Ganz schön närrisch
Tolles Brauchtum: vom Rathaussturm bis Gizig-Rufen

Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens wird von der Ranzengarde nach dem Sturm auf das Rathaus abgeführt und Polizeipräsident Jürgen Rieger (Bild unten) wird von den Bohlsbacher Krabbenaze gehängt und gefleddert. Mehr Bilder vom Offenburger Narrentag gibt es auf unserer Webseite unter der-guller.de/97417. | Foto: Fotos: mak
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  • Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens wird von der Ranzengarde nach dem Sturm auf das Rathaus abgeführt und Polizeipräsident Jürgen Rieger (Bild unten) wird von den Bohlsbacher Krabbenaze gehängt und gefleddert. Mehr Bilder vom Offenburger Narrentag gibt es auf unserer Webseite unter der-guller.de/97417.
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  • hochgeladen von Matthias Kerber

Ortenau Der arme Polizeipräsident Jürgen Rieger, hart sind die Bohlsbacher Krabbenaze beim Offenburger Narrentag mit ihm ins Gericht gegangen. Er wurde unter dem Jubel der Besucher ordentlich durchgeschüttelt beim Hängen und Fleddern vor dem Offenburger Rathaus.

Zuvor stürmte die Althistorische Narrenzunft das Rathaus, trotz heftiger Gegenwehr mussten sich Oberbürgermeister Marco Steffens und seine Bürgermeister Oliver Martini und Hans-Peter Kopp ergeben.

Ein Schicksal, das viele Rathauschefs in der Ortenau trifft. Manche müssen bereits am 11. 11. die Macht an die Narren abgeben, doch meist muss am Schmutzigen Donnerstag der Schlüssel zum Rathaus übergeben werden. Die Ortenau bietet eine Vielzahl närrischer Bräuche, manche sind einzigartig, andere werden an vielen Orten gepflegt. Dazu zählen die Hemdglunker, die bekleidet mit Nachthemd und Zipfelmütze – da bei nachtschlafendner Zeit unterwegs – den Start in die Hochzeit der Narretei am Schmutzigen gestalten. Eine Ausnahme ist Gengenbach: Dort wecken die Hemdglunker schon früher den Schalk durch lautes Rufen aus seinem Schlaf im Niggelturm.

Apropos Lautstärke: Instrumente, die Krach machen, sind sehr beliebt bei den Narren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Sowohl in Gengenbach als auch in Haslach wird noch das Kleppern gepflegt. Dabei werden zwei Bretter zwischen Zeige-, Mittel- und Ringfinger einer Hand genommen und rhythmisch aufeinander geschlagen. In Gengenbach kleppern Buben und Mädchen, in Haslach auch Erwachsene. Dort werden sogar Kurse angeboten, denn es ist gar nicht so leicht, wie es aussieht. Die Ratsche, die so manches Spättle dreht, stammt aus dem Weinberg und diente als Vogelschreck.

Neckende Jecken

Handfest ist der Brauch mit einer leeren, aufgeblasenen Schweinsblase an einem Stecken, die Passanten zu necken. Keine Sorge, ein Klaps mit der "Saublodere", wie sie im Dialekt genannt wird, tut nicht wirklich weh. Sie ist bei vielen Zünften in der Region im Einsatz.

Schnurren tun nicht nur Katzen, sondern auch Narren. Nein, dabei handelt es sich nicht um genussvolle Laute, sondern um den Brauch in kleinen Gruppen durch die Gaststätten und Lokale während der Straßenfastnacht zu ziehen. Es werden witzige Texte, Lieder oder kleine Sketche vorgetragen. Vor den Schurranten bleibt nichts verborgen, die große Politik, aber auch die Ortsgemeinschaft bekommt ihr närrisches Fett ab. Die Ortenau ist bekannt für den Brauch des Schnurrens: Eine der Hochburgen ist Kappelrodeck, wo an mehreren Abenden die Schudis unterwegs sind. Schudis sind keine festen Narrenfiguren wie Hexen, Hansele oder Teufel. Sie verkleiden sich, wie es ihnen gefällt.

Was den Großen das Schnurren, ist den Kleinen das Gizig-Rufen: In Ettenheim, Achern und vielen anderen Städten und Gemeinden ziehen die Kinder durch die Stadt und rufen "Gizig, gizig", ihr Lohn sind Süßigkeiten von den Geschäftsinhabern.

Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens wird von der Ranzengarde nach dem Sturm auf das Rathaus abgeführt und Polizeipräsident Jürgen Rieger (Bild unten) wird von den Bohlsbacher Krabbenaze gehängt und gefleddert. Mehr Bilder vom Offenburger Narrentag gibt es auf unserer Webseite unter der-guller.de/97417. | Foto: Fotos: mak
Polizeipräsident Jürgen Rieger wird von den Krabbenaze Bohlsbach gehängt und gefleddert.  | Foto: mak

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