Figuren aus Papua-Neuguinea
Schenkung an das Museum im Ritterhaus
Offenburg (st). Drei Figuren aus Papua-Neuguinea sind vergangene Woche im Rahmen einer Schenkung andas Museum im Ritterhaus übergeben worden. Liane Rosteck und ihr Sohn Jens Rosteck sind die großzügigen Spender. Sie hatten das Offenburger Museum mit seiner kolonialgeschichtlichen Ausstellung ganz gezielt ausgesucht, um die Skulpturen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Museumsleiter Wolfgang Reinbold und Kuratorin Anne Junk freuten sich über die Neuzugänge.
Bei den geschnitzten Figuren handelt es sich um eine männliche und eine weiblicheSkulptur. Die dritte Figur ist ebenfalls aus Holz geschnitzt und gab zunächst Rätsel auf, weil sie für ihr Herkunftsgebiet Papua-Neuguinea völlig untypisch gestaltet war und ein zweites Gesicht auf dem Bauch trug.
Gemeinsam mit ihrem Mann hatte Liane Rosteck die drei Schnitzereien in den 1970er-Jahren im östlichen Niedersachsen von einem Pastor erworben. Mehr war über ihre Herkunftzunächst nicht bekannt. Doch glücklicherweise hatte das Museum im Februar dieses Jahres ein gefördertes Projekt zur Provenienzforschung gestartet, das von der Ethnologin Susanne Leiendecker betreut wird. Leiendecker kennt sich nicht nur mit den Kulturen in Papua-Neuguinea gut aus, sondern auch mit der Missionsgeschichte dieser Region.
Alle drei Skulpturen konnte sie der Sepik-Region im Nordosten Papua-Neuguineaszuordnen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind dort auch deutsche Missionare tätig. Wenn diese Missionare von Zeit zu Zeit in ihre Heimat zurückkehrten, war es durchaus üblich, dass sie Schnitzereien zum Verkauf in Deutschland mit sich führten. So könnten die Skulpturen in die Sammlung des niedersächsischen Pastors gelangt sein.
Was die rätselhafte dritte Figur betrifft, so wird vermutet, dass es sich um die Darstellungeiner Schöpferfigur namens Daria handelt. Von einer Schlangenmutter geboren, wandert sie an der Küste entlang, gestaltet die Landschaft und bringt den Frauen das Gebären bei (und den Männern die Genitalien). Das zweite Gesicht, das sie auf dem Bauch trägt, stellt wahrscheinlich ihr erstes Kind dar, das durch ihre Hand den Tod fand.
Doch es könnte sich auch um eine im Sepik-Stil gestaltete Madonna mit Kind handeln. Da istdas letzte Wort noch nicht gesprochen. Fest steht aber, dass die drei Figuren gereinigt und restauriert werden, bevor sie nach und nach im Museum ausgestellt werden können. Bis dahin soll auch die Herkunft (Provenienz) der Stücke möglichst lückenlos geklärt sein. Es bleibt spannend.
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