Hilfsbereitschaft ist groß
Schwere Tage zwischen Hoffen und Bangen

Mitglieder der Alevitischen Gemeinde Offenburg beladen einen LKW mit Hilfsgütern. | Foto: Foto: gro
  • Mitglieder der Alevitischen Gemeinde Offenburg beladen einen LKW mit Hilfsgütern.
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Offenburg Es war Montag, 4.26 Uhr, als Vulcan Daysal durch die WhatsApp eines Freundes erfuhr, dass es ein schweres Erdbeben in der Türkei und Syrien gegeben hatte. "Er fragte mich, ob mit meiner Familie alles in Ordnung ist", erzählt der Co-Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Offenburg im Gespräch mit der Guller-Redaktion. Ein schneller Blick ins Internet zeigte ihm, dass Anlass zur Sorge bestand. "Mein Onkel lebt im Erbebengebiet", so Daysal. Einige bange Stunden später wusste er, dass dieser großes Glück gehabt hatte. "Ihm ist nichts passiert, aber das Haus, in dem er lebt, ist unbewohnbar. Das Stockwerk unter seiner Wohnung ist einfach zusammengebrochen."

Andere Mitglieder der Alevitischen Gemeinde hatten nicht so viel Glück: "Eine Freundin von mir hat mehrere Angehörige verloren", sagt Co-Vorsitzende Güllü Erdem. Viele hätten am Mittwoch noch immer keinen Kontakt zu Freunden und Familienmitgliedern in dem betroffenen Gebiet gehabt. "Eine Reihe alevitischer Dörfer sind noch von der Hilfe abgeschnitten", schildert sie die Lage. Es gebe keine Wasserversorgung, keinen Strom und kein Telefonnetz.

Große Hilfsbereitschaft

Die Alevitische Gemeinde hatte am Dienstag über die sozialen Netzwerke zu Spenden aufgerufen. Von 12 bis 18 Uhr konnten Sachspenden abgegeben werden. "Wir hatten eine überwältigende Resonanz", freut sich Güllü Erdem. Nicht nur Gemeindemitglieder hätten Kleidung, Hygieneartikel, Decken und Kissen gespendet: "Es war Gänsehaut pur, es kamen so viele Menschen." Bis spät in die Nacht und noch den ganzen Dienstag sortierten freiwillige Helfer die Spenden und verpackten sie in Kartons und feste Plastiksäcke. "Wir arbeiten mit dem Alevitischen Zentrum in Straßburg zusammen. Unsere Spenden wurden schon am Dienstag dorthin gebracht und es ist ein LKW-Konvoi in Richtung Türkei gestartet", so Daysal und Erdem. Am Donnerstag machte sich ein weiterer Lastwagen auf den Weg.

"Die ersten LKW sind angekommen", berichtet Olcay Karakus. Die Hilfsgüter würden vor Ort geprüft und von Regierungsbeauftragten auf die betroffenen Gebiet verteilt. Sachspenden werden keine mehr gebraucht. "Wir sammeln jetzt Geldspenden", so Vulcan Daysal.
Wer die Möglichkeit hatte, ist in die Türkei gefahren oder geflogen. "Umut Topal, einer unserer Vorsitzenden, ist in der Region Malatya", so Daysal. Er habe gespendetes Geld mitgenommen und kaufe vor Ort, Lebensmittel und andere Dinge, die fehlen: "Die verteilt er dann unter den Menschen. Er wollte bei der Bergung helfen, aber das wird von der Regierung nicht zugelassen."

Zunächst mit Geld helfen

Die Türkisch-Islamische-Gemeinde in Offenburg hat Geldspenden gesammelt. Am Freitag verkauften die Frauen darum Speisen und Getränke in der Moschee. "Wir überweisen unsere Spenden an den türkischen Halbmond", sagt Vorstandsvorsitzender Ali Yildirim, der weiß. dass einige Gemeindemitglieder um ihre Familien bangen. Wer selbst Geld spenden wolle, solle dies am besten über die großen deutschen Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz tun. "Soweit wir es von hier aus beurteilen können, hat sich die Lage vor Ort verbessert. Es gibt nun Zelte für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben. Außerdem sollen Betroffene in Hotels in den Urlaubsgebieten vorläufig untergebracht werden." Atila Korkmaz, Imam der Moschee, steht denjenigen bei, die Freunde oder Familie verloren haben. Er hat Kontakt zu seinem Kollegen aus der Kehler Moschee. "Er stammt aus dem Erdbebengebiet und war gerade zu Besuch in der Heimat", erzählt Korkmaz. Nun sitze der Kehler Imam dort fest und versuche vor Ort etwas zu bewirken. "Aber es ist ein riesiges Gebiet, es ist so schwer den Menschen schnell zu helfen", sagt Atila Korkmaz.

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