ideen machen wir uns aktuell Gedanken.
Wieso ist das Motto „Heimat – Freiheit – Europa“ aktueller denn je?
Heimat. Freiheit. Europa. Die Begriffe des Heimattage-Mottos 2022 in Offenburg bekommen durch die schlimmen Ereignisse in der Ukraine zusätzliches Gewicht und machen uns eindringlich bewusst, welch großen Wert sie haben; und dass sie im Falle konkreter Bedrohung auch in heutigen Zeiten verteidigt werden müssen. Durch den Krieg, den Putins Russland seinem Nachbarland brutal aufgezwungen hat, werden Millionen Menschen ihrer Heimat und ihrer Freiheit beraubt. Viele werden auch bei uns Zuflucht suchen. Wir heißen diese Menschen willkommen. Menschen, die mit uns leben, heißen wir willkommen in unserer gemeinsamen Heimat, die wir miteinander teilen. Unser Willkommen gilt unseren französischen Freunden, unseren jüdischen Mitmenschen, unseren Gästen und Mitbürgern gleich woher sie kommen. Den Menschen in der Ukraine sagen wir: „Wir sind in Gedanken bei Euch. Wir verstehen, dass Ihr für Eure Freiheit kämpft. Wie weinen um alle Menschen, die in diesem Krieg ihr Leben lassen müssen.“ Uns ist aber wichtig, dass dies ein Krieg Putins ist und kein Krieg der Menschen aus Russland. Wir sind auch den Menschen aus und in Russland und den russischsprachigen Gebieten in Freundschaft verbunden.
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