Hochschulfeier wurde online gehalten
Würdiger Abschluss als Home-Kino
Offenburg (st). 899 Studierende haben 2020 ihren Abschluss an der Hochschule Offenburg gemacht. Die Absolventen waren am Freitag, 13. November, zum „Großen Home-Kino für zwei außergewöhnliche Jahrgänge“ eingeladen.
„Die Coronakrise kann uns nicht davon abhalten, das Ende ihrer Studienzeit, die ein prägender Lebensabschnitt für Sie war, mit einem würdigen Abschluss zu begleiten“, begrüßte Professor Winfried Lieber die nun ehemaligen Studierenden, die aus Deutschland, Indien, Kolumbien, der Schweiz, Mexico, Frankreich, Thailand oder Brasilien zugeschaltet waren, an den Bildschirmen. „Ein Studium erfolgreich absolviert zu haben, geht nicht ohne Fleiß, Ausdauer, Frustrationstoleranz, Intelligenz und Leistungsdruck. Dies durchgehalten zu haben, verdient Lob und Anerkennung“, betonte er in seiner Rede. Neben all den erlernten Wissengrundlagen komme es am Ende aber doch auch auf etwas anderes an: Auf die Fähigkeit zum kritischen Denken. Und so gab der Rektor den Absolventen des Wintersemesters 2019/20 und des Sommersemesters 2020 einen Wunsch mit auf den weiteren Lebensweg: „Durchbrechen Sie Ihre Standardeinstellungen, wagen Sie mehr Empathie, also die Bereitschaft und Fähigkeit sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen.“
Hochschullehrpreisträger und neue Professoren beim Tête-à-Tête
Diese Bereitschaft und Fähigkeit besitzt offenbar auch Prof. Dr. Thomas Seifert, der in diesem Jahr den Hochschullehrpreis erhalten hat. Bei einem Tête-à-Tête mit zwei neuen Lehrenden an der Hochschule Offenburg – der Professorin für E-Commerce Simone Braun und dem Professor für Audiogestaltung und Sounddesign Markus Birkle – spürte Thomas Seifert der Frage nach, warum die Studierenden ihn mit diesem Preis ausgezeichnet haben. „Dass, was mir für meine Lehre wichtig ist, ist scheinbar auch den Studierenden wichtig“, schloss er aus deren Kommentaren. Das sei zum einen Struktur, einen roten Faden zu haben, zu wissen, warum tue ich das, wozu kann ich das später benutzen, bringt mir das etwas für mein Leben. Zum anderen gebe es auch die emotionale Komponente, dass wir uns nicht nur im Format Datenübertragung begegnen, sondern dass auch irgendetwas mitschwingt, eine Connection, eine Interaktion. „Und wenn das da ist, merke ich, dass es einfach verdammt viel Spaß macht, dass es mich ziemlich motiviert und ich glaube, wenn das passiert sind wir gegenseitig im Spiel“, erklärte der Professor für Technische Mechanik und Werkstofftechnik.
Anschließend fragte er seine neuen Kollegen, was diese denn aus ihrem Studium mitgenommen hätten beziehungsweise was Sie den Studierenden durch ihre Lehre mitgeben wollten. Markus Birkle sind zum einen das unvorhersehbare Staunen des Entdeckers, die kindliche, spielerische Neugier, die Begeisterung für Moment und zum anderen der Drang des Forschers, Dingen analytisch auf den Grund zu gehen, wichtig. „Daraus gilt es, eine kreative Synthese zu bilden“, sagte der Diplom-Musiker. Simone Braun will den Studierenden mitgeben, ihre Neugier und den Glauben sich immer etwas Neues aneignen zu können beizubehalten, nicht limitiert zu sein, offen an Sachen ranzugehen, Dinge auszuprobieren, sich selbst herauszufordern und über den eigenen Schatten zu springen. „Und das alles immer mit dem Gedanken ,Ja, ich kann das‘, auch wenn man mal scheitert“, fügte die Daten-Managerin hinzu. „Wir sollten das Scheitern viel mehr kultivieren und den Mut haben für Entscheidungen, Dinge zu tun, die auch scheitern können. Denn erst durch diesen Mut schaffen wir Veränderungen“, ergänzte Thomas Seifert.
