Der Borkenkäfer ist in Offenburg aktiv
Trockenheit macht vor allem jungen Bäumen zu schaffen
Offenburg (gro). Es war ein langer, heißer und vor allem trockener Sommer, der bis weit in den Herbst hineinreichte. Unter den Temperaturen, aber vor allen Dingen dem fehlenden Wasser von oben leiden auch die Bäume – im Wald und in der Stadt. Für 3.000 Hektar Privat- und Gemeindewald sind die Technischen Betriebe Offenburg (TBO) verantwortlich.
"Der Wald hat den Sommer schlecht bewältigt", verrät Andreas Broß, Leiter Baumschau/Baumpflege, Revierleiter Zunsweier und Stadtwald Süd bei der TBO, im Gespräch. "Wir haben im Auenwald in der Ebene starke Schäden an den Kulturen, die neu angelegt wurden." Die neu gepflanzten Bäume in den Schonungen hätten unter dem Wassermangel stark gelitten. "Diesen Bäumen fehlt einfach das Feinwurzelwerk. Auf einigen Flächen werden wir nachpflanzen müssen. Ich schätze, dass rund ein Viertel der Kulturen betroffen sind." Ob das tatsächlich so ist, wird sich laut Broß erst im Frühjahr zeigen, wenn die Bäume wieder austreiben. Die älteren Bäume im Auenwald hätten den Sommer bislang gut überstanden, allerdings: "Ob und wie stark sie geschädigt wurden, zeigt sich oft erst in zwei bis drei Jahren", weiß der Fachmann. Dank des tiefen Wurzelwerks könnten ältere Bäume die Trockenheit besser überstehen. Allerdings habe er beobachtet, dass Hainbuchen und Ahornbäume mit vorzeitigem Laubabwurf reagiert hätten, um die Verdunstung während der warmen Tage zu reduzieren.
Die Fichten und Tannen, die im Mischwald der Vorbergzone wachsen, seien durch den Borkenkäfer geschädigt worden. "Der Borkenkäfer frisst sich unter die Rinde und legt dort seine Eier ab. Die Larven fressen sich dann durch den Baum", erläutert Broß. Sei ein Baum gut mit Wasser versorgt, könne dieser den Schädling mit der Bildung von Baumharz abwehren. "Sind die Bäume aber zu trocken, dann gelingt das nicht", so Broß. Glücklicherweise sei das Frühjahr noch sehr nass gewesen, so dass die erste von mehreren Generationen Borkenkäfern wenig Schaden anrichten konnte. Doch ab Juni hätten die Käfer zugeschlagen. "Wir haben dort, wo wir Käfernester gefunden haben, die Bäume entfernt und das Holz schnellstmöglich aus dem Wald gefahren", beschreibt Broß die Abwehrmaßnahmen. Zudem überwintere der Käfer im Boden. "Wenn es weiter so trocken bleibt, hat er nächstes Jahr beste Bedingungen", befürchtet der Förster.
Auch die Bäume in der Stadt hätten unter der Hitze und der Trockenheit gelitten. "Sie sind noch schlechter dran als die im Wald", findet Andreas Broß, denn sie würden oft auf Mangelstandorten stehen. "Wir haben während der Sommermonate die letzten drei gepflanzten Baumjahrgänge im Stadtgebiet gewässert", schildert Broß. Bei 17.000 Bäumen im Stadtgebiet und den Ortsteilen sei es unmöglich, alle zu bewässern: "Ein junger Baum benötigt 200 Liter pro Durchgang, ein alter Baum noch mehr, das ist einfach nicht zu bewältigen." Dabei denkt der Förster nicht nur an den Arbeitsaufwand, sondern auch daran, dass das Wasser wiederum dem Grundwasser entzogen wird. "Es muss ja irgendwoher kommen", stellt er fest.
Bewährt haben sich die Wassersäcke, die dieses Jahr erstmals bei Neupflanzungen wie auf dem Lindenplatz eingesetzt worden waren. "Sie waren gut und schnell zu füllen und haben erst nach und nach die Feuchtigkeit an den Boden abgegeben. Sie sind besser als die Gießwälle, die wir sonst bei Neupflanzungen im Stadtgebiet bilden", zieht Broß Bilanz. Einer ersten Einschätzung nach haben rund 95 Prozent der Neupflanzungen den Sommer überlebt und sind angewachsen. "Für so ein extremes Wetter sind fünf Prozent, die eingegangen sind, nicht schlecht", betont er.
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