Mikroprojekt "Pfähler Park Galerie"
Verzauberung im Vorübergehen
Offenburg (st). Eine Idee und viele Akteure fanden im Sanierungsgebiet Bahnhof-Schlachthof in Offenburg zusammen. Eine zuvor weiße Mauer entlang des Grundstückes Okenstraße/Pfählerpark der Familie Morstadt strahlt nun in bunten Farben und Motiven, teilt die Stadt Offenburg mit. Psychisch erkrankte Menschen haben zusammen mit Pfadfindern des Stammes Martin Bucer der evangelischen Stadtkirchengemeinde das Kunstprojekt umgesetzt.
Stadträtin Angi Morstadt, Freie Wähler, hatte den Vorschlag gemacht, die Mauer freizugeben. Schnell waren die Kontakte geknüpft und mit der Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker mbH ein Träger für das Mikroprojekt gefunden. Bezuschusst wurde es durch die Mikroprojektförderung der Stadt Offenburg im Rahmen des Sanierungsgebietes Schlachthof-Bahnhof.
Inklusion stand im Vordergrund
Im Vordergrund des Projektes stand der Inklusionsgedanke. Nämlich psychisch erkrankte Menschen in Kontakt zu bringen mit Jugendlichen und Künstlern. Yvonne Matthes, freischaffende Künstlerin aus Zell-Weierbach, konnte als Gruppenleiterin ihre "Pfadis" im Alter von elf bis 18 Jahren zum Mitmachen motivieren. Der Offenburger Künstler Klaus Wörner hat die Malaktion moderiert. Und bei Christine Gloning von der Reha Offenburg liefen die Fäden zusammen. Beworben wurde das Projekt durch die städtische Jugendarbeit.
Ganz zu Beginn hatte Quartiersmanagerin Gianna Braun mit Unterstützung des Fachbereichs Kultur die Offenburger Künstler über ihre Ateliers angeschrieben. Das Motto „Gemeinsam sind wir stark“ war schnell gefunden und weist am Anfang der Mauer den Weg. Die Gruppe traf sich im April erstmals im Atelier der Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker mbH. Nach und nach konnte jeder für sich seine Motive festlegen und auf Papier skizzieren. Wie ein Puzzle fügen sich jetzt die Bilder aneinander und bilden ein wunderschönes Ganzes, das nicht nur von Bewohnern sondern auch von Vorübergehenden Lob erhält.
Vernissage
„Pfähler Park Galerie“ brachte es Stadträtin Angi Morstadt bei der Vernissage auf den Punkt. Früher nur Durchgangsstraße, „jetzt bleiben die Leute sogar stehen“, berichtet ein Anwohner. Auch Künstler Klaus Wörner zeigt sich begeistert „wie spannend es war zu sehen, mit welcher Dynamik die unterschiedlichen Gruppen ihre Werke umgesetzt haben.“ Ihm oblag es beim ersten Termin vor Ort, die Claims abzustecken, in denen jeder sein Motiv anlegen konnte.
Von der Reha waren sechs Personen beteiligt. Von den Pfadfindern waren rund 15 Kinder und Jugendliche am Werk. „Da war richtig Schwung in der Bude“, freuen sich die Künstler. Zuletzt wurde sogar bei nur vier Grad gearbeitet, manchmal abends noch mit dem Licht der Handys! Verwendet worden sind Fassadenfarben, also spezielle wetterfeste Farben. Und es gab nur die Grundfarben. Jeder der Akteure konnte also seine Farbwünsche selbst mischen. Kein leichtes Unterfangen, wie Teilnehmer Manfred berichtet. Auch gehört „ Mut dazu, mehr zu wagen“, sagt Peter, der ein wunderbares Landschaftsmotiv gezaubert hat. Denn es sei etwas anderes, auf einer Wand zu malen als auf Leinwand. Auch Yvonne Matthes lobt das Mikroprojekt. Es kam im richtigen Moment, um mit den Pfadfindern aktiv etwas zu gestalten. Ein Spruch auf der Wand bringt die Aktion auf den Punkt: „Das Ganze ist mehr als diese Summe seiner Teile.“ Denn sie hat Menschen zusammengeführt.
Im kommenden Jahr geht die Mikroprojektförderung in die zweite Runde. Anträge können fortlaufend bei der Quartiersmanagerin Gianna Braun unter E-Mail gianna.braun@offenburg.de oder direkt in der Info-Tanke am Freiburger Platz eingereicht werden. Weitere Infos unter Telefon 07 81/8225 62.
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