Christoph Lötsch fühlt sich in der Medienarbeit zu Hause
Erfolgreicher Wanderer zwischen Ost und West
Offenburg. Die 60 Jahre hat er an diesem Wochenende voll gemacht: Doch Christoph Lötsch ist niemand, der zurückblickt. Viel mehr liegt es ihm, neue Ideen zu verwirklichen. So wurde er, der in der Pressestelle der Stadt Offenburg arbeitet, zum Vorsitzenden des Ausschusses zur Novellierung des Privatrundfunkgesetzes in Sachsen gewählt. Er wird die neu gebildete schwarz-grün-rote Landesregierung bei der Neuausrichtung der Medienlandschaft begleiten. Der Kontakt in den Freistaat kommt nicht von ungefähr, er lebte mit seiner Familie lange auf einem Bauernhof in der Lausitz und arbeitete unter anderem für den MDR.
"Mein Vater war Pfarrer in Oberachern", erzählt er aus seiner Jugend und gibt mit einem Schmunzeln zu: "Mein Ehrgeiz war, dass jeder, der mich kennenlernte, sagte: 'Du bist Pfarrerssohn? Das hätte ich nie gedacht.'"
Seine ersten Sporen in der Medienlandschaft verdiente er sich als freier Mitarbeiter in seiner Heimatstadt Achern. Außerdem engagierte er sich im CVJM, war im Vorstand des Stadtjugendrings, Mitglied in der Jungen Union sowie der CDU und gründete die Schülerunion in Achern. "Einer meiner ersten Erfolge war, dass der Bundestagsabgeordnete – das war damals wie heute Wolfgang Schäuble – auf meine Einladung hin eine Rede im Kolpinghaus hielt", so Lötsch.
Nach dem Abitur an der Heimschule Lender machte er eine Ausbildung bei der Offenburger Spedition Dietrich, bevor er sich bei der Bundeswehr für sechs Jahre verpflichtete und der er als Reservist sein ganzes Leben lang treu geblieben ist.
Netzwerke aufzubauen ist seine Stärke
"Ich hatte mich früh auf Pressearbeit verlegt und war unter anderem beim Jugendpresseverband tätig", so Lötsch. Damals lernte er seine Frau kennen, doch beide verloren sich zunächst aus den Augen. Schnell wurde er Vorsitzender des Dachverbands der Jugendpresse in Baden-Württemberg. Nach der Bundeswehr begann er beim Münchner Merkur, bevor er zum Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks wechselte. Es war die Zeit des ersten Golfkrieges und Lötsch sagt: "Wir haben rund um die Uhr gesendet – meist grüne Bilder mit gelben Punkten."
In dieser Zeit lernte er den späteren Leiter des Hauptstadtstudios der ARD, Thomas Baumann, kennen und folgte ihm nach Sachsen zum MDR. Das war Anfang 1993. "Durch einen glücklichen Zufall fand ich meine Frau wieder und uns war klar, dass wir füreinander geschaffen sind", so Lötsch. Gemeinsam zog das Paar auf einen Bauernhof in Säuritz. "Das ist in der Lausitz im sorbischen Gebiet", erklärt Lötsch. "Beim MDR hatte ich eine interessante Zeit. Dort existierten ganz unterschiedliche Welten und Kulturen: Es gab die Neulinge aus dem Westen und die, die schon zu DDR-Zeiten beim Fernsehen waren." Was Lötsch amüsiert, ist die Tatsache, dass er den Spitznamen Genosse trug: "Ein Teil meiner Familie stammte aus der DDR und wir hielten stets engen Kontakt." Deshalb fiel es dem Badener leicht, in Sachsen Fuß zu fassen.
Zudem gründete Christoph Lötsch mit anderen einen privaten Fernsehsender. "Das Konzept war gut", sagt er heute noch, doch wegen Meinungsverschiedenheiten zog er sich aus dem Projekt zurück. Er wechselte zur Lobbyarbeit und machte sich selbstständig. "In dieser Zeit habe ich festgestellt, dass auch Journalismus viel mit Lobbyarbeit zu tun hat und, nachdem ich eine Landtagswahlkampagne für einen Kandidaten führte, dass Politik ein schmutziges Geschäft ist." Er arbeite projektbezogen, sagt Lötsch von sich selbst und fügt hinzu: "Ich bin niemand, der sich durch Misserfolge entmutigen lässt."
Als Vorsitzender des Reservistenverbandes erlebte er das Elbehochwasser 2013 und hatte seinen Anteil daran, dass die Bundeswehr bei solchen Lagen heute unproblematisch im Inland helfen kann. Auch international war Christoph Lötsch im Einsatz – etwa bei EUFOR in Bosnien und Herzegownia oder als als Information Officer bei einer maritimen Einheit der NATO Response Force vor Afrika.
2015 kehrte er in seine alte Heimat zurück, denn seine Frau Carmen wurde die Kulturchefin der Stadt Offenburg. "Nach einem Jahr war klar, dass ich nachziehe", sagt Lötsch ohne Bedauern. C. Großheim
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