Angedacht: Ruth Scholz
Einfach auch mal sorglos abschalten
Mit den Sommerferien kommt die Zeit, in der man wie man in meiner Heimat, der Pfalz, sagt, einfach mal nur „de Nawwel in d‘ Sunn strecke“ kann, was meint: einfach sorglos faulenzen, Fünfe grade sein lassen…
Geht das dieses Jahr überhaupt? In der Ukraine sterben Menschen im Krieg, bei uns ziehen die Preise an und wie wir im Winter noch bezahlbar werden heizen können, wissen wir nicht. Die Corona-Inzidenzen sind außerordentlich hoch und die Probleme in den Krankenhäusern nehmen wieder zu, weil viele vom medizinischen Personal selbst erkranken. Ob ich in den Urlaub fliegen, kann ist auch fraglich. Lufthansa streicht wegen Personalmangels Flüge und das Chaos an deutschen Flughäfen ist riesig. Und nicht zuletzt das mit dem „Nawwel in d’ Sunn“ vergeht einem angesichts 40 Grad und klimawandelbedingter Hitzewellen auch eher.
Sorglos ist also eher weniger dieses Jahr
Sorglos ist also eher weniger dieses Jahr; eine Freundin meinte sogar: Angesichts des Krieges in der Ukraine mag sie eigentlich gar nicht in Urlaub fahren. Mich macht das zunächst einmal dankbar, weil mir klar wird, wie sorglos ich bisher leben konnte: Kein Krieg in Europa, zumindest einigermaßen stabile Preise, keine Pandemie vor 2020, die Flieger flogen wie selbstverständlich und den Sommer störte höchstens Regen, nicht aber Hitzewellen und Waldbrände in Deutschland. Es macht mich traurig für die Kinder und Jugendlichen, die dies noch nicht so lange erleben durften wie ich.
Aber mir bleibt die Hoffnung, dass wir es irgendwann wieder schaffen werden: Das Ende des Krieges und der Pandemie, gut verteilte Arbeitsplätze und besetzte Stellen und möglichst ein Stoppen des Klimawandels, ja zumindest ein Umgehen mit ihm.
Und dennoch: Sich immer sorgen geht nicht. Es braucht Auszeiten. Vielleicht sind sie kürzer als bisher, weil mich die Sorgen schneller wieder einholen. Aber es braucht Auszeiten ohne Schreckensnachrichten vom Handy oder aus Fernsehen und Radio. Also: Abschalten! Eben doch: „de Nawwel in d’ Sunn“, vielleicht wegen der Hitze eher im Schatten.
Ruth Scholz, Referentini m Dekanat Offenburg-Kinzigtal
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