Angedacht: Gerhard Bernauer
Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Leben

Gerhard Bernauer  | Foto: privat

Je älter ich werde, desto mehr verstärkt sich bei mir das Lebensgefühl: Nichts, aber auch gar nichts im Leben ist selbstverständlich.

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Dass ich noch lebe, dass ich mich noch gesund fühle, dass ich noch an Gott glaube, auch wenn ich auf einiges achte in Sachen Bewegung, Ernährung, verlässliche Beziehung: Letztlich ist doch alles Geschenk. Und so habe ich für mich den Schlüssel entdeckt, der zum Leben führt: die Dankbarkeit.

Sie beginnt im Bereich der Sinne. Wer es bezweifelt, braucht nur ein Fußbad zu nehmen. Sie setzt sich fort in den Überraschungen, die täglich auf mich warten. Ich kenne Menschen, die jeden Abend zumindest eine Sache aufschreiben, für die dankbar zu sein ihnen vorher noch nie in den Sinn gekommen ist. Und so vollendet sich der spirituelle Weg, auf dem der Glaube an Gott wachsen kann, denn Dankbarkeit ist zutiefst religiös.

Dabei hat Dankbarkeit auch sehr viel mit Menschen zu tun: die mit mir das Leben teilen und geteilt haben; die mich so annehmen wie ich bin; auch diejenigen, die mir das Leben schwer gemacht und mich herausgefordert haben. Durch sie alle fühle ich mich reich beschenkt.

Früher habe ich oft gesagt: Es geht mir gut und dafür bin ich dankbar. Inzwischen habe ich genauer hingeschaut und stelle fest, es ist gerade anders herum: Ich bin dankbar und deshalb geht es mir gut.

Dahinter steht für mich die Überzeugung, dass alles Gnade ist: unser Dasein, das Leben. Alles unverdient. Die einzig passende Antwort darauf ist deshalb: Dankbarkeit.

Gerhard Bernauer, Pfarrer i. R., Offenburg

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