Im Gespräch mit Dr. Martin Schreiner
200-jähriges Jubiläum der Rheingrenzvermessung

Dr. Martin Schreiner | Foto: Foto: Landratsamt Ortenaukreis
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Am 2. Juni 2017 jährte sich zum 200. Mal die erste Zusammenkunft der badisch-französischen Rheingrenzberichtigungskommission in Basel. Eine Wanderausstellung im Foyer des Landratsamts in Offenburg zeigt derzeit Kopien topographischer Karten von 1828 sowie 1838 und weitere Hintergrundinformationen zu der Rheingrenzvermessung. Die Ausstellung ist bis zum 14. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Dagmar Jäger sprach mit Dr. Martin Schreiner, Dezernent Ländlicher Raum beim Landratsamt Ortenaukreis, über die Bedeutung des Ereignisses.

Warum war die Rheinvermessung so wichtig?
Durch die regelmäßigen Hochwasser und Überschwemmungen am Rhein unterlag die Landschaft einer ständigen Veränderung. Dies führte zu dauernden Streitigkeiten zwischen den angrenzenden Gemeinden. Durch die Festlegung der Grenze wurden diese Differenzen größtenteils beseitigt.

Warum wird dieses Jubiläum so groß gefeiert?
Die Vermessung der Rheingrenze von 1817 bis 1840 war eine der ersten internationalen Zusammenarbeiten zwischen Deutschland und Frankreich. Es war politisch eine äußerst heikle Thematik. Vermessungstechnisch stellte dieses Großprojekt eine enorme Herausforderung für die badischen und französischen Ingenieure dar. Mit dem Jubiläum wollen wir sowohl die politische Einigung als auch die vermessungstechnischen Leistungen würdigen.

Wie wird heute im Unterschied zu damals vermessen?
Damals wurden Geländeaufnahmen mit Messtisch und Kippregel durchgeführt. Der Aufwand war erheblich, da es sich am Rhein noch um urwaldähnliches, sumpfiges und schwer zugängliches Gelände handelte. Heute ist der Vermessungsaufwand wesentlich geringer. Es werden für die Messaufgaben des Liegenschaftskatasters sogenannte Tachymeter verwendet. Das sind Instrumente zur Winkelmessung mit elektrooptischer Distanzmessung. Im offenen Gelände werden zudem Satellitenempfänger verwendet.

Wird heute überhaupt noch gemessen?
Einige der alten Rheinmarken sind noch vorhanden, haben allerdings nicht mehr die Bedeutung von damals. Heute werde sie als Lagefestpunkte für Fortführungsvermessungen des Liegenschaftskatasters genutzt.

Machte die Rheinbegradigung das Feststellen des Grenzverlaufs einfacher?
Mit der 1876 abgeschlossenen Rheinkorrektur von Tulla verlor die geschaffene Grenze an Bedeutung. Die heutige Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich ist durch die Uferlinien bestimmt und verläuft in der Mitte des Flusses. 2009 wurde die Grenze auf der Europabrücke und auf der Passerelle des Deux Rives, der Mimram-Brücke, durch Markierungen sichtbar gemacht. Dr. Martin Schreiner Dr. Martin Schreiner

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