Lokaler Handel nutzt alle Verkaufswege, um im Wettbewerb attraktiv zu bleiben
"Shoppen ist heute oft eine Form von Freizeitgestaltung"
Ortenau (djä). Kaum eine Branche ist so dynamisch wie der Einzelhandel. Der Wettbewerb ist hart. Mit den unzähligen Internetshops wurden neue Vertriebswege etabliert. "Rund zehn Prozent der verkauften Güter entfallen heute auf den Onlinehandel", weiß Olaf Kather, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Südbaden in Freiburg. Die Organisation macht sich stark für die speziellen Belange und Ansprüche des regionalen Handels. Denn im Umkehrschluss werden eben 90 Prozent aller Verkäufe an lokalen Standorten getätigt.
Bedeutet das Internet nun das Aus für viele Einzelhändler? Olaf Kather betont: "Nein. Es gibt einen Wettbewerb der Standorte, zu denen lokal und virtuell auftretende Händler gehören. Der Einzelhandel vor Ort hat viele Vorteile. Die derzeitige Entwicklung bestätigt dies". Kaufen sei heute oft eine Form von Freizeitgestaltung, verbunden mit einem Erlebnis, mit Spaß und Unterhaltung. Qualifiziert beratende Verkäufer können im direkten, menschlichen Kontakt viel besser auf Kundenbedürfnisse eingehen. Fachpersonal mit Sensibilität und Empathie sei kaum zu ersetzen. Beim Blick in eine Fußgängerzone mit Ladengeschäften kann man den Trend erkennen: Viele Menschen gehen gemeinsam mit der Familie und mit Freunden "Shoppen" und verbinden das mit Bummeln, Essen, einem Kinobesuch. Dies gilt umso mehr, je vitaler sich die Städte und Gemeinden präsentieren. Wenn Politik, Verwaltung, Immobilieneigentümer und der Handel zusammenarbeiten, bleiben Innenstädte und Ortszenten attraktiv und lebendiger öffentlicher Raum.
Die Pluspunkte eines Internetauftritts erkennt auch der lokale Einzelhandel. Es gibt jederzeit eine große Informationsbreite, die Angebote sind über einen längeren Zeitraum verfügbar, das Bestellen ist einfach. Eine Verschmelzung bietet sich an. Der lokale Handel sichert seine Zukunft, indem er digital sichtbar wird.
Der Handel ist im Wandel. Neue Optionen werden angeboten. Mit "Click and Collect" beispielsweise haben Kunden die Möglichkeit, die Produkte online zu recherchieren und zu bestellen, die Ware danach aber in einem stationären Einzelhandelsgeschäft abzuholen. Es fallen keine Versandkosten an. Selbstabholung ist die schnellste Versandoption. Während online selten eine Beratung stattfindet, können beim Händler Fragen direkt vor Ort geklärt werden.
Einkaufsgewohnheiten ändern sich. Nach Einschätzung von Olaf Kather ist die Tendenz rückläufig, dass sich Interessenten im Fachhandel informieren, aber im Internet den billigsten Anbieter suchen. Die Kunden kommen oft schon gut informiert in den Laden und legen Wert auf Beratung und die Möglichkeit, die Ware ganz real begutachten zu können. Wenn Preis und Service stimmen, wird immer noch lieber vor Ort gekauft.
„Wir möchten herausfinden, welche Themen die Händler aktuell bewegen“, erläutert Thomas Kaiser, Berater Handel und Tourismus bei der IHK Südlicher Oberrhein, und kündigt eine bundesweite Untersuchung an. „Gleichzeitig hoffen wir zu erfahren, wie wir als IHKs den Händlern helfen können, die digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen.“ Vieles sei im Zusammenhang mit der Digitalisierung noch unklar. Abgefragt werden beispielsweise der Digitalisierungsgrad im Betrieb, die Einstellung zum Thema, E-Commerce-Ansätze oder Geschäftsmodelle – Handel 4.0 ist das Schlagwort am Oberrhein.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.