Die Glosse im Guller
Erzieherinnen für Kitas verzweifelt gesucht
Es gab einmal eine Zeit, da war Kindergärtnerin für mich der absolute Traumberuf. Allerdings war ich da erst neun Jahre alt und meine Karrierepläne wechselten häufig. Unter anderem wollte ich auch mal Zuckerwatteverkäuferin auf dem Rummel und Tänzerin beim Fernsehballett in der Sendung "Starparade" mit dem Moderator Rainer Holbe werden.
Fachkräftemangel
Die Nachfrage nach Fernsehballettmitgliedern ist heute arg zurückgegangen. Kindergärtnerinnen oder Erzieherinnen, wie sie inzwischen heißen, sind dagegen verzweifelt gesucht. Das ist gerade für die baden-württembergischen Städte und Gemeinden ein großes Problem. Denn diese müssen de facto dafür sorgen, dass es für alle Kinder einen Kita-Platz gibt. Da genügt nicht einfach nur ein Ort, an dem die Minis von ihren Eltern ein paar Stunden geparkt werden. Eine sinnvolle Betreuung und Förderung durch Fachpersonal gehört halt auch dazu.
Ausnahmeregeln
Nun ist unsere Landesregierung ja bekannt für ihre pfiffigen Ideen. Da ist einfach Verlass drauf, so auch jetzt wieder. Der Plan: Die jetzt auslaufende Ausnahmeregelung während der Corona-Pandemie soll einfach in die Verlängerung gehen. Statt wie zuvor maximal 26 Kinder können weiter bis zu 28 in einer Gruppe betreut werden. Außerdem sollen Laien beim Aufpassen mithelfen. Okay, Letzteres hat Kultusstaatssekretär Volker Schebesta netter formuliert. Trotzdem regt sich alle Welt darüber auf, allen voran die Erzieherinnen.
Ich glaube, dass das Problem in Wirklichkeit gar nicht die größere Zahl an Kindern ist. Vermutlich ertragen die armen Erzieherinnen einfach keine weiteren Helikoptereltern mehr. Die Rede ist von der Art von Über-Muttis, die mit veganem Latte Macchiato to go in der Hand von draußen durchs Kita-Fenster lugen, um zu kontrollieren, ob es ihrem Sonnenschein gut geht. Und sollte er beim "Mensch ärgere Dich nicht" verlieren, ist Mami gleich zum Trösten da. Was bin ich froh, dass ich mich für einen anderen Beruf entschieden habe!
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