Und dann forderte er die Absolventen an den Bildschirmen auf „Bleibt wie ihr seid“ und wünschte ihnen, dass sie viele richtige Entscheidungen treffen werden und auch ein paar falsche, die sich im Nachhinein als richtige erweisen. Simone Braun wünschte sich „seid neugierig, leidenschaftlich und wachst über Euch hinaus“. Und Markus Birkle wünschte allen „bunte, vielseitige Erlebnisse, Liebe, Wachstum, Neugierde und Spaß an der Improvisation“.
Im Anschluss ließen einige Absolventen der beiden außergewöhnlichen Jahrgänge im Gespräch ihre Studienzeit Revue passieren. Zu ihren schönsten Momenten an der Hochschule zählten die enge Verzahnung verschiedener ingenieurtechnischer Bereiche, die teileweise sehr lustigen Vorlesungen, der Sporttag, spannende Labore und zahlreiche interessante Projektarbeiten, der enge Zusammenhalt in der Gruppe, die Brückenkurse, die den Einstiegs ins Studium erleichterten, oder die hilfsbereiten Professorinnen, Professoren und Mitarbeitenden von Verwaltung und Personalabteilung. Und auch neben dem Studium gab es zahlreiche bemerkenswerte Erlebnisse, wie einen Schwan, der im Gifiz-See zum Kühlen gelagerte Getränke in seinen Besitz nahm, eine durch gleiche Straßennamen in zwei verschiedenen Städten hervorgerufene Ortsverwechslung, eine spontane Weinwanderung, Mountain-Bike-Touren im nahegelegen Schwarzwald oder einfach die Schönheit der nicht so kalten Region.
Stellvertretend für ihre Kommilitonen hielten Alexandra Huber und Franziska Rohrer zum Abschluss die Absolventinnenrede. Sie erinnerten an die erste Euphorie und den ersten Dämpfer am Einführungstag, einzigartige Hemden eines Fahrzeugtechnik-Professors, Berge von klausurrelevanten Unterlagen und ein Lied trällernde Kommilitonen, weil das Handy während der Vorlesung klingelt. „Mit dem Erstsemester-Empfang im D-Gebäude hat eine Reise ins Unbekannte begonnen“, erklärte Alexandra Huber. Für diese habe es drei Optionen gegeben: nie die geplante Route verlassen, Umwege erweitern die Ortskenntnis oder immer auf der Überholspur maximales Wissen aneignen. „Jeder hat so seine eigenen großartigen Momente gefunden“, sagte Franziska Rohrer, „wir alle kennen aber auch diese Momente in denen man denkt, dass nichts mehr geht.“ Besonders die Prüfungsphasen hätten zu den schwereren Abschnitten der Reise gezählt. Doch sie seien den Weg ja nicht allein gegangen. „Dass wir das Studium erfolgreich abgeschlossen haben, verdanken wir vielen Menschen“, waren sich beide einig und nannten zum Beispiel Freunde, das Hotel Mama oder den Nachhilfelehrer Papa. Der Dank der beiden galt aber auch dem Lehrpersonal, dass seine Begeisterung für ein Fach auf die Studierenden übertragen und stets Zeit für ein Gespräch gehabt habe, sowie den Mitarbeitenden der Hochschule. Ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen riefen Sie zu: „Seid offen für Neues, habt Optimismus, Durchhaltevermögen, Begeisterung und Abenteuergeist. Die Reise ist nicht zu Ende. Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen. Laufen wir los.“
Umrahmt wurde die einzelnen Rede- und Gesprächsbeiträge durch Ausschnitte eines Konzerts des Hochschulorchesters sowie einige Beiträge aus dem hochschuleigenen Kurzfilmfestival shorts. Im Abspann wurden alle Absolventinnen und Absolventen nach Fakultäten und Studiengängen geordnet namentlich erwähnt.
Statistik
Die vier Fakultäten und die Graduate School verließen 2020 insgesamt 899 Studierende, darunter 284 Frauen. 464 Absolventinnen und Absolventen stammten aus der Ortenau. Die Studiengänge aus der Fakultät Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen waren mit 289 Absolventinnen und Absolventen die stärksten, gefolgt von den Fakultäten Maschinenbau und Verfahrenstechnik (195), Elektrotechnik, Medizintechnik und Informatik (179) sowie Medien- und Informationswesen (137). 567 Studierende absolvierten einen Bachelorstudiengang, 332 einen Masterstudiengang, darunter 90 einen internationalen Master der Graduate School. Derzeit studieren 4370 junge Menschen an der Hochschule Offenburg, 1325 davon sind Frauen.
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