Die Glosse im Guller
Deutsche Bahn hat Pünktlichkeitsziele
Jeder vierte Zug im Fernverkehr hatte 2021 Verspätung. Doch das wird sich jetzt ändern. Zumindest sagte das Anfang der Woche Richard Lutz. Und der Mann ist nicht irgendwer, sondern immerhin Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG. Diese hat sich für 2022 Großes vorgenommen. Sage und schreibe 80 Prozent der Fernzüge sollen pünktlich sein. Anders formuliert: Jeder Fünfte läuft weiterhin mit Verspätung im Bahnhof ein. Letzteres klingt aber irgendwie negativer. Deshalb spricht der Richard Lutz lieber von Pünktlichkeitszielen. Topmanager wissen halt, wie man die Dinge positiv verpackt und damit Zuversicht verbreitet.
Spontanparty mit dem gemischten Chor
Aber es kommt noch besser: In den folgenden acht Jahren hat sich die Bahn das Pünktlichkeitsziel 85 Prozent vorgenommen, sagt ihr Chef. Da können sich doch jetzt alle mal so richtig auf 2030 freuen!
Für mich persönlich spielt es keine so große Rolle, ob jeder vierte oder fünfte Zug unpünktlich ist. Es ist nämlich grundsätzlich immer der, in dem ich gerade sitze. Das nervt besonders, wenn ich umsteigen muss. Wer schon mal mit dem Gepäck für einen zweiwöchigen Urlaub in nur zwei Minuten von Gleis 1 zum Gleis 26 rennen sollte, weiß, was ich meine. Da ist man mit dem Auto besser dran. Mit diesem kann es natürlich wegen Stau auf der Autobahn genauso zu Zeitverzögerungen kommen. Aber dann steht nur mein PKW, ich selbst kann bequem sitzenbleiben. Dieser Vorteil ist auch nicht zu unterschätzen, wenn der Anschlusszug schon weg ist. Okay, es kann meist eine spätere Verbindung genutzt werden. Allerdings ist da in der Regel kein Sitzplatz mehr reserviert. Pech, wenn dann alle Abteile überfüllt sind. Da kann es durchaus passieren, dass man inmitten eines 40-köpfigen gemischten Chors von Karlsruhe bis Frankfurt im Gang steht. Wobei das gar nicht mal so übel war, wie ich mich noch nebelhaft erinnere. Die gutgelaunten Gesangsfreunde hatten nämlich reichlich Prosecco sowie "Kleine Feiglinge" dabei und teilten diesen flüssigen Proviant großzügig mit ihren Mitreisenden. Mit solchen freudigen Spontanpartys können Autofahrer nicht aufwarten.
Krankheit, Quarantäne und Streiks
Übrigens soll es bei der Bahn auch in puncto Komfort Verbesserungen geben, verspricht Richard Lutz. Insgesamt 73 neue ICE hat die DB bestellt. Das bedeutet bis 2026 mehr Züge, Sitzplätze und Komfort. Das ist doch schon mal eine super Basis. Wenn es dann noch genug und vor allem gesundes Personal gibt, das sich nicht gerade in Quarantäne befindet oder streikt, dann wird doch alles gut. Hat der Bahnchef eigentlich auch Personalziele?Anne-Marie Glaser
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