Daniel Hernes liebt Herausforderungen
Ein Marathonlauf ist ihm zu kurz

Ultraläufer Daniel Hernes ist kein Weg zu weit, um ans Ziel zu kommen.  | Foto: Michael Bode
  • Ultraläufer Daniel Hernes ist kein Weg zu weit, um ans Ziel zu kommen.
  • Foto: Michael Bode
  • hochgeladen von Christina Großheim

Offenburg. "Wenn ich nicht laufe, dann spüre ich eine innere Unruhe", sagt Daniel Hernes schlicht. Der 24-jährige Offenburger ist ein Extremläufer: Die klassische Marathondistanz ist sein tägliches Trainingspensum. Wettkämpfe beginnen bei einer Distanz von 100 Kilometern, darunter fängt er nicht an.

"Ich habe immer gerne Sport gemacht", erzählt der Vater einer sechsjährigen Tochter. Sein Onkel, ein begeisterter Turner, der sogar bei der Olympiade in Montreal für sein Heimatland Polen gestartet ist, brachte den Jungen zum Kunstturnen. "Immer wenn er uns besuchte, alberten wir miteinander herum", erinnert sich Daniel Hernes. Schnell war das Talent des Jungen entdeckt und er wurde in einem Verein angemeldet. "Obwohl ich mit zehn Jahren eigentlich zu alt für eine wirkliche Turnkarriere war", so Hernes.

Doch das macht der Junge mit unglaublichem Fleiß und Ehrgeiz wieder wett. Er wechselt von seinem Verein in Griesheim über Hofweier nach Haslach, wo er schließlich in der Oberliga turnt. "Damals habe ich am Wochenende oftmals in der Halle geschlafen, damit ich noch mehr trainieren konnte", erinnert sich Daniel Hernes. Natürlich trat er in allen Disziplinen des klassischen Kunstturnens an, doch am wohlsten fühlte er sich am Reck und am Boden.

2007 verletzte er sich an Kreuzband und Meniskus. Mit unglaublicher Willenskraft – einer seiner hervorstechendsten Eigenschaften – kämpfte er sich in die Halle zurück. "Obwohl ich viele Schrauben in meinem Gelenk habe", so Hernes. Eine Weile ging alles gut, dann folgte eine weitere Verletzung an der Schulter. "Da merkte ich, es geht nicht mehr alles, was ich wollte", sagt er rückblickend. Und mit derselben Entschlossenheit, mit der seine turnerische Karriere begonnen hatte, beendet er sie und startet mit dem Laufen. "Ich bin spontan 2012 den Marathon in Karlsruhe mitgelaufen. Ich bin ins Ziel gekommen und es war in Ordnung, aber die Zeit hat mir nicht gefallen", beschreibt er den Einstieg in seine heutige Leidenschaft. Also begann er mit dem Training – und da er keine halbe Sachen macht, war ihm ein Marathon bald viel zu kurz und er sattelte auf Ultramarathon oder Trail um. "Am Anfang habe ich jeden Wettkampf mitgemacht", verrät der begeisterte Sportler.

Beliebte Wanderwege ohne Pause absolvieren

Doch mittlerweile hat er sich eine neue Herausforderung gesucht: Die Wanderwege, die andere Menschen an mehreren Tagen ablaufen, läuft Daniel Hernes in einem Stück – mit nur wenigen Pausen. "Ich habe mit dem Kandelweg begonnen und habe die 112 Kilometer in 24 Stunden und 28 Minuten geschafft", erzählt er begeistert. Vor kurzem machte er sich auf den Querweg, der die Ortenau mit dem Bodensee verbindet. "Es waren 29 Stunden ohne Schlaf", so der Läufer und gibt zu, dass er beinahe ausgestiegen wäre. "Aber dann habe ich keinen Ort zum Übernachten gefunden und dachte, nun mache ich weiter." Seine Leistungen dokumentiert er auf der Internetseite fastestknowntime.de. Auch die sogenannte Mount Everest Challenge hat er mit Bravour bestanden. Dabei müssen die Absolventen eine Strecke so oft laufen, bis sie die Gesamtdistanz plus die Höhenmeter geschafft haben, die denen des höchsten Bergs der Welt entsprechen. "Ich bin 22 Stunden das Hohe Horn rauf und wieder runter gelaufen, bis es geschafft war", sagt er und grinst dabei. Wiederholungen sind augenscheinlich nicht sein Problem: "Ich will auch noch die Herausforderung annehmen, 24 Stunden lang Klimmzüge zu machen."

Wie sein Körper das Pensum schafft, ist ihm selbst nicht klar: "Ich brauche nicht viel Erholung oder Pausen, das schätze ich." Trotz aller Leidenschaft für den Sport, seine Familie darf nicht darunter leiden. "Ich gehe ganz normal in meinem Beruf als Einzelhandelskaufmann arbeiten. Das bedeutet, dass ich um 4.30 Uhr aufstehe, um zu trainieren. Denn am Abend bin ich für meine Frau und meine Tochter da." Das ist auch der Grund, warum er nur an den Wochenende zu seinen Mammuttouren aufbricht. "Mein Frau weiß, dass ich es brauche, deshalb unterstützt sie mich", sagt Daniel Hernes. Und über eine Handyapp weiß sie, wo er sich bei seinen Herausforderungen gerade befindet. Sein nächstes Projekt: "Ich will den Westweg von Pforzheim nach Basel als Schnellster schaffen." Christina Großheim

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.