E-Mobiltät in Unternehmen
Wirtschaftswerkstatt sucht nach Ansätzen
Offenburg (st). Jobtickets, firmeneigene Lastenfahrräder, der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge – die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Entwicklung der umweltfreundlichen Mobilität in Unternehmen waren Gegenstand eines Werkstattgesprächs, zu dem die Städte Offenburg, Lahr und Kehl am 30. Juli in die Offenburger Reithalle eingeladen hatten.
Im Rahmen der Erstellung der kommunalen Elektromobilitätskonzepte diskutierten knapp 40 Unternehmer aus der Region ihre Anregungen und Herausforderungen untereinander und mit den kommunalen Vertretern. Wie wichtig dieser Austausch ist, machte Offenburgs Baubürgermeister Oliver Martini gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich: „Mobilität macht an den Gemeindegrenzen nicht halt. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der Mobilität in einer wirtschaftlich starken Region bewältigen zu können.“
Wunsch und Wirklichkeit
Grundlage für den Austausch war die Vorarbeit der Büros Green City Experience aus München und ISME aus Stuttgart: Jessica Le-Bris stellte zunächst die Auswertung der vor einem halben Jahr in den Ortenauer Unternehmen vorgenommenen Mobilitätsbefragung vor. Auffällig dabei: Der Wunsch nach einer verstärkten Nutzung nachhaltiger Mobilitätsangebote auf Arbeitswegen und dienstlich zurückgelegten Wegen ist da, dennoch kommt mit großem Abstand weiterhin das diesel- oder benzingetriebene Auto zum Einsatz.
Die Möglichkeiten, davon wegzukommen, seien vielfältig, so Le-Bris. Neben finanziellen Anreizen etwa für ein „Jobrad“ oder „Jobticket“ sollten Unternehmen beispielsweise über das Einrichten sicherer Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Duschen für die radfahrenden Mitarbeiter und die Nutzung des Car-Sharing-Angebots auf dienstlichen Wegestrecken nachdenken. Wichtig sei vor allem, Möglichkeiten zur Beratung und zum Ausprobieren von nachhaltigen Mobilitätsangeboten anzubieten.
Praxisbeispiel Finanzamt
Wie das in der Praxis gelingen kann, stellte Stefan Faulhaber vom Finanzamt Offenburg vor. Für den Neubau eines Bürogebäudes mussten 80 Pkw-Stellplätze weichen – ohne dass dies zu Problemen geführt hätte, betont Faulhaber. Es gehe nicht darum, dass die Mitarbeiter zur Nutzung des ÖPNV gezwungen würden, aber „die vielleicht liebgewonnene Gewohnheit, sich morgens ins Auto zu setzen, hinterfragen“.
Eine Projektgruppe aus Mitarbeitenden des Finanzamts hatte im Vorfeld die Kollegen zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt und auf dieser Grundlage ein Konzept entwickelt, das die Finanzbeamten heute verstärkt auf Bus, Bahn und Rad bringt, ohne dass dies als Qualitätsverlust wahrgenommen würde. PKW-Stellplätze gebe es künftig nur noch zum Kurzzeitparken, für gehbehinderte Mitarbeiter oder zum Be- und Entladen. Ein schöner Nebeneffekt des Mobilitätskonzepts des Finanzamts: eine Prämierung im Wettbewerb „mobil gewinnt“.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Anschließend waren die Unternehmerinnen und Unternehmer am Zug, über Herausforderungen und Lösungsansätze im Mobilitätsbereich zu diskutieren. Die Versteuerung geldwerter Vorteile und Möglichkeiten zur Bewältigung des Liefer- und Kundenverkehrs waren genauso Thema wie der regelmäßige Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen. Fördermittel und Beratung zu Fördermitteln seien ebenso wichtig wie klar benannte Ansprechpartner.
Um Schwierigkeiten wie die immer noch zu geringe Reichweite von E-Fahrzeugen überwinden zu können, wurde die Einrichtung von Testmöglichkeiten für neue Mobilitätsangebote benannt. Ebenso sei die Bereitstellung von Fahrrädern für die Langzeitausleihe und die aktive Ansprache potenzieller Nutzer von Sharing-Angeboten wünschenswert. Stadtplaner Matthias Kaufhold von der Stadt Kehl betonte, dass die Städte und Gemeinden nicht alle Mobilitätsdienstleistungen selbst erbringen, aber diese koordiniert entwickeln könnten. So sei etwa denkbar, dass für Car-Sharing-Angebote oder Elektroladesäulen Standorte gezielt in Nähe von Unternehmen gesucht werden, die gleichzeitig einen Beitrag zum betrieblichen Mobilitätsmanagement liefern können und für eine Grundauslastung der Mobilitätsangebote sorgen.
Zukunftsperspektiven
Wie es nun weitergeht und welche Rolle die Unternehmen bei der Mobilitätsentwicklung in der Region spielten könnten, erläuterten zum Abschluss der Veranstaltung die Vertreter der Kommunen, die zum Austausch eingeladen hatten. Mathias Kassel von der Stabsstelle für Mobilität der Zukunft in Offenburg stellte den Ansatz des vernetzten Vorgehens in den Vordergrund. Genauso wie die kommunalen Verwaltungen bereits verstärkt zusammenarbeiteten, sei dies auch auf der Unternehmerebene gut vorstellbar. „Die Städte und Gemeinden sind auf Anregungen und Initiativen angewiesen“, ergänzte Verkehrsplaner Martin Stehr für die Stadt Lahr. Er rief dazu auf, entsprechende Beteiligungsformate zu Mobilitätsthemen verstärkt zu nutzen und Projekte gemeinsam zu entwickeln.
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