Nach Schüssen in Waldbachschule
"Warum nur hat der Junge das getan?"

Foto: Großheim
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Offenburg Trauer, Wut, Betroffenheit – der Tod eines Schülers der Waldbachschule lässt niemanden kalt. Mutmaßlicher Täter ist ein 15-Jähriger, der am Donnerstag gezielt zwei Schüsse auf ihn abgegeben haben soll. Auch am Samstag legten Menschen Blumen und Kerzen vor dem Eingang der Schule ab. Das Geschehene schockiert.

Als alles anders wurde

Katrin Zanier wird diesen Tag sicher nie vergessen, auch wenn ihre Familie "nur" indirekt betroffen war. "Unser Sohn besucht die Astrid-Lindgren-Schule", erzählt die Mutter. Diese liegt in unmittelbarer Nähe zum Tatort. Um 12 Uhr erhielt sie eine Mitteilung per WhatsApp von der Schulleitung, dass an der Waldbachschule ein Polizeieinsatz stattfinde, das Schulgebäude verschlossen sei und weitere Nachrichten folgen würden.
Für die Mutter eines Neunjährigen begannen damit zwei bange Stunden: Schnell folgten weitere Nachrichten darüber, dass sich alle Kinder in den Klassenzimmern befänden, diese verschlossen seien und alles getan werde, um die Kinder zu schützen. "Außerdem wurden wir gebeten, nicht zur Schule zu kommen", berichtet sie. Sie hielt sich an die Anweisung, aber viele andere Eltern ließen sich nicht davon abhalten. "Ich hatte große Angst", gesteht Katrin Zanier. "Um 14 Uhr erhielt ich endlich die erlösende Nachricht, dass die Gefahr vorbei ist und wir die Kinder an der Schule abholen können", so die Mutter. Kurz darauf schloss sie ihren Sohn in die Arme.

Schüler und Lehrer weinten

"Wir waren beide so erleichtert, dass wir geweint haben", sagt sie. Viele Schüler und Lehrer hielten ihre Tränen ebenfalls nicht zurück. Auch wenn sich die Gefühle bald beruhigten, der Nachmittag normal verlief, beschäftigte das Geschehen doch weiterhin. "Die Ereignisse haben ihn berührt", sagt Katrin Zanier. Immer wieder sei er auf das Thema zurückgekommen, habe erzählt, dass manche Klassenkameraden ängstlich, andere sogar aggressiv reagiert hätten. "Die Kinder hatten wahrscheinlich wahnsinnige Angst", vermutet Katrin Zanier. Vor allem stand immer die Frage im Raum: "Warum nur hat der Junge das getan?"
Die Waldbachschule blieb am Freitag geschlossen, alle anderen Schüler des Schulzentrums Nordweststadt hatten Unterricht. "Während ich gemischte Gefühle hatte, als ich meinen Sohn zur Schule brachte, schien es ihm nichts auszumachen", sagt Katrin Zanier, die den Weg entlang der Waldbachschule an diesem Tag bewusst vermied. "Die Kinder bekamen in den ersten beiden Schulstunden die Möglichkeit, das Geschehene zu hinterfragen und so zu verarbeiten", lobt sie das Angebot und Engagement der Schule. In so einem Moment wird einem bewusst, wie hilflos man ist."

Foto: Großheim
Offenburg stand auch am Samstag noch unter Schock. Viele legten Kerzen und Blumen vor der Waldbachschule ab. | Foto: Glaser

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