Glosse im Guller
Es geht um Stoffbeutel und auch Bleistiftstummel

Meine Kollegin ist ein helles Köpfchen, hat als Redakteurin echt was drauf und das Herz auf dem rechten Fleck. Davon abgesehen mag ich sie wirklich gerne. Jedenfalls meistens – in diesem Moment allerdings gerade nicht so sehr.
Es geschah im Zusammenhang mit dieser Schwerpunktausgabe "Green Champions". Beim gemeinsamen Brainstorming kamen wir auf das Thema, wie nachhaltig mein persönlicher Lebensstil ist. Okay, ich fahre Auto, esse gerne Fleischkäse-Semmeln und zweimal im Jahr streiche ich auch Nutella drauf. Also nur auf eine Semmel, den Fleischkäse lasse ich dann weg. Aber selbst wenn es nicht für den Deutschen Umweltpreis reicht, habe ich durchaus meine grünen Seiten. Und damit meine ich nicht hinter den Ohren. Doch meine liebe Kollegin ist offensichtlich farbenblind.

Es war der Blick

Dabei waren es gar nicht so sehr ihre Worte, die mich verletzten. Es war der Blick ungläubigen Staunens, als ich nachdrücklich meine Nachhaltigkeit betonte. Hallo, die gute Frau sollte mal in meiner Küche in den Schrank unter der Spüle schauen. Dort bewahre ich meine beachtliche Einkaufstaschensammlung auf und die ist wirklich ein Grund, die Augen aufzureißen. Von wegen Wegwerfgesellschaft – ich besitze noch Schätzchen wie einen Stoffbeutel aus den 90er-Jahren. Während meines Volontariats hat mein damaliger Verlag Einkaufstaschen als Werbemittel verteilt, auf denen ein Kind mit einem aus Zeitungspapier gefalteten Hut abgebildet war.

Bio-Möhrchen

Dieses Kind hat wahrscheinlich heute erwachsene Kinder, aber ich trage in dem Beutel immer noch meine Bio-Möhrchen vom Markt nach Hause. Erwähnenswert ist auch mein Vorrat an Bleistiftstummeln. Sie sind schon recht kurz. Aber muss man sie deshalb gleich wegwerfen? Nein, vielleicht kommt der Tag, an dem meine Kollegin kein Schreibgerät hat und froh um einen meiner kleinen Bleistiftstummel ist. Dann wird sie zugeben, dass ich sehr wohl nachhaltig unterwegs bin.

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