Theatermacher Edzard Schoppmann
Der Mann, der mehr kann, als spielen
Neuried Am 3. Oktober startet das Theater Eurodistrict Baden Alsace in die Spielzeit 2024/25 und es feiert nächstes Jahr einen runden Geburtstag. Denn 2005 wurde das Ensemble von Edzard Schoppmann und seiner Frau Diana Zöller in Offenburg gegründet. "Ich wollte eigentlich kein Schauspieler werden", erzählt der 66-Jährige, den es dann aber doch auf die Bühne zog.
In Stuttgart aufgewachsen studierte er in Berlin Theaterwissenschaften und Germanistik. "Ich hatte einen Kurs an einer Pantomimeschule belegt", erzählt er von den Anfängen. Die Leiterin bescheinigte ihm Talent und schlug vor, dass er Schauspiel studieren solle. "Zuvor hatte ich nie über diesen Schritt nachgedacht", so Edzard Schoppmann. Er bewarb sich an der Hochschule der Künste in Berlin und wurde genommen. "Ich war einer von 100 Bewerbern. Das Studium war sehr prägend für mich", erinnert er sich zurück. Denn in Berlin sei nicht klassische Schauspielerei gelehrt worden, stattdessen wurde Wert auf konzeptionell denkende Darsteller gelegt. "Wir haben viele Projekte gemacht. Dabei wurde mir bewusst, dass ich nicht nur auf der Bühne stehen möchte."
Keine Lust auf eingefahrene Rollen
Nach dem Abschluss probierte sich Schoppmann dennoch an den klassischen Stadt- und Staatstheatern als Darsteller aus. "Ich war in Heidelberg, Mannheim und Stuttgart engagiert. Aber als Schauspieler habe ich mich nicht wohl gefühlt, der klassische Theaterbetrieb war mir zu eng."
Er begann, in Heidelberg eigene Projekte auf die Beine zustellen. Schließlich erhielt er die Chance, in Rastatt ein Privattheater aufzubauen und greift zu. Das Schlosstheater Rastatt machte sich einen Namen in der Region. In dieser Zeit lernte Edzard Schoppmann auch Edgar Common, Offenburger Kulturbüroleiter, kennen. Die Idee eines deutsch-französischen Theaters entstand und wurde mit einigen Anlaufschwierigkeiten in die Realität umgesetzt.
Im Herbst 2005 war es soweit: Im Offenburger Salmen wurde mit "Der Sturm" von Shakespeare das erste Stück aufgeführt, "Es war ein Stolperstart", beschreibt Edzard Schoppmann. "Wir hatten eigentlich keine Ahnung, was ein deutsch-französisches Theater braucht." Entsprechend verkopft sei das Ergebnis gewesen. "Am Anfang dachten wir, wir müssten in jedem Stück deutsche und französische Elemente haben."
Mehr als nur Theater auf Deutsch und Französisch
"Uns wurde klar, dass das Konzept zu eng war, wir machten uns zu abhängig", sagt Schoppmann. Es wurde die Idee des Theaters für den ländlichen Raum entwickelt, multi- und interkulturelle Stücke aufgenommen. Edzard Schoppmann schreibt Stücke, ist Regisseur, fertigt viele der Bühnenbilder, ist unermüdlicher Finder von finanziellen Quellen – und steht sogar noch selbst auf der Bühne. "Ich habe Theater nie nur als Schauspiel begriffen", stellt er fest.
Mit der Eröffnung der neuen Spielstätte im Forum am Rhein wurden neue Voraussetzungen für die Qualität der Produktionen geschaffen. "Wir haben unser Ansehen und Renommee gesteigert", ist Edzard Schoppman stolz auf das Erreichte. Zumal das Ensemble nach wie vor unterwegs in der Fläche ist und zu seinem Publikum.
Wurzeln hat der einst Ruhelose ebenfalls in der Ortenau geschlagen. "Vor 15 Jahren haben wir in Ohlsbach gebaut", erzählt er. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht: "Nur wenn ich zu viel Verwaltungsarbeit habe, dann schon."
Edzard Schoppmanns persönliche Tipps
Lieblingsspielstätten
- Forum am Rhein
- Landelinsgarten in Ettenheimmünster
- Point d'Eau in Ostwald
Wunschinszenierungen
- "Le Bal" nach dem Film von Carlos Saura
- "Der verreckte Hof" nach dem Buch von Ringsgwandel
- "22 Bahnen" nach dem Buch von Caroline Wahl
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