Babylotsinnen-Projekt am Ortenau Klinikum
Unterstützung für Eltern

Babylotsinnen Claudia Weber (l.) und Sandra Kappler vor dem Mutter-Kind-Zentrum am Ortenau Klinikum in Offenburg. | Foto: Ortenau Klinikum/ Sandra Fahlke
  • Babylotsinnen Claudia Weber (l.) und Sandra Kappler vor dem Mutter-Kind-Zentrum am Ortenau Klinikum in Offenburg.
  • Foto: Ortenau Klinikum/ Sandra Fahlke
  • hochgeladen von Rembert Graf Kerssenbrock

Offenburg (st). Mitte des Jahres traten Claudia Weber und Sandra Kappler ihren Dienst als Babylotsinnen auf der Entbindungsstation des Ortenau Klinikums in Offenburg an. Die beiden Sozialarbeiterinnen beraten werdende Eltern oder Eltern von Neugeborenen über bestehende Hilfsangebote für unerfahrene oder belastete Eltern. Das Projekt Babylotsinnen hat das Landratsamt Ortenaukreis im Rahmen seines Programms "Frühen Hilfen" in Zusammenarbeit mit dem Ortenau Klinikum gestartet.

Angebot für alle Eltern von Neugeborenen

Um den direkten Kontakt mit den werdenden Eltern zu suchen, gehen beide Babylotsinnen von Zimmer zu Zimmer. Für vertrauliche Gespräche haben sie außerdem ein Büro auf der Entbindungsstation zur Verfügung. Das Beratungsangebot der Babylotsinnen ist grundsätzlich für alle Eltern von Neugeborenen gedacht. Besonders wichtig sei es jedoch für Mütter, die Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby zeigen, erst spät von ihrer Schwangerschaft erfahren haben oder aber sprachliche sowie finanzielle Probleme haben, berichtet Sandra Kappler. Besonders wichtig sei es, präventiv zu wirken: "Das Ziel ist, vor allem belastete Familien rechtzeitig zu erreichen, bevor etwas total in Schieflage gerät."

Beide Babylotsinnen berichten aus ihrer Erfahrung, dass die persönliche Ansprache extrem wichtig sei. "Nur so können wir Fragen direkt beantworten und passende Kurse oder finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten individuell aufzeigen." Diesen Service können Ärzte und Pflegekräfte aus zeitlichen Gründen heute nicht mehr leisten. Allein am Ortenau Klinikum in Offenburg kommen jedes Jahr mehr als 2.500 Babys zur Welt und in der gesamten Ortenau rund 4.300.

Bis zu 180 Frauen beraten die Babylotsinnen, die beide in Teilzeit arbeiten, im Monat. Angesichts der hohen Geburtenzahlen sei das immer noch nicht genug, so Ullrich Böttinger, der das Amt für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt leitet. Aus seiner Sicht wäre noch mal eine ganze Stelle nötig, um alle Eltern im Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl erreichen zu können.

Pläne für Achern und Lahr

Auch an den Ortenau Kliniken in Achern und Lahr werden in Kürze Babylotsinnen mit jeweils einer halben Stelle eingesetzt und auch hier wäre der Bedarf in etwa doppelt so hoch, berichtet Böttinger. Das Geld für dieses Angebot stammt aus einem Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche, das Ende 2022 ausläuft. Zur selben Zeit endet auch das Programm der Babylotsinnen in Offenburg, welches aus der Bundesstiftung "Frühe Hilfen" finanziert wurde.

"Es muss weitergehen!" ist die einhellige Meinung von Ärzten und Pflegekräften am Ortenau Klinikum, denn das Angebot wird sehr gut angekommen und die Anfragen bei den Frühen Hilfen haben stark zugenommen. Zum Vergleich: in Hamburg und Berlin wurde der Bedarf und Nutzen von Babylotsinnen bereits erkannt und diese flächendeckend eingesetzt. Bundesweit werden bisher insgesamt 16 Prozent aller Geburten durch Babylotsinnen begleitet. Das sei noch viel zu wenig, die Tendenz ist aber deutlich ansteigend, so Böttinger.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.