Eine Frage, Frau Bressau
Auf keinen Fall die Grippeimpfung vergessen
Im Augenblick stehen die Impfungen gegen Corona im Mittelpunkt. Dabei übersehen viele, dass auch die nächste Grippesaison vor der Tür steht. Im Gespräch mit Dr. Evelyn Bressau, Leiterin der Gesundheitsamt des Ortenaukreises, klärt Christina Großheim, was dabei zu beachten ist.
Durch die Corona-Maßnahmen gab es in der vergangenen Saison nur wenige Grippefälle, wie schätzen Sie die Lage 2021/22 ein?
Das ist immer schwer vorherzusagen. Einige Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise das Maskentragen in Innenräumen, werden immer noch umgesetzt, gleichzeitig sind aber die Kontaktbeschränkungen im Vergleich zu vergangenem Jahr deutlich gelockert worden, was wiederum das Übertragungsrisiko erhöht. Zudem herrscht aufgrund der zuletzt ausgebliebenen Grippe-Saison eine geringere Immunität in der Bevölkerung vor. Es ist daher gut möglich, dass eine schwere Grippewelle auf uns zukommen könnte.
Wie wirksam werden die Grippeimpfstoffe sein?
Die Wirksamkeit ist in jeder Saison unterschiedlich, da sie von vielen Faktoren abhängt. Es gibt weltweit verschiedene Varianten des Grippe-Virus, die in jeder Saison in einem unterschiedlichen Mix zusammenwirken. Der Influenza-Impfstoff erhält dann jeweils die Oberflächenmerkmale der Varianten, die für die kommende Saison erwartet werden. Möglich ist eine Wirksamkeit bei jungen Erwachsenen von bis zu 80 Prozent. Bei älteren liegt die Wirksamkeit meist etwas niedriger, weshalb in dieser Saison erstmals ein Hochdosis-Impfstoff für diese Altersgruppe von der STIKO empfohlen wird. Aber auch wenn die Zusammensetzung nicht optimal vorab bestimmt werden konnte, schützt die Impfung immer noch vor schweren Verläufen, indem Sie die Symptome abmildert, und damit ist auch schon viel gewonnen.
Wann sollte die Grippeimpfung erfolgen?
Die Impfung kann ab Oktober in den meisten Praxen erfolgen. Eine geplante Impfung sollte bis spätestens Mitte Dezember durchgeführt werden. Die Grippeimpfung kann aber auch noch im Januar Sinn machen, wenn Sie zuvor versäumt wurde. Es ist auch möglich, die Grippeimpfung gleichzeitig mit der COVID-19-Impfung vornehmen zu lassen. Die Verabreichung erfolgt dann an unterschiedlichen Gliedmaßen.
Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?
Besonders wichtig und deshalb von der STIKO auch klar empfohlen ist die Grippeimpfung für Menschen ab 60 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen, da sie von einem schweren Krankheitsverlauf bis zum Tod bedroht sind. Weiterhin für Menschen, die beruflich - etwa im Gesundheitswesen - Kontakt zu Risikogruppen haben, um diese nicht zu gefährden. Und nicht zu vergessen die Schwangeren, für die die Grippeimpfung ebenfalls besonders wichtig ist. Für die übrigen Personengruppen empfiehlt die STIKO die Impfung auch während der Corona-Pandemie zwar nicht ausdrücklich, das heißt aber nicht, dass sie davon abrät. Jeder kann sich impfen lassen, wenn von medizinischer Seite nichts dagegen spricht. In Baden-Württemberg tragen die Krankenkassen die Kosten für alle Altersgruppen und auch viele Arbeitgeber machen in den Betrieben entsprechende Impfangebote. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der drohenden schweren Grippewelle in dieser Saison ist es besonders ratsam, dass sich viele Menschen auch gegen Grippe impfen lassen. Wir müssen heftige parallele Krankheitswellen von COVID-19 und Influenza verhindern, um unser Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen.
Gibt es genug Grippeimpfstoff?
Die Versorgung mit Grippeimpfstoff in Deutschland ist gesichert. Die Auslieferung der ersten Impfstoffdosen an die Arztpraxen hat bereits begonnen.
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