Arno Zürcher ist neuer Leiter des Landwirtschaftsamts
Das Leben auf einem Hof kennt er genau
Offenburg. Er hat inmitten einer großen Stadt vor Jahren sein Zuhause gefunden und ist in Sachen Landwirtschaft doch ein echter Experte. Dass das eine das andere keineswegs ausschließt, stellt Arno Zürcher jeden Tag unter Beweis: Der 55-Jährige hat im März die Leitung des Amts für Landwirtschaft beim Landratsamt Ortenaukreis übernommen.
Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Meißenheim, wusste Arno Zürcher schon recht früh, dass Landwirt nicht gerade sein Traumjob wäre. Zusammen mit den beiden älteren Schwestern musste er seinen Eltern auf dem Hof zur Hand gehen. "Mir hat das zwar Spaß gemacht, aber ich hätte auch gerne einfach mal nur mit meinen Freunden gespielt", erinnert sich der Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Vor allem im Tabakanbau musste Arno Zürcher mit anpacken: "Nach der Schule ging es gleich aufs Feld, Hausaufgaben wurden erst gemacht, wenn es dunkel war", erinnert er sich noch gut. Das ungeliebte Unkrautbekämpfen mit der Hacke konnte er immerhin mit Schlepperfahrten aufwiegen. "Das hat mir richtig Spaß gemacht", gibt er lachend zu.
Erst nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Lahr fiel die Entscheidung für seinen weiteren Werdegang. "Ich habe eine ausgeprägte linke Hirnhälfte, denn ich bin naturwissenschaftlich veranlagt", so Arno Zürcher, der damals zwei Optionen für sich gesehen hatte – Physik oder doch Landwirtschaft. Als er während seiner Zeit bei der Bundeswehr einen Physiker kennenlernte und der ihm etwas abgehoben erschien, fiel die Wahl auf das "bodenständige" Studium der Agrarwissenschaften in Hohenheim.
Von der Wissenschaft in die Verwaltung
"Das Berufsziel war zu der Zeit aber noch offen, weil das Studium sehr breit gefächert ist", erläutert Zürcher. 1993 schloss er die Uni als Diplom-Ingenieur ab und konnte sich nun doch vorstellen, Landwirt zu werden. "Nach meinem Vordiplom war ich 1990 vier Monate lang in Toulouse in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Dort kam mir die Idee, es mit dem Tomatenanbau auch in Meißenheim zu versuchen", erklärt er, "ich habe direkt nach dem Studium damit angefangen, musste aber schnell erkennen, dass die Produktion und die Vermarktung über den Großhandel nur Pfennig-Geschäfte waren. So war Arno Zürcher bis 2002 schließlich wissenschaftlich tätig, erst an der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt in Karlsruhe, dann am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft an der Uni Karlsruhe.
"Die familiäre Entwicklung hat mich schließlich veranlasst, den Weg in die Verwaltung zu gehen", so Zürcher, der 2002 ein Referendariat in der Landwirtschaftsverwaltung in Bruchsal absolvierte und 2004 in Kornwestheim in die Landwirtschaftsverwaltung einstieg. Von 2008 bis 2011 war Zürcher dann schon einmal beim Amt für Landwirtschaft des Ortenaukreises, wo er für die Beratung und Förderung landwirtschaftlicher Unternehmen zuständig und als Fachlehrer an den Fachschulen für Landwirtschaft in Offenburg und Emmendingen-Hochburg tätig war. Seine nächste Station führte ihn nach Forchheim auf das Versuchsgut des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums. Zuletzt war Arno Zürcher im Landratsamt Karlsruhe Abteilungsleiter für Landwirtschaftliche Produktion und die Fachschule für Landwirtschaft. Im Fokus seiner Arbeit als Leiter des Amts für Landwirtschaft in Offenburg stehen etwa die nachhaltige flächendeckende Landbewirtschaftung, die Weiterentwicklung der Vermarktung regionaler Nahrungsmittel sowie der Dialog zwischen den einzelnen Gruppen in der Weiterentwicklung der Landwirtschaft zu mehr Tierwohl, Klimaschutz und Biodiversität.
Nachhaltigkeit spielt auch im Privatleben von Arno Zürcher eine gewichtige Rolle. So besitzt die Familie beispielsweise bereits seit 30 Jahren kein Auto mehr. "Wir gehören zu den ersten Mitgliedern von Car-Sharing in Karlsruhe. Wir haben die Nummer 76", veranschaulicht er. Sehr viel ist er mit seiner Frau mit dem Fahrrad unterwegs, die Strecke von seinem Wohnort Karlsruhe nach Offenburg legt Arno Zürcher mit dem Zug zurück. "Dass das problemlos möglich ist, war mit ausschlaggebend, dass ich mich für die Stelle in Offenburg entschieden habe." Daniela Santo
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